Vollgeld - Worum geht die Diskussion?
Wer ein wenig die Medien verfolgt hat, wird mitbekommen haben, dass in der Schweiz nun am Wochenende das Geldsystem zur Abstimmung gestellt wird und die Möglichkeit besteht, dass das sogenannte "Vollgeld" eingeführt wird. Dies irritiert zunächst ein wenig, da man mit dem Begriff nicht viel anfangen kann. Drohen unsere Nachbarn im Süden gar nun in den Kommunismus abzudriften und fangen nun bald an mit Muscheln zu bezahlen? Wir werfen heute einmal einen Blick auf das Thema.
Um vernünftig in der Diskussion einzusteigen, muss man erst einmal verstehen, was überhaupt "Geld" ist. Und hier wird gerade für die meisten Deutschen bereits der erste Schocker kommen. Es gibt nämlich wesentlich weniger Geld als wir zunächst annehmen würden. Den eigentlich sind nur die Münzen in unserer Geldbörse echtes Geld. Dieses wird von der Zentralbank ausgegeben, die darauf auch ein Monopol hat. Dem Geld steht hier auch ein gewisser Materialwert gegenüber, der aber zumindest bei den Cent-Beträgen weit jenseits des eigentlichen Wertes ist und es deswegen auch verboten ist diese anderweitig zu verwerten.
Aber wenn ich nun von Münzen spreche, was ist den mit Scheinen? Diese sind formell kein echtes Geld, sondern es sind Forderungen auf Geld. Es ist also eine Art Schuldschein auf dem die EZB sagt: Ich schulde Dir 100€! Und oben links unter dem Euro-Symbol macht der Draghi seine Unterschrift drauf. Da jeder von uns defacto diese Schuldscheine akzeptiert, haben sie von der Verwendung her einen Zustand als wäre es Geld. Den wir werden sie ja überall los und jeder akzeptiert sie.
Doch selbst wenn wir die Scheine mit dazu nehmen, haben wir den Geldfluss nicht final abgedeckt. Den all dies macht nur ca. 10% des gesamten Geldumlaufes aus. Den Rest macht das sogenannte Giralgeld aus oder eben im deutschen auch Buchgeld. Dieses Geld existiert nicht wirklich, sondern wird nur noch in Form einer Nummer gespeichert auf unseren Konten.
Das was viele Bürger immer wieder überrascht ist, wie das Giralgeld funktioniert. Den in den Köpfen der Menschen bringt Person A 100€ auf die Bank und Person B leiht sich 100€. Person A bekommt dann die Zinsen und die Bank ist nur der Vermittler in der Mitte. Dies stimmt aber nicht. Den die Bank ist in der Lage über das Giralgeld eine Wertschöpfung zu betreiben und verleiht die 100€ einfach mehrfach. Dies ist möglich, da sie eben das Geld nicht im vollen Umfang decken kann. Den nicht jeder von uns holt sich ständig sein Vermögen von der Bank ab und die meisten Kredite sind eben ... auch wieder nur Giralgeld.
Die Banken können also "Geld erschaffen" und tun dies auch fleißig. Zu Zeiten der Finanzkrise 2008 geisterten bei einigen Banken mit Werten um den Faktor 40 umher. D.h. jeder Euro der bei ihnen eingelagert wird, hat man bis zu 40€ verliehen. Dies stieg in den nächsten Jahres sogar noch an und es wurden Werte von bis zum 80x genannt. Wie hoch der Wert genau ist, lässt sich teilweise gar nicht so einfach ermitteln.
Dies hat nun zwei sehr große Folgen. Zum einen wird der eine oder andere von Euch vielleicht ein wenig irritiert sein und sich wundern, wieso die Banken Geld aus dem Nichts schaffen können. Den jeder von uns der hart für seine Euros arbeiten muss, wird sich ein wenig verarscht vorkommen, wenn er am Markt mit Menschen konkurrieren muss, die sich einfach etwas Geld nachdrucken können. Es hat ja seinen Grund, wieso wir z.B. Geldfälscher bestrafen. Bei Banken wird dies aber vollkommen legal erlaubt und gebilligt. Sie werden zu einem Teil des Systems und werden gerade aus diesem Grund eben auch "systemkritisch".
Die zweite Folge wird erst dann offenbart, wenn es kriselt. Machen Gerüchte die Runde, dass eine Bank kurz vor dem Konkurs steht, kommt es zu dem sogenannten "Bankrun". Das sind dann die Bilder, wenn die Menschen alle vor dem Automaten stehen und anfangen all ihr Geld abzuheben. Das Problem dabei ist, dass die Banken gar nicht das Geld haben, da dieses ja nur fiktiv existiert und nicht real ist. So bekommt nur ein Teil sein Geld von der Bank und die restlichen 90% gehen dann leer aus. In der Vergangenheit hat man versucht dies zu begrenzen in dem man dann nur bestimmte Höhen von Geld abheben konnte. Dies macht den Umgang mit dem Problem aber nur solidarischer, löst das Kernproblem aber nicht.
