Biestjaeger: Die Schwarze Pyramide 72 Meister der Pyramide - 2 von 6
Was bisher geschah: Ein friedliches Ankommen war den Biestjaegern nicht gegönnt. Doch auch Banke-Tau ist mit der Gesamtsituation unzufrieden. Er is jedoch nicht derjenige der in einem Kerker aufwachen muss ...
Finsternis. Friedliche Finsternis. Grayden schwebte dahin. Dann war da Schmerz. Er zwang ihn aufzuwachen und die Augen zu öffnen. Kopfschmerzen hämmerten auf ihn ein. Die rechte Seite war gefühllos geworden. Das Auge war angeschwollen. Grayden versuchte sich zu bewegen, doch es ging nicht. Er drehte den Kopf und die Kopfschmerzen wurden schlimmer. Er sah die grünen Stulpen an seinen Händen und Füßen und zog daran. Keine Wirkung, sie saßen fest wie Ketten. Dann wurde der Schmerz in seiner Seite übermäßig und er sank wieder in die Finsternis.
Sehr viel später erwachte er. Sein Kopf schmerzte nicht mehr so stark und er meinte den Druck des Tisches im Rücken zu spüren.
Keine Welle des Schmerzes kam über ihn und er blieb wach. Es war still und schummerig, wo immer er auch war. Dann kam die Erinnerung.
Der Kampf. Die Niederlage.
Er stöhnte.
»Hiier triink.«
Jemand flößte ihm langsam Wasser in den Mund. Seine trockenen Lippen empfingen das köstliche reine Nass und er trank.
»Niicht so viiel«, sagte eine lispelnde Stimme neben ihm.
Grayden drehte den Kopf und sah eine seltsame Mischung aus Mensch und Echse am Tisch buckeln. Sie stand vornüber gebeugt und war in einen einfachen Baumwollumhang gehüllt. Die Wasserschale in ihrer Hand zitterte leicht als sie sie ihm noch einmal behutsam an den Mund setzte. Dann entschwand sie seinem Blickfeld und ging davon. Sie untersuchte etwas, das auf dem anderen Tisch lag. Dann sah er die Lederstiefel Magnus´ zucken.
»Verschwinde, du Abgrundgezücht!«
»Es giibt keiinen Gruund zuu schiimpfeen«, sagte die Stimme. »Iich habee Wasseer füür euuch.«
Schlucken war zu hören.
»Niicht soo viiel«, sagte die Gestalt wieder.
Sie klang freundlich aber distanziert, wobei sie die Wörter beim Sprechen in die Länge zog.
»Magnus?«
»Schildmeister?«
»Ja, Magnus.«
»Wo sind wir?«
»In einem Kerker.«
»Abgrund.«
»Wie geht es dir? Kannst du dich bewegen?«
»Meine Rippen schmerzen noch etwas«, sagte er. Dann versuchte er gegen die Stulpen anzukommen, was auch ihm misslang. »Nein.«
Dann hörten sie wieder die Gestalt.
»Du darfst deine Schulter nicht bewegen.«
»Verfluchter Dreck. Was is´n das hier, verdammt? Mein Schädel platzt gleich.«
»Nicht soo viel.«
»Heh, warum bin ich gefesselt, hä?«
»Du bist im Verlies des Regulan. Hier ist jeder gefesselt.«
»Dreck«, fluchte Ramloc. »Magnus? Grayden? Rabana? Seid ihr da?«
»Wir sind hier«, sagte Grayden.
»Dachte schon ich müsst´ hier allein rumliegen. Wo sind wir?«
»In einem Kerker«, sagte Magnus
»Das seh´ ich.«
»Das Vieh hat uns wohl doch noch erwischt, wa?«
»Rabana, wie gehts´ dir?«, fragte Ramloc besorgt.
»Als das Vieh mich trat, dachte ich: Das war´s. Aber ich lebe noch.«
Dann kam eine kurze Pause.
»Hier. Du musst auch trinken«, lispelte die Gestalt.
Grayden hatte den Kopf auf die andere Seite gedreht.
»Shana? ... Shana?«
Langsam schlug die Bogenschützin die Augen auf. Um ihren Kiefer war ein Verband befestigt worden. Jetzt bemerkte Grayden, das sie alle versorgt worden waren. Hier und da sah er große und kleine Wickel und Verbände an seinen Leuten. Was war geschehen nachdem er bewusstlos geworden war?
