In der allergrößten Pyramide von Gizeh

in Dream Steemlast month (edited)

In der allergrößten Pyramide von Gizeh

Die drei Großen Pyramiden von Gizeh erschienen nicht immer so groß wie zur Zeit. Sie lagen nämlich zeitweilig bis zur Hälfte oder mehr unter dem Wüstensand vergraben, zugeschüttet von den Stürmen der Jahrhunderte. Kein Wunder also, dass der Archäo-Esoteriker Henry Clive auf den Gedanken kommen wird, es könnte eine oder mehrere noch ältere Pyramiden geben, die schon unter dem Wüstensand begraben lagen, als die heutigentags bekannten Pharaonen mit dem Bau der ihren begannen.

Da Henry Clive ein Mann der Prinzipien und der Wissenschaften sein wird - denn unsere Geschichte spielt im letzten Drittel des Dritten Jahrtausends und hat sich somit noch längst nicht ereignet im Einsteinschen Kontinuum - da er also ein zukünftiger Mensch sein wird, der die Prinzipien und Wissenschaften seiner Zeit hochhält, schreitet er einst alsbald zur Tat.

Zuerst wird er die Möglichkeiten studieren, unter dem Wüstensand große Objekte aus menschlich geformten Steinen zu finden. Es dürfen auch Objekte von Außerirdischen sein, das wird Halfblind Henry zu diesem Zeitpunkt noch egal sein. Halfblind Henry! Das wird sein Spitzname sein, denn auf einem Auge konnte er so gut wie nichts sehen. Dennoch wird er unter den Zweiäugigen König sein, genauer gesagt, "Könich". Könich Halfblind Henry spielt nämlich Theremon. Das Theremon wird ein Nachfolger sein des Theremin, und das ist ein Instrument, das berührungsfrei gespielt wird. Die Spielerin oder der Spieler bewegt sich nur innerhalb eines energetischen Feldes, beim Theremin mit den Händen, beim Theremon mit dem ganzen Körper.

Davon inspiriert, wird Henry nach vielen Fehl-Versuchen mittels einer Konfiguration von 12 Wünschelruten und einem Theremon ein Schwingungsmessgerät entwickeln, mit dem Zeit nicht länger ein abstraktes Gefäß bleibt, sondern unmittelbar fühlbar ist. Die 12 Wünschelruten bilden die Flächenmittelpunkte eines gewaltigen Römischen Dodekaeders, platziert als nicht-antriebslose geostationäre Satelliten im Erd-nahen Raum, und zwar in einer Entfernung des 12-hoch-1,618034-fachen Äquatordurchmessers der Erde. Das sind rund 711.000 km und somit fast doppelt so weit entfernt wie der Mond. Aber die technischen Einzelheiten sollen in dieser Geschichte keine Rolle spielen, und wie lange Henry gebraucht hat, um sie zu finden, und mit welchen Mitteln seine esoterische Suche nach diesen Parametern betrieben wurde, wird er sowieso nie verraten. Nur wo das Geld für diese Unternehmen hergekommen sein wird, das wird Sir Clive am Tag seiner Erhebung in den Adelsstand des New British Empire kundgeben, nämlich am 29. Februar 2902. Bis dahin müssen wir uns ein bisschen gedulden.

Sir Halfblind Könich Henry Clive wird mit seinen Messdaten jedenfalls einen Standort interpoliert haben, der – wen wundert’s! – nicht nur fast genau unter dem Nine Pyramids View Hotel liegt, sondern der vor allem exakt der Projektion des Alpha-Sterns des Orion entspricht, Beteigeuze, wenn man davon ausgeht, dass die sichtbaren großen Pyramiden den Gürtelsternen des Orion entsprechen. Rückschauend wird man sich also sagen, dass der riesige Messaufwand gar nicht erforderlich gewesen wäre, wenn man mit ein bisschen mehr Mut an die Sache gegangen und einfach mal auf Beteigeuze spekuliert hätte, aber hinterher ist man ja immer klüger, und Wissenschaft ist Wissenschaft, da wird geforscht und nicht spekuliert. Henry Clive wird ein Mann von Prinzipien sein, das wurde ja schon erwähnt.

Die interpolierte Tiefe der gesuchten Anlage beträgt etwa 12 Meter unter der dortigen Erdoberfläche für die angenommene Spitze dieser Pyramide. Sie hat eine Kantenlänge von 288 Metern, entspricht damit dem Doppelten der 12. Zahl der Fibonacci-Reihe und ist etwas größer als die Cheops-Pyramide. Die gesuchte allergrößte Pyramide, das Alpha-Tier! Genug davon, wir gehen wieder ins Jahr 2899.

