Von Willkür und Vernunft

in Deutsch Unpluggedlast month (edited)

I. Teil

Der Mensch von heute denkt ganz gerne,
mit Intelligenz greife er nach dem Sterne,
und meint er würde alles richtig machen,
lies er seinen Willen doch nur machen.

Doch dabei vergisst er offenbar,
der eigne Wille ist manchmal, wenig wunderbar,
denn einfach nur sein Ding zu machen,
bedeutet auch, alles andere verlachen.

Man kann nun sagen,
"Ei gewiss wir haben doch Gesetze, sicherlich",
deren Sinn allein darin besteht,
das Recht und Ordnung nicht vergeht.

Da nun frag ich dich,
wie lange gilt Gesetzespflicht,
wenn es mein Wille, der das Gesetz gebar,
ist es dann nicht wandelbar?

Ich bin der Schöpfer, ich,
manchmal will ich, manchmal nicht,
weshalb ja auch das Menschenrecht,
im Ernstfall schnell das "Recht" verkennt.

Die Willkür im Gesetzeslauf,
macht aus der Welt ein Irrenhaus,
worauf ich mich geschwind,
Sankt Augustinus´ Ausspruch schnell besinn.

Nimm weg Gesetz von einem Staat,
was anderes er denn dann vermag,
als nur mehr, einzig und allein,
ein Räuberbande sein.

Reinhard Fürst

Wir leben ja heute in einem positivem Rechtssystem, was sich besser anhört als es ist.
Ein positives Rechtssystem ist ein Rechtssystem in dem der Mensch das Recht autonom setzt. Meines Wissens ist es dabei egal ob es sich um ein ersessenes Recht handelt, oder um eine komplette Neuschaffung. Der genuine Geltungsbereich dieses Systems ist, wenn man so will, der Alltag. Innerhalb eines solchen Systems findet man z. B. Gewerbeordnungen, Straßenverkehrsordnung oder das Steuerrecht.
Und in all diesen Bereichen hat das positive Recht auch seine Berechtigung. Da ja das menschliche Dasein nie gleich bleibt, wie man ja auch nie zweimal in den selben Fluss steigt, kann sich dieses Rechtssystem relativ flexibel auf Veränderungen einstellen.
Schwierig wurde die Sachlage mit dem Aufkommen der Apostasie ab dem 19. Jahrhundert. Und im 20. Jahrhundert gelang der Durchbruch des positiven Rechtes in ALLE Bereiche der Menschheit. Damit wurde das Naturrecht verdrängt, das sich ja als ein von Gott abgeleitetes Recht versteht.
Dabei war natürlich nicht der Fortschritt der Beweggrund, sondern die Apostasie.
Man kann das Naturrecht als die Verfassung des Rechtssystems verstehen. In diesem Bereich gilt was schon immer galt und immer gelten wird solange es Menschen gibt. Einfach weil es Menschen betrifft und der Mensch ja nicht wandelbar ist in seiner Natur (zum Leidwesen sowohl der Totalitären als auch der Darwinjünger). Sollte wer Fragen dazu haben, immer nur heraus damit!
Jedenfalls ist das Problem offenkundig. Das positive Recht hat sich einen Geltungsbereich angeeignet, der ihm nicht zusteht. Dies hatte und wird noch haben, schlimmste Auswirkungen. Nicht weil ich das so gerne hätte, sondern, weil es nicht funktioniert!
Und es funktioniert nicht aus zwei Gründen, der erste wird hier benannt:

