Flucht aus P2P – Wie gut klappt es?

in #p2p5 years ago

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Okay, ich bekenne mich des Clickbaitings schuldig. ;) Selbstverständlich bleibe ich weiter bei meiner Aussage, dass ich nicht aus P2P-Krediten flüchten werde, sondern nur einen geordneten Rückzug machen werde. Zum einen eben, weil die aktuelle Krise mir doch über den Kopf hinaus wächst und ich durchaus ein wesentlich höheres Risiko eines Ausfalls sehe als ich bereit bin bei den aktuellen Zinsen zu zahlen. Und zum anderen eben, weil ich schlichtweg liquide Mittel in der Kriegskasse an der Börse bevorzuge.

Wie sieht nun aber ein geordneter Rückzug aus? Nun für mich bedeutet es en pari, also ohne einem Discount rauszukommen. Ich bin nicht bereit jemanden Geld dafür zu zahlen, damit er meine Kredite ablöst. Ich bin reingegangen mit dem Wissen, dass das Geld in einem Totalverlust endet kann, dann bleibe ich notfalls auch auf dem sinkenden Schiff. Werde ich panisch, realisiere ich sofort Verluste. Ansonsten besteht ja noch eine Chance, dass es vielleicht nicht ganz so schlimm wird, wie einige ungen.

Doch wie gut klappt dies eigentlich auf den einzelnen Plattformen?

Mintos

Mintos ist dafür bekannt, dass es der größte Markt für P2P-Kredite ist und zeichnet sich durch eine große Vielfalt an Orginatoren und einem sehr liquiden Sekundärmarkt aus. Soweit bis zur Corona-Krise. Momentan ist der Markt nämlich nicht mehr besonders liquide. Die Anzahl der Kredite dort hat sich auf fast 2 Millionen erhöht (üblich waren mal so um die 200k). Es ist also sehr offensichtlich, dass sehr viele Leute momentan aus den Krediten heraus wollen.

Teilweise mit etwas Geduld, kann man durchaus für bis zu 30% Discount Kredite dort kaufen. Wer also wirklich Mutig ist, kann ein gutes Geschäft machen. Doch obacht! Viele der Kredite sind von GetBucks, die bereits im letzten Jahr nicht mehr ganz so hoch im Kurs standen und unter Verdacht waren, vielleicht Zahlungsilliquide zu sein.

Insbesondere dadurch, dass die Kredite im Primärmarkt wie Steine in den Regalen liegen, fürchten einige nun, dass einige Anbahner vielleicht gar nicht so gut laufende Geschäfte haben und eher ein Ponzi Schema gefahren sind. Nun wer damit gerechnet hat, hätte eben auch kein Geld reinstecken dürfen. Doch es ist wahr! Fast schon verzweifelt bieten einige Anbahner 2% Cashback, während eben auf dem Sekundärmarkt fast 30% geboten werden. Wer dort noch am primären Markt kauft, dem kann man nicht mehr helfen. Wer schon das Risiko eingeht, dann mit Discount!

Dennoch ist die Stimmung hier ab gruseligsten. Viele die panisch weg wollen, wenige die sich auf die Discounts stürzen, das Wissen das man hier nicht über den Sekundärmarkt raus kommt. Dazu eben auch Nachrichten wie das Varks die Lizenz entzogen wurde, verstärken die Panik noch weiter. Dazu gerade die Newbs die in Invest&Access gegangen sind und nun realisieren, dass ihre Kredite sehr, sehr lange keine Beachtung finden werden.

Ergebnis ... ca. 120€ raus bekommen. Außer Tilgung und Zinsen momentan nichts zu machen.

Bondora Go & Grow

Hier steht eben das Versprechen der Anbieters im Raum, dass man jederzeit rauskommt, solange man liquide ist. Der Verkauf auf dem Sekundärmarkt ist überflüssig. Entsprechend habe ich hier einfach eine Überweisung angestoßen und die rund 2000 € nach 2 Tagen auf dem Konto gehabt. Für die mageren 6,5% immerhin ein ausreichender Trost.

Bondora Pro

Um hier raus zu kommen, muss man sich eben des Sekundärmarktes bedienen, wo ich auch alle meine Kredite en pari eingestellt habe. Noch am gleichen Tag wurden fast 60% des Portfolios von jemanden aufgekauft. Das hätte ich nicht unbedingt gemacht, aber will mich da nicht beklagen. Vermutlich liegt dies daran, dass insgesamt auch am sekundären Markt nicht die Panik zu beobachten ist, die man bei Mintos momentan sehen kann.

Die restlichen 20% wurden im laufe der Tage heraus gekauft. Übrig bleiben ca. 100€ und 600€ von „nicht grünen Krediten“. Hier kann man erwarten, dass man sie auch nicht ohne Abschlag verkaufen kann. Welcher Idiot würde Kredite kaufen, die bereits ausgefallen sind. Üblicherweise will man dafür ein saftiges Discount sehen. Lassen wir aber einfach mal weiter laufen...