Mr. Clive, zu dieser Zeit noch nicht geadelt zum Sir Henry Clive, wird sich mit den ägyptischen Behörden durch ein bisschen Druck des New British Empire schnell einig werden, dass ein schräger Grabungsstollen nicht schadet, wenn er ordentlich abgesichert wird. Der Stollen wird nach zahlreichen Überlegungen für den besten Startpunkt sehr gut gelingen, und das Team von Halfblind Henry erreicht in einer Tiefe von etwa 70 Metern eine massive Wand, offensichtlich die Außenhülle der Pyramide. Es wird sogar gelingen, in die Pyramide einzudringen, die Laser-Schneidwerkzeuge der Zeit werden recht hilfreich sein, ein bisschen KI ist auch im Spiel für die Peilung der Lage und die Mutmaßungen über den inneren Aufbau.

Was soll ich sagen – Mr. Könich Henry wird eine Grabkammer finden, und darin werden ihn sehr merkwürdige Schmuckstücke erwarten. Schaut selbst, dies hier sind die drei auffälligsten Objekte:

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Obj X.2 Kat 3 (photo: @wakeupkitty)

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Obj Z.5 Kat 5 (photo: @wakeupkitty)

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Obj AA.12 Kat 7 (photo: @wakeupkitty)

Diese Fotos stammen natürlich nicht aus der Zukunft, sondern von einem Flohmarkt, aber was spielt das schon für eine Rolle, solange sie authentisch wiedergeben, wenn auch in billiger Kopie, was dort unten gefunden werden wird!

Das zuunterst gezeigte Objekt, AA.12 in Katalog Nr. 7, wird so aufrecht stehend vorgefunden werden, obwohl es Ring ist, von dem man eine liegende Lage hätte erwarten können. Viel interessanter ist aber der Schattenwurf dieses Ringes. Es befindet sich nämlich eine noch funktionierende Lichtquelle in seiner Nähe, ein phosphoreszierender Stein mit einer vorgeschalteten Linse, sozusagen eine Dauer-Taschenlampe. Und so war der Schattenwurf seit Jahrtausenden unverändert geblieben und stellt den Querschnitt einer Drohne dar, wie sie im späten XXVIII. Jahrhundert zum Einsatz gekommen sein werden, mit einem Anti-Grav-Antrieb und zusätzlichen Ionen-Pulsatoren für den Einsatz bei der Planeten-Erkundung, speziell bei den Jupiter-Missionen Jago und Ulysses.

Das mittlere Objekt, Z.5 im Katalog Nr. 5, wird sich genau unter der Spitze der Pyramide finden, aber in der Ebene mit den Grabkammern, welche übrigens leer vorgefunden werden. Ob sie heutigentags auch schon leer sind, ist unbekannt, aber wahrscheinlich. Dieses Objekt gibt offensichtlich die Konfiguration der bekannten Pyramiden wieder, welche aber zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht existierten. Aber natürlich existierten die Gürtelsterne des Orion bereits. Am Rand des Fotos scheint sich noch ein viertes Gebilde anzudeuten, weshalb das Foto umstritten ist und für eine Fälschung früherer Zeit gehalten werden wird. Es könnte auch sein, dass das fotografierte Objekt unecht ist, also nicht wirklich zu den Grabungs-Ergebnissen von Halfblind Henry gehört.

Nun zum zuoberst dargestellten Objekt, X.2 im Katalog Nr. 3. Durch eine Kaskade von unkontrollierten Ereignissen wird sich nicht mehr sicher sagen lassen, wo genau innerhalb der Allergrößten Pyramide dieses Objekt gefunden worden sein wird. Aber so viel ist sicher: Es gleicht haargenau bestimmten atmosphärischen Erscheinungen innerhalb der Jupiter-Atmosphäre! Denn wie eine der Jago-Drohnen von der Jupiter-Expedition 23-7 (Juli 2786) berichtet hatte: „Die Schwerkraft auf dem Jupiter ist so stark, dass Regenbogen nicht als Kreissegment bestehen bleiben können, sondern sich zu einem Ellipsenabschnitt verformen. Außerdem ist es dort so kalt, dass Regenbogen gefrieren und mit Methankristallen bedeckt werden können.“

Waren also vor mehreren tausend Jahren Jupiter-Bewohner oder vom Jupiter stammende Sonden auf der Erde gewesen? Oder kamen „sie“ aus dem Sternbild des Orion, hatten aber auch dem Jupiter einen Besuch abgestattet? Diese Fragen werden Könich Henry nicht mehr los lassen. Wie und womit überwindet man die Entfernung von rund 1.000 Lichtjahren? Und vor allem – wozu?

