9 (wilde) Thesen zu den Auswirkungen von Bitcoin als Weltwährung / 9 (crazy?) theses on the impact of Bitcoin as a world currency

in #bitcoin6 years ago (edited)

9 (wilde) Thesen zu den Auswirkungen von Bitcoin als Weltwährung

Heute möchte ich mal einen Blick in die Zukunft wagen (so ca. ins Jahr 2050) und theoretisieren, welche Auswirkungen Bitcoin auf die Welt hat.

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Sobald Bitcoin seinen Platz als einzige (relevante) Währung auf dieser Welt eingenommen hat, werden einige erhebliche Auswirkungen auf die Gesellschaft zu beobachten sein.

  1. Wir werden in einer deflationären Welt leben. Wenn die Weltwirtschaft z.B. um 5% wächst, führt das bei einer fixen Geldmenge dazu, dass das Geld (1 BTC) nach einem Jahr 5% mehr wert ist. Das führt dazu, dass Menschen eher bereit dazu sind, Geld zu sparen (bzw. nicht zu konsumieren). Die Zeitpräferenz der Menschen sinkt. Sie denken langfristiger.

  2. Wenn die Menschen weniger schnell konsumieren, könnte das dazu führen, dass weniger kurzlebige Konsumgüter produziert werden bzw. dazu, dass Konsumgüter langfristiger (nachhaltiger) gestaltet werden. Ihre Lebensdauer nimmt zu und die Umweltbelastung nimmt ab.

  3. Wenn die Menschen weniger extrem konsumieren, wirkt sich das positiv auf ihre Gemütslage / Psyche aus. Sie sind ausgeglichener, innerlich ruhiger und sind nicht mehr auf der Jagd nach ständigen Dopamin-Kicks (social media, Shopping, Koffein, Zucker, Alkohol, ...).

  4. Aktuell kaufen mehr oder weniger vermögende Menschen Aktien und Immobilien, um sich gegen Inflation zu schützen bzw. um mit der Weltwirtschaft "mitzuwachsen". Wenn es eine Währung mit fixer Geldmenge gibt, wird das nicht mehr notwendig sein, da die Kaufkraft (von BTC) mit der Weltwirtschaft mitwächst. D.h. man muss keine Aktien kaufen (und damit das unternehmerische Risiko dieses Unternehmens mittragen), sondern kann (praktisch risikofrei) BTC halten.

  5. Dies führt weiterhin dazu, dass Aktien- und Immobilienpreise deutlich niedriger sein werden und Spekulationsblasen verhindert oder zumindest verringert werden. Dadurch, dass Immobilienpreise niedriger sein werden, wird es Menschen mit weniger Vermögen und/oder Einkommen leichter möglich sein, Wohneigentum zu kaufen und/oder sie müssen niedrigere Mieten bezahlen. Obdachlosigkeit nimmt ab und soziale Gerechtigkeit nimmt zu.

  6. Insgesamt wird es vermutlich weniger Aktienspekulation geben, da die Börsenkurse ruhiger verlaufen und durch die niedrigere Volatilität der Preise weniger Gewinnmöglichkeiten bestehen. Dies wird dazu führen, dass weniger "Investmentspezialisten" gebraucht werden. Da es zuvor einige kluge oder fähige Menschen in diese (lukrative) Branche verschlagen hat, bleibt nun mehr "Humankapital" zur Verfügung. Dieses Humankapital kann sich dann gesellschaftlich gewinnbringenden Aufgaben widmen, z.B. Medizin oder sonstiger Forschung.

  7. Wenn es nur noch eine Weltwährung gibt und die Weltwirtschaft z.B. jährlich um 5% wächst, dann heisst das für ein Unternehmen, dass es langfristig mindestens 5% jährlich erwirtschaften muss. Anderenfalls werden Investoren ihr Geld lieber einem wirtschaftlicheren Unternehmen zur Verfügung stellen. D.h. jedes Unternehmen hat einen objektiven Massstab, an dem es sich orientieren kann.

  8. Die Preise von Konsumgütern (insbesondere Lebensmittel und Alltagsbedarf) werden tendenziell sinken. Auch davon profitieren v.a. die wirtschaftlich Schwächeren.

  9. Wenn der Wert des Geldes im Laufe der Zeit zunimmt, werden Individuen, Unternehmen und Staaten vorsichtiger sein, wenn sie Kredite aufnehmen, weil sie nicht davon ausgehen können, dass ihre Schulden "weginflationiert" werden. Im Falle eines Staates heisst das, dass es schwieriger wird die aktuelle Wählerschaft mit Wahlgeschenken (Subventionen, "Sozialausgaben") zu bestechen und damit zukünftige Generationen zu berauben. Andererseits heisst das, dass die einzige Einnahmequelle des Staates Steuern sein werden. Eventuell wird es in diesem Bereich anfangs zu mehr Repression kommen. Langfristig sollte der Wettbewerb zwischen Staaten aber dazu führen, dass die Steuerbelastung abnimmt.