Iuvo

Hier gibt es ein Handicap ... der Sekundärmark ist mit einer Gebühr von 1% belegt. Ohne Verlust komme ich hier also nicht ohne weiteres raus. Zugegeben 1% ist als Verlust durchaus okay, gerade da bisherige Testverkäufe immer extrem schnell akzeptiert wurden. Trotzdem werde ich die Kredite wohl eher auslaufen lassen.

Estate Guru

Nun hier liegt es in der Natur der Sache, dass die Kredite üblicherweise sehr lange laufen und erst am Ende ihre Fälligkeit haben. Entsprechend sind bisher nur Zinsen aufgelaufen. Wirklich schnell und günstig kommt man hier wohl nicht raus. Dies ist von daher schade, weil ich gerade erst Estate Guru aufgebaut habe und ich gleichzeitig damit rechne, dass Immobilienkredite stärker betroffen sein werden von der Krise als die Konsumkredite.

Ich begnüge mich hier allerdings auch mit einem Investitionsstopp und keinen Verkauf.

Swaper

Ist so ein Kandidat bei dem ich mir in der Krise sehr unsicher war. Da nicht besonders breit aufgestellt, theoretisch sehr anfällig für die Krise. Allerdings eben auch viele Kurzläufer, die sehr zügig zurück kommen und auch sehr schnell Überweisungen beraten. Gerade 1000€ angehoben und denke, dass man dies auch pro Woche in etwa dort rausbekommen wird.

Fazit

Wie auch an der Börse gibt es hier unterschiedliche Ansichten. Einige Kaufen momentan nach und fressen sich mit den Discounts voll. Ich wünschte ich würde den Optimismus teilen, da man dann sicherlich eine ganze Menge Geld machen könnte. Aber ohnehin zweifelhafte Anbahner in der Krise zu kaufen, ist es mir dann doch irgendwie nicht wert. Sehe ich ein paar Perlen, kaufe ich bei Mintos auch noch ein wenig nach.

Trotzdem zeigt sich gerade bei Mintos das wahre Elend der Krise. Panische Flüchtende und ein viel zu enges Tor. Dabei muss man den Sekundärmarkt halt wirklich verstehen. Den Anbahnern ist es völlig egal, ob Person A oder Person B den Kredit gibt. Am Ende müssen sie nur wissen, wer die Kohle bekommt. Solange der Kredit nicht ausfällt, besteht für den Anbahner an diesem Wechselspiel kein Risiko.

Blickt man allerdings auf dem primären Markt, kann man schon etwas nachdenklicher werden. Denn sind die Kredite ausgelaufen und es findet sich niemand mehr, der bereit ist einem Geld zu geben, dann steht schnell das Geschäftsmodell auf der Kippe und dann kann es schnell heikel werden. Bei weitem nicht jeder Anbahner in der Welt ist eine große Bank, sondern es sind auch sehr viele kleine Klitschen dabei, die sich schnell mal auf die Seite legen können.

Am Ende bleibt alles bei der Erwartung. P2P-Kredite sind hohes Risiko und wer schnell Panik bekommt, realisiert Verluste früher als Andere. Achso ja... und Glaskugeln für die Zukunft sind momentan echt Mangelware ;)

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Bei Bondora habe ich schon vor eine Monat €1500 abgezogen um woanders zu investieren.
Nochmal 700 hab ich vor 14 Tagen rausbekommen.
Und die restlichen 160€ bekomme ich jetzt in Raten. Heute sind wieder 6€ gutgeschrieben worden. Also it Momentan sofort aus Go&Grow rausziehen ist nicht möglich.

Bei Mintos hab ich mal die Auto Invests gestoppt. Und kaufe teils Kredite mit Rabatt am Sekundär Markt und teils lasse ichh auszahlen.
Geht aber schleppend voran.
Hatte vorher täglich zwischen 50 und 300 Cashflow und jetzt muß ich froh sein wenn 10 € zusammenkommen.
Grundsätzlich bleibe ich mit dem meisten Geld drinn. Im Moment auch eher unfreiwillig, aber ich verkaufe keine Kredite mit Abschlag.
Viel Glück und Gesundheit

Oh, Go&Grow hat auch bereits seine Limits erreicht. Das überrascht mich, danke für die Info!

Bei Mintos sinkt momentan der Discount auf dem Sekundärmarkt ja wieder und sind nur noch 20%. Ich kann aber bestätigen, dass die Rückflüsse wesentlich niedriger sind als zu anderen Zeiten. Gerade die News um Finko bzw. ehemals Varks hauen nochmal rein, allerdings hält sich die Panik da doch noch arg in Grenzen.

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