Selbst gemacht

Momentaufnahme vom 05.10.2020

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Gestern musste ich viel in der Stadt herumfahren, wohlgemerkt mit dem Moped. Aber selbst als Mopedfahrer kann man sich in Berlin zu Stoßzeiten fast nicht bewegen, ohne Radwege oder Gehwege zu verwenden. Das jedoch kann sehr teuer werden. Es ist wirklich extrem, wie hier der Individualverkehr behindert wird. Jeder großen Hauptstraße wurde eine Spur geklaut, um diese den Radfahrern zu spendieren. Und wo man vielleicht noch schneller als 30 fahren könnte, dort sind Baustellen, ohne Ende. Nun, ich finde das an sich eine gute Idee den Radfahrern bessere Wege zu spendieren, nur wie das hier in Berlin alles realisiert wird, lässt mich an der Kompetenz der Verantwortlichen zweifeln. Im Berufsverkehr braucht man für 10 Km in der Stadt locker eine volle Stunde. Das ist so krass, dass es sich nur Leute vorstellen können, die das selbst miterlebt haben.
Soweit das Auge reicht, Staus.
Eine grüne Ampel schaffen vielleicht 5 PKWs. Linksabbieger haben Glück, wenn es 3 schaffen, der vierte läuft schon Gefahr, nicht von der Kreuzung wegzukommen, um dann vom entgegenkommenden Verkehr in den Abgrund gehupt zu werden.
Aggressionen ohne Ende. Die Menschen sind psychisch alle ziemlich gestresst. Wie krank unsere Gesellschaft ist, kann man sehr gut im Berufsverkehr sehen. Da ziehe ich den Hut vor den Berufskraftfahrern, die jeden Tag diesen Stress aushalten müssen.

Dann stehe ich wieder im Stau, die Ampel ist vielleicht 300 Meter vor mir. Es bewegt sich nichts. Ich könnte mich jetzt durchschlängeln, aber das habe ich mir lange abgewöhnt. Früher oder später wird es auch für zweirädrige Verkehrs-Teilnehmer kritisch.
Ich sehe nach rechts, ein Aldi. Darin alle schön maskiert. Ein Security-Mann überwacht die Corona-Regeln. 50 Meter weiter ein kleiner Obst- und Gemüse-Markt im Freien. Dieser ist total voller Menschen. Nur wenige tragen eine Maske. Das fand ich schon einen krassen Gegensatz. Plötzlich eine Sirene von hinten, ein Krankenwagen will Leben retten, kommt nicht vom Fleck. Die Straße, einst ziemlich breit, von beiden Seiten mit Baustellen verengt, wohlgemerkt auf der gleichen Höhe und zur selben Zeit. Sehr intelligentes Verkehrs(Leid)-System. Kein Auto kann auch nur einen Meter Platz machen. Der Krankenwagen kommt einfach nicht durch. Dann geht es 10 Meter weiter, schon wieder rote Ampel. Jetzt beginnt eine Busspur, darauf keine Busse, sondern private PKWs, Stoßstange an Stoßstange. Es wird gehupt und gekeift … Dann wieder ein paar Meter weiter. Der Krankenwagen schafft es jetzt tatsächlich, auf den Bürgersteig zu fahren und sich so an den Stau vorbei zu bewegen. Die Sirene ist immer noch zu hören, dann kommt ein Polizeiauto aus der anderen Richtung mit Blaulicht und Sirene. Hier hört man wirklich sehr oft Sirenen.
Ein Flugzeug fliegt so tief, dass ich denke, es reißt mich gleich mit. Ach Tegel …
Alter Schwede, die Dinger sind so groß, wenn man direkt darunter steht. Geile Technik. Ich hasse fliegen. Hätte Gott gewollt, dass ich fliegen kann, wäre ich ein Vogel geworden oder vielleicht auch ein Engel 😊.
Super, ich bin jetzt wieder 50 Meter weitergekommen und jetzt scheint sich gar nichts mehr zu bewegen. Ich stehe hier nun fast 15 Minuten, ohne mich auch nur einen einzigen Zentimeter bewegt zu haben. Scheiße, meinen Termin schaffe ich nicht mehr. Ich muss anrufen …
Bei der Gelegenheit zünde ich mir gleich mal ne Kippe an und hänge den Helm auf den Spiegel. Rauchen ist schädlich … Leben ist gefährlich …
Hurra es geht weiter, 5 Meter, wow. Jetzt reicht es mir, ich fahre jetzt auch auf der Busspur und später nehme ich ne Abkürzung, Karre schiebend, über eine Fußgänger-Kreuzung. Ich erreiche mein Ziel, jedoch ist dort schon seit 45 Minuten Feierabend. Scheiße, kippe angezündet, durchgeatmet und wieder zurück durch den Morast der Zivilisation …

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