Diese Thesen sind sehr pauschal, verallgemeinernd und einfach gedacht. Was meint Ihr dazu?
Wo sind Denkfehler?
Wo habt Ihr Ergänzungen oder Fragen?

Hier noch zwei gute Artikel zum Thema Deflation:
https://mises.org/library/blessings-deflation
https://mises.org/library/deflating-deflation-myth

9 (crazy?) theses on the impact of Bitcoin as a world currency

Today I would like to take a look into the future (around the year 2050) and theorize about the impact of Bitcoin on the world.

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Once Bitcoin has taken its place as the only (relevant) currency in the world, it will have some significant impact on society.

  1. We will live in a deflationary world. If the world economy is growing with 5% and has a fixed amount of money, the money (1 BTC) will be 5% more valuable after one year. As a result, people are more willing to save (and not consume) money. The time preference of the people is sinking. They think on a longer term.

  2. If people consume less quickly, it could lead to fewer short-lived consumer goods being produced or consumer goods being produced to be more sustainable. Their lifespan increases and their environmental impact decreases.

  3. If people consume less extremely, this has a positive effect on their mood / psyche. They are more balanced, calmer and are no longer on the hunt for constant dopamine kicks (social media, shopping, caffeine, sugar, alcohol, ...).

  4. Currently, more or less wealthy people buy stocks and real estate to protect themselves against inflation or to "grow" with the global economy. If there is a currency with a fixed supply, that will not be necessary anymore as the purchasing power of BTC grows with the world economy. That means people do not have to buy stocks (and therefore bear the entrepreneurial risk of this company), but they can just hold BTC (virtually risk-free).

  5. As a result, equity and real estate prices will be significantly lower, preventing or at least reducing speculative bubbles. With home prices lower, it will be easier for people with less wealth and / or income to buy homes and / or pay lower rents. Homelessness will decrease and social justice will increase.

  6. Overall, there will probably be less stock speculation as stock prices will move smoother. Due to the lower volatility of prices there will be less opportunities for profit. This will mean that fewer "investment experts" will be needed. Because some smart or capable people have previously entered this (lucrative) industry, more "human capital" is now available. This human capital can then be devoted to socially profitable tasks, e.g. medicine or other research.

  7. If there is only one world currency and the world economy grows by 5% annually, then that means for a company that it has to generate at least 5% annually over the long term. Otherwise, investors will move their money to another, more profitable company. This means every company has an objective measure it has to "compete" against.

  8. The prices of consumer goods (especially food and everyday needs) will tend to decline. This also benefits especially the economically weak.

  9. As the value of money increases over time, individuals, corporations and governments will be more cautious when borrowing because they can not expect their debt to be "inflated away". In the case of a state this means that it will be more difficult to bribe the current electorate with electoral gifts (subsidies, "social expenditures") and thus deprive future generations. On the other hand, that means that the only source of revenue for the state will be taxes. Initially there will be more repression concerning taxation. In the long term, however, competition between states should lead to a reduction of the tax burden.

These hypotheses are very generalized and simply thought. What do you think about them?

Where are my thinking errors?

Do you have any additions or questions?

Here you'll find two good articles on deflation:
https://mises.org/library/blessings-deflation
https://mises.org/library/deflating-deflation-myth

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Ich finde nicht dass Du hier wilde Thesen aufstellst. Eher sehr interessante Denkansätze, welche alle logisch sind. Bitcoin macht die Welt fair! Vielen Dank für diesen top Artikel!! Resteemed 👍

Danke! Sooo wild sind deine Thesen gar nicht. Wer sich schon mal mit den "Austian Economics" befasst hat, der wird ihre Relevanz erkennen.

BTW: Vielen herzlichen dank für deine großzügige Unterstützung meines Blogs!

Hugs

Diana

Danke für Deinen Kommentar!
Ja, die Austrians sind die Basis für meine Überlegungen.
Gerne und schönen Abend Dir!
Roy

Das ist ganz andere Welt als wir es kennen. Das alles kann ich es mir gar nicht vorstellen.

Vielen Dank für deine Überlegungen. Ich glaube, du liegst tendenziell richtig. Es gab historisch ähnliche Perioden bsierend auf einem Goldstandard.

Die These zu den "niedrigeren Immobilienpreisen" ist mir etwas zu unscharf, da ein Bezugspunkt fehlt. Ich würde eher über stabilere Immobilenpreise sprechen, auch wenn es durch Zuzug und Abwanderung immer zu Preisbewegungen kommen wird.