Wir haben uns im 21. Jahrhundert mittlerweile angewöhnt zu glauben, dass unserem Willen zu folgen uns zum "Paradies" führen würde. Das nennt man dann verharmlosend Selbstverwirklichung, meint allerdings in den meisten Fällen bloß Egoismus. Dieser ist auch oft notwendig, allerdings in engen Grenzen.
Verheerend wird es, wenn das Rechtssystem mit dem gleichen Grundgedanken unterfüttert wird. Denn der Sinn eines Gesetzes ist es eigentlich eine Ordnung aufrechtzuerhalten. Und zwar eine ethische Ordnung, keine willkürliche(was ja ein Widerspruch in sich selbst ist, Stichwort ordo ab chao)! Daher ja auch der gute Ruf von Recht und Ordnung kommt, wenn sie auf einem ethischen Fundament ruhen und nicht auf Willkür.
Wenn ich den positiven Rechtscharakter auf den Bereich des Naturrechtes ausdehne, stellt sich nicht mehr die Frage ob etwas richtig oder falsch ist, sondern nur, ob es rechtens ist oder nicht. Was ein himmelhoher Unterschied ist!
An solch einem Punkt angekommen, geht es nur mehr um Macht. Um die Macht ein Gesetz zu ändern oder nicht. An diesem Punkt allerdings spricht man nicht mehr von einem Rechtsstaat, sondern von Willkür.
Der Heilige Augustinus hat das dann schon vor 1600 Jahren sehr gut zusammengefasst, wonach ein Staat ohne Recht nichts anderes ist als eine Räuberbande.
Dies ist der erste von zwei Gründen warum ein positives Rechtssystem im "Verfassungsrang" nichts taugt, es ist Willkür. Und der Willkür ist ihr eigenes Scheitern immanent. Alles was ist kann, ontologisch betrachtet, nur in einer Ordnung auf Dauer bestehen. Ohne Ordnung zerfällt alles was ist, was auch für Rechtssysteme gilt.

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Kleiner Einspruch, ohne auf den Inhalt des Artikels eingehen zu wollen. Naturecht es mitnichten von irgendeinem metaphysischen Geschöpf abgeleitet.

Servus

Natürlich nicht, wäre es ein Geschöpf wäre es nicht GOTT 😉

Ich verstehe was du meinst. Das stimmt allerdings nicht. Aus einem einfachen Grund den du selbst sehr leicht nachprüfen kannst.
Nehmen wir als Beispiel Lüge Lüge ist in allen Gemeinschaftsformen verboten, gleichgültig in welcher Zeit und an welchem Ort. Die Frage die du dir nun selbst stellen kannst ist, warum?
Es gibt nämlich keine Begründung dafür jemanden NICHT zu belügen, keine Letztbegründung. Lügen ist ja viel einfacher, verschafft Vorteile und man steht selber besser da. Alles durchwegs positiv.
Man kann es auch umdrehen und argumentieren, dass man nicht lügen sollte weil man sonst Konsequenzen erdulden muss wenn man erwischt wird. Was allerdings nicht die Frage beantwortet WARUM man nicht lügen soll, da ja nicht einzusehen ist weshalb man sich dann auf nicht-lügen geeinigt haben soll wenn man nur Konsequenzen zu fürchten hätte. Warum sich also selbst belügen? Man bräuchte ja nur die Konsequenzen abschaffen und alles wäre in Butter. Tut man aber nicht weil es keine Vernunftkategorie sondern eine ethische Frage ist. Und in Ethik geht es um richtig oder falsch, gut und böse. Wäre dem nicht so müsstest du dir selbst die Frage stellen worüber du dich immer so aufregst? Ist alles nur vom Menschen abgeleitet, worüber regst du dich auf? Das ist dann halt der Lauf der Dinge. Doch dieser VERNUNFTSCHLUSS reicht dir nicht.
Warum?

Die Antwort darauf ist GOTT. Wenn GOTT nämlich geboten hat nicht zu lügen und die Richtigkeit dieser Aussage garantiert, dann ist dieses Verhalten in dieser Welt das richtige.
Deshalb rege ich mich nicht über so viele Dinge auf wie du, obwohl ich sie genauso ablehne wie du. Der Grund ist, dass diese Menschen sich falsch verhalten, weil sie sich falsch verhalten lehne ich es ab. Und weil sie sich falsch verhalten werden sie auch scheitern! So wie alle Tyrannen vor ihnen. Und alle nach ihnen.

In der Naturwissenschaft gilt übrigens das Gleiche. Irgendjemand muss die Naturgesetze garantieren, sonst wäre es nur Chaos. Und aus Chaos entsteht nicht Kosmos. Weil es ein Widerspruch in sich selbst ist.

Nun ja, hier sind wir nun mal unterschiedlicher Ansicht.

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