»Kannst du reden?«, fragte er sie.
»Schlecht«, antwortete sie dumpf unter dem Verband hervor.
»Hast du Schmerzen?«
»Nicht sehr.«
Erleichtert atmete er auf. Die Gestalt wackelte zu ihr herüber.
»Nicht reden. Sonst Kiefer nicht zusammenwachsen.«
»Wer bist du?« fragte Grayden so freundlich wie es ihm möglich war.
»Ich bin Zisba. Ich sorge für euch, bis Gressk wieder aufgewacht ist«, sagte sie.
»Wer hat uns geheilt?«
„Das war Gressk. Er hat sich um euch gesorgt. Er wollte nicht, das ihr sterbt«, erklärte Zisba.
»Aber das Monster das uns besiegt hat, hieß ... Moment ... Banke-Tau. Richtig?«
»Ja. Banke-Tau hat euch geschlagen und hergebracht.«
»Ich habe noch Durst Zisba. Bitte gib mir noch was zu trinken«, sagte Grayden sanft.
»Aber nicht so viel.«
Sie füllte die Schale erneut und gab allen davon zu trinken. Langsam kam Grayden mehr und mehr in diese Welt zurück.
»Und was ist ein Gressk?«
»Nicht was«, Sie stieß ein Glucksen aus. »Wer. Gressk ist der Regulan der großen Matriarchin. Er hat mich gelehrt zu sprechen.«
»Schön für dich«, sagte Magnus.
Der Spott entging Zisba völlig, da sie als Gehilfin des Regulan Gressk niemand ansprach oder anmaßte sie zu berühren. Das schottete sie von allerlei Herablassung ab.
Sie antwortete nur: »Ja, das ist wirklich schön.«
Sie gluckste.
»Und was hat dieser Regulan mit uns vor, warum hat er uns nicht gleich erledigt?«, hakte Grayden nach.
Zisba zögerte. Regulan Gressk hatte ihr nur mitgeteilt, wie sie die Menschen zu behandeln hatte, also konnte sie ihnen vermutlich sagen was auf sie zukommen würde.
»Regulan Gressk wird euch befragen. Ihr seid bei uns eingedrungen und habt großen Schaden angerichtet. Deswegen seid ihr noch am Leben.«
Grayden konnte sich die Art der Befragung gut vorstellen und das gefiel ihm nicht.
»Nur um uns gleich darauf foltern zu können«, sagte Magnus.
»Aber nicht so viel. Mein Lehrer ist sehr gut und gründlich. Ihr werdet nicht sehr lange leiden.«
»Is´ ja echt liebenswert von ihm.«
»Ja, das ist es.«
Zisba ging auf die andere Seite des Raumes. Dort stand ein Tisch den die Abenteurer nicht sehen konnten. Sie stapelte Geräte und Schüsseln, ordnete einige Sachen darauf neu an und war mit ihrer Genauigkeit sehr zufrieden.
»Ich werde euch nun säubern. Ihr müsst rein sein für meinen Lehrer«, sagte Zisba und schob den Tisch zu der Liege mit Shana.
»Lass mich«, murmelte sie.
»Nicht so viel reden. Ich mache dich sauber.«
Shanas Kiefer pochte wild auf wenn sie ihn bewegte. Zisba würde recht behalten, wenn sie weiter redete, würden die Knochen schief zusammen wachsen und sie entstellen. Also liess sie nach kurzer Gegenwehr die Waschung über sich ergehen. Zisba arbeitete schnell und gründlich, wie es ihr von Gressk beigebracht worden war. Sie interessierte sich nicht für die Scham die in Shana aufstieg und war nach wenigen Minuten fertig. Das Gefühl der Hilflosigkeit hallte lange in der Bogenschützin nach.
Dann nahm sich Zisba die Abenteurer der Reihe nach vor. Es war zutiefst demütigend, so gefühllos daliegen zu müssen, während eine groteske Echse sie säuberte. Die Köpfe der anderen drehten sich aus Scham immer zur Seite wenn Zisba zum nächsten überging, doch Zisba sah alles an ihnen. Die Körper mit ihren Wunden und Narben und natürlich die intimeren Bereiche.
»Du verfluchte Missgeburt. Bleib´ mir bloß vom Leib´.«
Zisba hatte sich nie als missgestaltet betrachtet. Sicherlich sah sie nicht wie die anderen aus, doch sie wollte auch nie so sein wie die anderen. Die waren dumm, hässlich, grob und mehr. Sie konnte darauf verzichten. Ihre Zuneigung galt Gressk. Er behandelte sie besser als seine anderen Untergebenen und sie sah sich als etwas besonderes an.
