Vernunft und Ohnmacht
Im vernunftgemäßen Erkennen der Bedingungen, unter denen die
Veränderungen vor sich gehen, sucht der Mensch die Anweisung für ein
Verhalten, das ihm die Herbeiführung gewünschter Erfolge ermöglicht.
Das Denken ist Werkzeug des Willens, Mittel zur Meisterung des Lebens.
Doch es zeigt auch zugleich die Grenzen, die dem Wollen und dem
Handeln gesetzt sind. So hebt es das Selbstvertrauen, erweckt ein Gefühl göttergleicher Kraft, um dann sofort wieder die Ohnmacht aller Versuche, die gezogenen Schranken zu
übersteigen, auf das deutlichste zum Bewußtsein zu bringen.
Der Weise schickt sich in die Notwendigkeit, der Stumpfe läßt sich
von ihr niederwerfen. Der Trotzige aber will sich nicht fügen; er vermißt
sich in seiner Tollheit, alle Hindernisse zu überwinden, und reibt sich
schließlich in zwecklosem Rütteln an den Gittern seines Kerkers auf.
Ludwig Mises - Die Gemeinwirtschaft