Mein Gedanke dazu war: heute kaufen einige Individuen oder Unternehmen Immobilien nur um Wert zu erhalten und nicht durch Inflation zu verlieren. In der Zukunft ist das nicht mehr notwendig, weil sie BTC halten können. Dabei haben sie den Vorteil, dass sie kein unsystematisches Risiko tragen müssen (bei Immobilien aber schon).

Wenn nun ein substanzieller Wert in BTC geparkt wird anstatt in Immobilien, dann verlieren Immobilien als Anlageklasse an Wert. Dies zeigt sich an insgesamt niedrigeren Immobilienpreisen und entsprechenden Mietpreisen, oder?

Das ist ein gutes Argument. Vielen Dank für diese plausible Erläuterung.

Interessante Thesen. Viel werden evtl eintreten. Ob es bitcoin oder eine andere krypto Währung wird, sei mal egal. Das einiges fairer wird denke ich nicht. Die reichen werden dann eben mehr btc besitzen wodurch die armen wieder nur ums Überleben kämpfen werden. Ich glaube das Problem ist, dass politik lobbys usw eine weltwährung die nicht kontrollierbar ist verhindern wollen...
Wünschenswert ist es natürlich aber ich glaube dazu haben zu viel reiche /mächtige Menschen etwas dagegen und zu viel Macht in der hand um dies zu verhindern und das werden Menschen sicher mit ihrem Leben bezahlen...
Du darfst mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen. Bin gespannt was in 10-30Jahren passiert bzw bis dahin passiert ist.

Danke für Deinen Kommentar.
Ja, die Reichen werden mehr BTC besitzen als die Armen. Während der "Hyperbitcoinization" werden aber einige der heute Nicht-Reichen reich werden und einige heute Reiche werden spät BTC kaufen und entsprechend (relativ) an Wohlstand verlieren.

Es wird aber ziemlich sicher weiterhin Arme und Reiche geben. Ein wichtiger Vorteil aus meiner Sicht ist: Politiker bzw. Zentralbanken werden nicht mehr (oder zumindest deutlich weniger) die Möglichkeit haben, Geld von unten (Arme und v.a. Mittelstand) nach oben zu verteilen. Das führt langfristig zu sozialem Ausgleich.

Ob die Mächtigen in der Lage sind BTC zu stoppen, werden wir in den nächsten Jahren sehen. Ich bin gespannt darauf und wette dagegen ;-)

Guter und interessanter Artikel...

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Schreibe du doch auch mal wieder etwas Schönes für uns :-)

Grundsätzlich gute Überlegung. Aber nur eine Weltwährung würde möglicherweise scheitern wie der Euro, der die eigentlich gute Europäische Idee ruiniert.

Danke für Deinen Kommentar.
Der Euro wird scheitern, weil er planwirtschaftlich organisiert ist. Die EZB plant die Menge und den Zins (=Preis des Geldes), hat dabei aber weder die Fähigkeit noch alle dafür notwendigen Informationen, um das wirtschaftlich sinnvoll zu planen. Durch die Verflechtung von den EU-Staaten und der EZB, sieht sich die EZB gezwungen den Markt mit Euro zu fluten, wenn ein EU-Staat (Griechenland, Italien, ...) finanzielle Probleme bekommt. Mario Draghi sagt dazu "whatever it takes". Die EU und der Euro soll um jeden Preis gerettet werden. De facto verschiebt er die Bereinigung des Marktes nur in die Zukunft und erreicht mit seinen Aktionen hauptsächlich eine massive Verzerrung des Marktes mit Fehlanreizen, Fehlinvestments und Blasen (Immobilienblase, Aktienblase, Schuldenblase, ...).

Diese Gefahr sehe ich bei BTC nicht. Wenn z.B. Spanien sehr viele Schulden in BTC hat und diese nicht mehr zahlen kann, gibt es keine BTC-Zentralbank, die BTC "druckt", spanische Staatsanleihen kauft und den Konkurs Spaniens in die Zukunft verschiebt. Spanien muss entweder andere Marktteilnehmer finden, die bei noch höherem Zins bereit sind Spanien Geld zu geben oder sofort in den Konkurs gehen. Die Integrität des BTC bleibt dadurch unangetastet.
Long Bitcoin, short politics! ;-)

Danke. ich muss zugeben, dass Du mehr Einsicht in Finanzsachen zu haben scheinst als ich selber. Aber mal eine dumme Frage, würde denn Bitcoin rein rechnerrisch für alle Weltwährungen ausreichen? Würde es nicht genügen, Bitcoin als Leitwährung zu haben (so wie ja mit Englisch als quasi Weltsprache alle anderen ja auch noch zu ihrem Recht kommen)?