Ja, wozu? Eine große Frage. Wozu habe ich die Allergrößte Pyramide finden wollen? Auch das wird sich Mr. und später Sir Henry Clive fragen müssen und wollen. Was ist der Sinn des Erzählens und Schreibens? Wohin gehen die Briefe, wenn sie gelesen sind? Bleiben sie stehen? Sieht es nur so aus? Sind wir wie diese Briefe, wie verklingende Töne einer Musik? Dazu weiß Jack sicher mehr. Doch wer ist dieser Jack?


Inside the Very Great Pyramid of Giza

The three Great Pyramids of Giza did not always appear as large as they do today. At times, they were buried up to half or more under the desert sand, covered by storms over the centuries. No wonder, then, that archaeologist and esotericist Henry Clive will come up with the idea that there could be one or more even older pyramids that were already buried under the desert sand when the pharaohs known today began building theirs.

Since Henry Clive will be a man of principles and science – for our story takes place in the final third of the third millennium and has not yet occurred in Einstein's continuum – since he will be a man of the future who upholds the principles and sciences of his time, he will soon spring into action.

First, he will study the possibilities of finding large objects made of human-shaped stones under the desert sand. These objects may also be of extraterrestrial origin, but Halfblind Henry won't care about that at this point. Halfblind Henry! That will be his nickname, because he could see almost nothing out of one eye. Nevertheless, he will be king among the two-eyed, or more precisely, ‘Kingee’. Kingee Halfblind Henry plays the Theremon. The Theremon is a successor to the Theremin, an instrument that is played without touching it. The player only moves within an energetic field, with their hands in the case of the Theremin and with their whole body in the case of the Theremon.

Inspired by this, Henry, after many failed attempts, will develop a vibration measuring device using a configuration of 12 divining rods and a Theremon, with which time is no longer an abstract vessel, but can be felt directly. The 12 divining rods form the centres of a huge Roman dodecahedron, placed as non-drive-free geostationary satellites in near-Earth space, at a distance of 12 to the power of 1.618034 times the diameter of the Earth's equator. That is around 711,000 km, almost twice as far away as the moon. But the technical details are not important in this story, and Henry will never reveal how long it took him to find them or the means by which he conducted his esoteric search for these parameters. Only where the money for these ventures came from will be announced by Sir Clive on the day of his elevation to the peerage of the New British Empire, namely on 29 February 2902. Until then, we will have to be patient.

In any case, Sir Halfblind Kingee Henry Clive will have interpolated a location with his measurement data which – surprise, surprise! – not only lies almost exactly beneath the Nine Pyramids View Hotel, but also corresponds precisely to the projection of Orion's alpha star, Betelgeuse, assuming that the visible large pyramids correspond to the belt stars of Orion. In retrospect, one might say that the enormous effort involved in taking measurements would not have been necessary if a little more courage had been shown and Betelgeuse had simply been speculated upon, but hindsight is always 20/20, and science is science, where research is conducted rather than speculation. Henry Clive was a man of principles, as already mentioned.

The interpolated depth of the structure we are looking for is about 12 metres below the surface of the earth at the assumed tip of this pyramid. It has an edge length of 288 metres, which is twice the 12th number in the Fibonacci sequence and slightly larger than the Pyramid of Cheops. The largest pyramid we are looking for, the alpha animal! Enough of that, let's go again to the year 2899.

Mr Clive, not yet knighted as Sir Henry Clive at this time, quickly reaches an agreement with the Egyptian authorities, thanks to a little pressure from the New British Empire, that a sloping excavation tunnel will not cause any harm if it is properly secured. After much deliberation about the best starting point, the tunnel is successfully dug, and Halfblind Henry's team reaches a massive wall at a depth of about 70 metres, obviously the outer shell of the pyramid. They even manage to penetrate the pyramid, with the laser cutting tools of the time proving quite helpful, and a little AI also coming into play to determine the location and speculate about the internal structure.

What can I say – Mr. Kingee Henry finds a burial chamber, and inside it, some very strange pieces of jewellery await him. See for yourself, these are the three most striking objects:

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obj X.2 cat 3 (photo: @wakeupkitty)

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obj Z.5 cat 5 (photo: @wakeupkitty)

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obj AA.12 cat 7 (photo: @wakeupkitty)

These photos are not from the future, of course, but from a flea market, but what does that matter as long as they authentically reproduce, albeit in cheap copies, what will be found down there!

