Hans-Werner Sinn über Bitcoin

in #bitcoin4 years ago

https://t.me/coinsignale/933

Ein tolles Video mit ihm, das ich jedem empfehlen kann sich komplett anzuschauen:

Ab etwa 1:05:40 h geht's um Bitcoin. Erwartungsgemäß ist Herrn Sinns Meinung eher pessimistisch gegenüber Bitcoin. Meiner Meinung nach sogar unqualifiziert. Ein Experte der telegraphischen Nachrichtenübermittlung von vor 200 Jahren wird ähnlich nicht unbedingt eine qualifizierte Meinung zum Internet haben. Auch wenn das Beispiel überspitzt ist.

Hier die sinngemäßen Argumente:

1. Gold ist Bitcoin überlegen, weil physisch vorhanden

Ein Dinosaurierargument. Microsoft, Google, Facebook und Co beweisen, dass digitale Werte sehr wohl wertvoll sind. Die Behauptung, Bitcoins existieren nicht mehr in 10.000 Jahren und Gold schon, ist aus meiner Sicht ein unnötiges Totschlagargument von der Qualität "Was, wenn das Internet ausfällt".

Wenn wir in 10.000 Jahren noch Computer haben, dann gibt es wahrscheinlich auch noch Bitcoins. Davon also mal abgesehen.

Gold kann im industriellen Prozess verwertet werden

Faktisch richtig, logisch aber Unsinn. Die industrielle Nachfrage nach Gold ist verschwindend gering. Würde Gold nur durch die Industrie nachgefragt, würde es auf dem Weltmarkt quasi kaum eine Rolle spielen. Für die Industrie sind andere Edelmetalle wie Silber und insbesondere Kupfer wesentlich interessanter.

Nein, Gold ist wegen seiner chemischen Besonderheit so wertvoll. Denn auch nach 3600 Jahren sind alte babylonische Münzen genauso schön und glänzend wie früher. Das Gold hat sich in der Zeit nicht verfärbt, ist nicht gerostet und kennt auch keinen Schwund. Daher haben die Babylonier erkannt, dass Gold das ideale Wertaufbewahrungsmittel ist. Natürlich auch, weil es selten ist und schön aussieht.

Zentralbanken und die reichsten Familien der Welt horten kein Gold, um es mal der Industrie zu verkaufen. Sie horten es, weil es das wahre Geld der Welt ist.

Gold hat intrinsischen Wert. Bitcoin nicht.

Wie gesagt, sinngemäßes Argument. Bitcoin hat sehr wohl einen intrinsischen Wert. 1. durch die investierte Arbeitskraft, um Bitcoins zu schürfen. Genau wie beim Gold. 2. durch das in Bitcoin erwirtschaftete BIP, in dem reale Waren gegen Bitcoins getauscht werden. 3. Durch seinen Nutzwert als Wertaufbewahrungsmittel und 4. durch seine technologische Revolution.

Zu behaupten Digital = kein Wert und Physisch = Wert macht einfach keinen Sinn.

Notenbanken / Regierungen können Bitcoin verbieten

Schon wieder faktisch richtig. Logisch aber nicht nachvollziehbar. Bitcoin müsste weltweit verboten werden und der Besitz darüberhinaus kontrollierbar werden. Beides wird und kann nicht passieren.

Eher sehen gewisse Staaten Bitcoin als Chance für einen Machtaufstieg. Denn je mehr Hashpower ein Land kontrolliert, desto mehr monetäre Macht wird dieses Land in Zukunft haben. Deshalb prognostiziere ich in Zukunft eher einen Wettlauf der Staaten um Hashpower.

Ich habe das in diesem Artikel genauer erläutert:
https://t.me/coinsignale/878

Umgekehrt ist es doch realistischer: Notenbanken können durchaus sagen, der Euro ist heute nicht mehr grün sondern blau. Dann können wir alle unsere grünen Euros wegwerfen.

Teil 2:
https://t.me/coinsignale/934

Ein Geldsystem braucht die Möglichkeit der Vermehrung

Hier sieht man, dass Herr Sinn viel zu sehr in alten Wirtschaftsmodellen denkt und das neue System im Ansatz nicht verstanden hat. Das geht allerdings 99% der Menschen so. Schon deshalb stehen wir mit Bitcoins noch ganz am Anfang.

Herr Sinn sagt, für Preisstabilität brauchen wir die Möglichkeit der Geldvermehrung, da ein Wirtschaftswachstum sonst zur Deflation führt. Deshalb wäre man vom Goldstandard abgekommen.

Was Herr Sinn nicht weiß oder bewusst verschweigt ist, dass ohne Öl die USA ihren Bankrott erklären müssten, da europäische Staaten ihre Dollar sonst gegen Gold eingetauscht und bemerkt hätten, dass so viel Gold wie Dollars gar nicht da ist. Daher der Deal von Henry Kissinger mit den Emiraten Öl nur in Dollar zu verkaufen.

Was er weiterhin verschweigt ist, dass das Wirtschaftswachstum und der damit verbundene Wohlstand nicht beim Großteil der Menschen angekommen ist, sondern durch die Schuldenvermehrung eine Art moderne Sklaverei entstanden ist. Die weltweite Produktivität erwirtschaftet quasi zu 70, 80% in der Richtung nur Zinserträge für diejenigen, die das Geldsystem kontrollieren. Diese Zinserträge würden in einem deflationären Geldsystem auf den Wert der Währung aufschlagen.

Zwar würden Wirtschaftsbooms kleiner ausfallen. Dafür aber auch die nachfolgenden Crashs.

Auch darüber habe ich bereits einen ausführlichen Artikel verfasst:
https://t.me/coinsignale/851

Ohne eine rechtliche Sicherheit und staatlichen Garantien kann ein Geldsystem nicht existieren

Da bin ich fast vom Stuhl gefallen. Hier ist mir klar geworden, dass der Mann sich noch nie ernsthaft mit Bitcoin befasst hat.

Bitcoin funktioniert seit 12 Jahren ohne zentrale Instanz. Genau das ist die Idee des Bitcoins, dass das Geld, von dem alle Menschen der Welt mehr oder weniger abhängig sind, nicht unter der Kontrolle einiger weniger Menschen ist. Der Zwang alles kontrollieren zu wollen ist leider menschlich, aber zu viel Kontrolle scheitert ohne Ausnahme immer. Und dass das Bitcoinsystem immer schneller wächst beweist, dass es auch ohne Kontrolle und ohne Vertrauen geht.

Fazit

Herr Sinn ist ein hervorragender Experte für volkswirtschaftliche Zusammenhänge. Ohne Frage. Bitcoin und damit zusammenhängend alternative Wirtschaftssysteme scheint er aber nicht zu verstehen.

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