Ich verstehe die erste Frage nicht. Warum sollte Bitcoin nicht ausreichen?
Meine Einschätzung ist, dass Bitcoin nach und nach soweit steigt, dass es neben den aktuellen Leitwährungen (USD, GBP, EUR, JPY, CHF, RMB) mehr oder weniger gleichberechtigt steht. Aufgrund der fixierten Geldmenge sollte BTC gegenüber den inflationierten Währungen jedoch immer weiter zunehmen und sie letztendlich „auffressen“.

Dieses Gedankenexperiment gefällt mir :)

Deine Thesen sind zwar gut gemeint, aber obwohl auch ich kein Liebhaber der Inflation bin(die ja viel höher ist als die offiziellen Statistiken sie ausweisen), sehe ich zumindest 1 Problem wenn die gesamte Wirtschaft auf einer deflationären Weltwährung beruht.
Heute zwingt die Inflation nicht nur kleine Sparer sondern vor allem die Großinvestoren als Risikokapitalgeber zu fungieren, und sowohl Kredite als auch Gründungskapital zur Verfügung zu stellen, wenn sie am künftigen Profit teilhaben wollen. Wenn der Faktor Inflation gänzlich wegfällt und das Geldsystem als ganzes deflationär wird - bzw. auf Lange Sicht auch bleibt, woher soll dann das Kapital kommen um Start-ups zu finanzieren?
Oder anders gefragt: Heute kriege ich als Normalsterblicher Erwerbstätiger mit einem geregelten Einkommen, durch die Erwartung dass eine Immobilie künftig mehr Wert sein wird als heute, den notwendigen Kredit von einer Bank um die Immobilie zu erwerben, und dann über Jahrzehnte abzustottern. - Ja, ich weiß - Reservegeldsystem - der Kredit wird aus sehr wenig Einlage praktisch aus dem nichts erzeugt, aber dennoch - weshalb sollte eine Bank mir in einer dauerhaft deflationären Lage einen Kredit geben? Es würde horrende Zinsen bedeuten diese Deflation für den Kreditgeber rentabel machen.

Abgesehen davon, wäre es für ein Unternehmen in einer solchen Umgebung extrem schwierig die benötigten Gewinne zu erwirtschaften. Da nicht nur die Deflation kompensiert werden soll, sondern auch darüber hinaus Gewinne von den Eigentümern gefordert würden.

Daher hoffe ich, dass künftig eine Weltwährung mit festgeschriebener geringer (0-0,1%) jährlicher Inflation das Weltwährungsystem bildet, da nur so, zumindest eine Chance erhalten bleibt um künftig noch Kapitalgeber zu finden.

Wichtiger wäre es, das Reservegeldsystem ersatzlos zu streichen.
DANN könnten wir tatsächlich einer guten Zukunft entgegensehen.

Will deine Thesen damit nicht angreifen, dir aber damit einen zusätzlichen Denkanstoß liefern.

Vielen Dank für Deine Denkanstösse!

  1. Ja, die Zinsen für eine auf Kredit gekaufte Immobilie wären vermutlich höher. Da der Preis der Immobilie jedoch niedriger wäre, wäre der Kreditanteil niedriger und demzufolge auch die Zinsbelastung. Insgesamt könnte sich das ausgleichen.
  2. Auch heute wird von Unternehmern mittelfristig gefordert, dass sie die Inflation ausgleichen UND darüber hinaus einen Gewinn erwirtschaften. Ich sehe hier keinen grossen Unterschied.
  3. Der Anreiz Geld zu investieren (Risikokapital für Startups zum Beispiel) wird darin bestehen, mehr als die durchschnittliche Weltwirtschaft zu erwirtschaften. Man könnte heute auch einen ETF auf den DAX kaufen. Trotzdem investieren Leute z.B. gezielt in BMW. Gerade in einer deflationären Umgebung denken die Menschen langfristiger und investieren in Startups oder Projekte, die sie als langfristig sinnvoll und/oder ertragsreich betrachten.

Eine fixe Inflation ist ja auch kein perpetuum mobile, mit dem man die Menschen zum Investieren bringen und Wirtschaftswachstum erzwingen kann.

Aus meiner Sicht macht es am Ende gar keinen grossen Unterschied, ob man eine fixe Geldmengenausweitung, eine fixe Geldmenge oder eine fixe Geldmengenreduzierung hat. Wichtig ist, dass es nicht ein Zentralkomitee zur Planung der Geldmenge gibt, denn das ist Planwirtschaft und wird scheitern.

Interessante Überlegungen. Teile ich gerne weiter.

Vielen Dank!