Das wirklich das gesamte Geld von Banken gedeckt wird, nennt man eben Vollgeld-System und ist eigentlich das ursprüngliche System, dass es gab. Meist in Form von Goldmünzen wurde der Handel betrieben. War die Münzen nichts mehr wert, weil der Bürge (z.B. der Staat) existierte, schmolz man sie kurzerhand ein, prägte sie neu und hatte nichts verloren. Da dies unpraktisch war, hat man irgendwann Reserve-Geld eingeführt. Hierbei lagerten Zentralbanken z.B. Gold ein mit entsprechenden Gegenwert und bürgten nun gegeüber billigen Geld z.B. als Kupfer. Dies hatte nicht mehr den Wert einer Goldmünze, aber es wurde akzeptiert, da es ja einen reichen und mächtigen Bürgen gab.
Diese Goldreserve wurden aber auch im 20. Jahrhundert zunehmend aufgelöst, da es angeblich nicht mehr Bezahlbar gewesen sei. Es kam das Zeitalter des Giralgeldes in dem wir uns auch heute eben bewegen. Dies als sehr einfache Einführung in ein Thema, dass im Kern wesentlich komplexer ist.
Fakt ist aber, dass die meisten Deutschen denken, dass wir ein Vollgeld-System haben und sich nicht bewusst darüber sind, wie unser heutiges Bankwesen funktioniert. Entsprechend ist man eben irritiert, wenn man nun hört, dass die Schweizer eben zum Vollgeld zurückkehren wollen. Da es ihrer Meinung nach ja bereits so gelebt wird!
Vollgeld hat natürlich nicht nur Vorteile, den in unserer Gesellschaft gibt es auch einige Profiteure einer großen Geldschwämme. Gerade da soviel Geld zur Verfügung steht, kommt man leicht an Geld in Form von Krediten ran. Würde es nicht die Masse geben, würde es wesentlich härteren Wettbewerb zwischen diesen geben und vermutlich dadurch die Zinsen massiv einsteigen. Dies ist natürlich für Kreditnehmer eher schlecht und für die Kreditgeber eher gut.
Ich persönlich freue mich sehr darüber, dass es diese Iniative in der Schweiz gibt. Ganz unabhängig davon auf welcher Seite man dabei auch steht oder wie vermögend man ist und damit vom aktuellen oder einem Vollgeld-System profitiert... es ist wichtig, dass man endlich aus der Bankkrise 2008 seine Schlüsse zieht. Dies ist nicht bei uns hier in Europa geschehen, sondern man hat einfach wie bisher auch weiter gemacht. Dies ist vor allem notwendig, da man eben einen Taschenspielertrick vollzieht und der nur solange geht, wie alle dran glauben. Würde man nun ein Vollgeld-System einführen, wäre es wirklich schwer zu sagen, was die langfristigen Folgen wären.
Trotzdem sollte man darüber diskutieren und genau dies tun unsere Nachbarn im Süden momentan. Und da soll einer sagen, dass Basisdemokratie nicht funktionieren könnte. Es ist eben doch am Ende auch nur eine Frage der Sozialisierung und das man auch in der Lage ist sich unemotional mit Problemen zu befassen.
ich danke dir für dein Beitrag ich finde in sehr interessant
Ich persönlich habe bei der Vollgeldinitiative ein Nein abgestimmt, da das Bankensystem so wie es ist, gut reguliert wird und die Bank nicht unbegrenzt Geld schöpfen kann. Auch wäre die Schweiz für Banken nicht mehr so attraktiv, da Banken ja in vielen Ländern Geld schöpfen können und somit ein klarer Minuspunkt für die Schweiz wäre.
Wäre ich Schweizer wäre mir die Wahl auch sehr schwer gefallen. Grundsätzlich bin ich ein großer Freund der Idee dahinter und würde es sehr gerne sehen, wenn die Banken gerade in Bezug der Geldschöpfung an eine sehr kurze Leine genommen werden. Schlichtweg weil sie gezeigt haben, dass sie nicht mit der Verantwortung umgehen können.
Auf der anderen Seite als Land in Europa umgeben von Ländern mit einem ganz anderen System, ist das ein sehr riskanter Eingriff, der eben auch nach hinten losgehen könnte. Von daher hätte ich vermutlich trotz der Sympathien dagegen gestimmt.
In jedem Fall vielen Dank an die Schweizer dafür, dass sie die Diskussion auch hier herüber getragen haben. Den so wirklich systemkritische Dinge zu hinterfragen ist nicht des Deutschen Sache. Da gibt es dann nur das bestehende System, dass man nichtmal einen Milimeter bewegen darf, da es sonst alles in sich zusammenbricht... oder man holt gleich wieder die Fugger/Rothschilds raus und endet darin, dass außerirdische Lebensformen uns versklaven wollen. Sachliche Diskussion darüber ist dann doch eher selten ;)
Die Diskussion ist zu begrüßen, auch wenn der Name etwas sperrig ist. Was aber leider verschwiegen wird, ist, dass es Vollgeld bereits gibt, in physischer Form als Gold und in digitaler Form als Bitcoin und Kryptowährungen, die ebenfalls schuldfreies Vollgeld sind.
Das stimmt. Die Kryptowährungen sollte man nicht vergessen bei der Diskussion, da sie eben auch meist eine Form von Vollgeld sind. Bei Gold wäre ich ein wenig vorsichtiger. Dies kann man zwar auch nicht schöpfen, ist aber als Währung doch eher ungeeignet und sollte man eher als Absicherung oder Wertanlage betrachten als als Geld. Zumindest in seiner heutigen Form.
Leute! Es geht vorwärts! ;)
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