»Nicht so viel wehren. Schulter muss heilen.«
»Ich lass´ mich doch nicht wie ein junger Kiesel waschen.«
Zisba wusste nicht was ein ´jungskieslwaschn´ war aber sie fand das Wort lustig und gluckste als sie ihn wusch. Seine Flüche dauerten Minuten und endeten auch nicht als sie mit ihm fertig war. Sie hatte sogar seinen Bart gebürstet und einige Tropfen Öl hinein massiert.
Rabana wehrte sich ebenfalls heftig. Sie fluchte die ganze Prozedur hindurch. Es war zwecklos. Zisba erledigte ihre Arbeit gewissenhaft und sorgsam. Der Geruch von Seifenkraut und Duftölen schwebte im Verlies als sie die Schüsseln hinaus brachte um das Wasser zu wechseln und brachte ihnen etwas zu essen. Sie war nicht einem vernünftigen oder zwergenhaften Argument zugänglich, um die Fesseln zu lösen, deswegen wurden sie von Zisba geradezu liebevoll gefüttert. Es waren die demütigensten Stunden durch die sie ihre Versorgerin wusch, fütterte, die Verbände wechselte und ihnen weiße Stoffschürzen anlegte, die den empfindlichen Bereich bedecken sollten. Natürlich versuchte Grayden mehr aus ihr heraus zu bekommen und Zisba antwortete so weit sie konnte oder durfte. Es diente außerdem dazu, die peinlichen Augenblicke etwas zu überdecken.
Irgendwann jedoch war Zisba mit ihrer Arbeit fertig und sie schob den oft benutzten Tisch wieder einmal hinaus. Ohne ein weiteres Mal mit irgendwelchen Schüsseln, Verbänden oder sonstigen Dingen zurück zu kommen betrat sie ein letztes Mal den Kerker.
„Ihr seid nun sauber.“
Ramloc und die Söldnerin hatten sie mit allerlei Spott und Flüchen bedacht, doch das prallte alles an ihr ab. Grayden dagegen versuchte es mit Freundlichkeit.
»Vielen Dank Zisba. Du bist sehr fürsorglich zu uns gewesen.«
Seine Seite prickelte und juckte ein wenig und er konnte das linke Auge auch schon wieder weiter öffnen. Bei den anderen war desgleichen geschehen, ihre Wunden verheilten rasch.
»Bitte. Gressk wird bald kommen. Ruht euch aus.«
Sie flößte ihnen noch einen Trank ein. Grayden wurde müde und verschwommen sah er wie Zisba zu der Kerkertür ging und scheinbar mit sich selbst redete. Dann schwang die Steintür auf und sie ging hinaus. Dann überwältigte ihn die Müdigkeit und er schlief ein.
Er träumte von den Ereignissen in wirren Bildern und erwachte. Stunden mochten vergangen sein. Auch Shana war wach. Zisba musste inzwischen nochmal hier gewesen sein, denn die Bogenschützin trug keinen Verband mehr um den Kiefer. Auch seine Verbände fehlten und genau wie die seiner Freunde waren die Wunden fast komplett verheilt. Das hätte er nicht für möglich gehalten. Zisba und der Regulan mussten über sehr wirkungsvolle Heilsprüche verfügen, vermutete er. Und wenn das stimmte, dann war er ein starker Aetherer und ein mächtiger Gegner. Grayden sah auf das Licht das durch ein Fenster herein fiel. Es war Tag und es war still. Das kam ihm merkwürdig vor, denn ein Kerker war erfüllt von Stöhnen, Schreien und Wehklagen. Doch er hörte nichts dergleichen.
»Grayden?«
»Ja, Shana?«
»Geht es dir gut?«
»Ja. Meine Wunden sind fast verheilt. Ich kann wieder normal reden und es tut nicht mehr weh.«
Eine lange Zeit fiel kein Wort.
»Was wird mit uns geschehen?«, fragte sie dann.
»Zisba sagte, das der Regulan bald aufwachen würde und ich schätze wir werden ihn auch bald zu Gesicht bekommen.«
»Ich könnte gut darauf verzichten.«
Fortsetzung folgt in Nr. 73 - Meister der Pyramide 2 von 6 ...
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