The object shown at the bottom, AA.12 in catalogue no. 7, will be found standing upright, even though it is a ring that one would expect to find lying down. But what is much more interesting is the shadow cast by this ring. There is a light source still functioning in its vicinity, a phosphorescent stone with a lens in front of it, a permanent torch, so to speak. And so the shadow cast has remained unchanged for millennia and represents the cross-section of a drone as it would have been used in the late 28th century, with anti-gravity propulsion and additional ion pulsators for use in planetary exploration, specifically in the Jupiter missions Jago and Ulysses.

The middle object, Z.5 in catalogue no. 5, will be found exactly beneath the tip of the pyramid, but on the same level as the burial chambers, which, incidentally, were found to be empty. Whether they are still empty today is unknown, but probable. This object obviously reflects the configuration of the known pyramids, which did not yet exist at that time. But of course, the belt stars of Orion already existed. A fourth structure seems to be hinted at the edge of the photo, which is why the photo is controversial and will be considered a fake from an earlier time. It could also be that the photographed object is fake, i.e. does not really belong to the excavation results of Halfblind Henry.

Now to the object shown at the top, X.2 in catalogue no. 3. Due to a cascade of uncontrolled events, it is no longer possible to say with certainty where exactly within the Great Pyramid this object was found. But this much is certain: it exactly resembles certain atmospheric phenomena within Jupiter's atmosphere! As one of the Jago drones from the Jupiter Expedition 23-7 (July 2786) reported: ‘The gravity on Jupiter is so strong that rainbows cannot remain as circular segments, but are distorted into elliptical sections. In addition, it is so cold there that rainbows can freeze and become covered with methane crystals.’

So, several thousand years ago, had inhabitants of Jupiter or probes originating from Jupiter been on Earth? Or did ‘they’ come from the constellation Orion, but had also visited Jupiter? These questions continue to preoccupy King Henry. How and with what means can one overcome a distance of around 1,000 light years? And above all – to what end?

Yes, to what end? A big question. To what end did I want to find the greatest pyramid? Mr. and later Sir Henry Clive will also have to and want to ask himself this question. What is the point of storytelling and writing? Where do the letters go when they are read? Do they remain? Does it only seem that way? Are we like these letters, like fading notes of music? Jack surely knows more about this. But who is this Jack?

Translated with DeepL.com (free version) – proof-read by meee

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Sehr gut gefunden. Ich bin beeindruckt. Ich finde es toll, dass du die Pyramiden und den Flohmarkt mit einbezogen haben. Und dann natürlich die Schatten.

Es wäre toll, wenn die Räume der Pyramiden bis Halloween wieder in ihren alten Zustand versetzt werden.
Ich persönlich mag keine Grabmäler und Museen, die alles in sich aufnehmen.

Es ist unklar, ob Briefe so interpretiert werden, wie sie gemeint sind. Was nicht gefällt, wird verbrannt, und dann bleiben nur noch Geschichten übrig, die die Erzähler so anpassen, dass sie interessant klingen oder eine zusätzliche Botschaft vermitteln, je nachdem, in welcher Zeit sie leben.

Der Historiker wird sich seine eigenen Gedanken machen, und die Staats- und Regierungschefs werden alles so drehen, dass die Geschichte passend het um Schafe und... dumm zu halten.

Und Jack?
Wer weiß, vielleicht schaut er aus der Ferne zu, mit einer Fernbedienung in der Hand, um Gedanken mit G13 zu manipulieren, und Jupiter und Orion werden keine Rolle spielen und denkt er: Flaschenpost bewahrt Briefe auf.

Eine wunderbare Geschichte für den frühen Morgen.
Danke, einen schönen Sonntag!

♥️🍀

 last month 

Danke für's Lesen und für diesen langen Kommentar!
"Letters" waren im deutschen Text "Buchstaben", aber sie als Briefe aufzufassen, gefällt mir noch besser, ich werde den deutschen Text jetzt entsprechend ändern.
;-)

Thank you for your support

Interesting imagination. I wonder how you managed to accurately visualize one of the descendants of our Henry Clive? Long live Henry and his long lineage. I'm sure this story is so unexpected that Jack probably didn't see it coming while he was feeding the chickens and thinking about what Shatov might be doing with Grandma's asparagus seeds 😉

 last month (edited)

Maybe I'm Shatov?
Or Shatov's Shadow...

Jack is smarter than he seems :-D

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this your piece was brilliantly written.. it has a touch of archaelogy and science fiction blended together. this is what i love to see in movies. watch the movie "Prometheus" by ridley scot. you will love it