RE: Resilienz und Kohärenz in der Persönlichkeitsentwicklung Teil 3: Über das Verstehen des eigenen Inneren - unser inneres Team
Das innere Team ist tatsächlich nicht sehr wissenschaftlich. In uns sind logischerweise nicht wirklich mehrere Personen (multiple Persönlichkeitsstörung mal außen vorgelassen). Aber das Konzept soll dagegen helfen, mit der eigenen Psyche zurechtzukommen, ohne, dass man sich im Detail mit psychologischen Theorien auseinandersetzen muss. Das mit dem inneren Team erschließt sich intuitiv sofort. Ein Übersichtsartikel, der die letzten Jahrzehnte an Bedürfnis- und Handlungstheorien aufarbeitet, wäre zwar auch interessant, aber kann in alltäglichen Situationen nicht so angewendet werden.
Und die humanistische und systemische Sichtweisen sind an sich erst einmal keine Theorien, sondern eher Paradigmen, mit denen man auf ein Problem schauen kann bzw. bieten die einen Zugang an komplexe Problemstellungen, die man noch nicht genau beschreiben kann. Da stecken dann auch viele Werte, Annahmen/Leitsätze, Methoden/Werkzeuge mit drin, die erst einmal als wahr vorausgesetz werden und nicht weiter hinterfragt werden, bis sie in der weiteren Arbeit widerlegt werden. Der Vorteil ist, dass viele Wissenschaftler dann erst einmal einen gemeinsamen Konsens haben, um einen Forschungsstrang voranzubringen. Das Problem ist oftmals, dass sie dann so in ihren Denken gefangen sind, dass sie diese Annahmen überhaupt nicht mehr mit überprüfen, Gegenentwürfe einfach ignoriert werden, oder aus Faulheit nicht auf die historisch gewachsenen Methoden verzichten wollen und sich dann von anderen Forschungsbereichen abschottet und den Bezug zur Realität verlieren. (Ich weiß nicht, wie es in den Naturwissenschaften aussieht, bei den Geisteswissenschaften führt das aber immer wieder zu Problemen, v.a. in den Sozial- und Politikwissenschaften).
Dadurch bilden sich auch oftmals komplett gegensätzliche Denkschulen, die man als extreme Sichtweisen betrachten kann. Die Wirklichkeit liegt dann meist irgendwo dazwischen und die Übergänge sind fließend. Den Kern des Problems kommt man daher oft näher, wenn man dualistische Denkweisen nutzt. Ein anderes Beispiel wäre auch Konstruktivismus vs. Realismus.
Ehm und über die Disziplinen hinweg ist auch oft das Problem, dass die gleichen Begriffe etwas völlig anderes meinen. Eigentlich ist es auch nicht richtig, von 'humanistisch' zu reden, weil dahinter teils völlig gegensätzliche Vorstellungen stecken können. In der Entwicklungspsychologie bezieht sich das aber i.d.R. auf die Bedürfnistheorien und die Annahme, dass der Mensch alle Voraussetzungen hat, intelligente Entscheidungen zu treffen um sich selbst zu verwirklichen.
Im Studium wird sowas leider auch meist überhaupt nicht angesprochen, dass es völlig verschiedene Wege gibt, zu Erkenntnissen zu gelangen. z.B. in den Naturwissenschaften nutzt man eher Positivismus/kritischer Rationalismus und solche Dinge. In der Psychologie nutzt man mehr den Behaviorismus, weil bisher noch keiner genau das Gehirn versteht und weiß warum jemand sich so verhält. Das Gehirn ist dann zwar eine Blackbox, aber das Verhalten und die Interaktionen mit der Umwelt lässt sich beschreiben, wodurch auch wieder Vorhersagen mehr oder wenig möglich oder wahrscheinlich werden, die Theoriebildungen erlaubt und sich in Experimenten überprüfen lässt.
Naja und ob etwas wissenschaftlich ist oder nicht, wird ja auch nicht danach festgelegt, wie viele mathematische Formeln in einer Arbeit enthalten sind. Wissenschaft ist eher eine Arbeitsweise und eine Haltung. Und ein wichtiger Punkt jeder Arbeit ist, dass man die eigenen Denkweisen und die Arbeitsschritte transparent gestaltet, damit sie nachvollziehbar und überprüfbar bleiben.
Also ich schweife schon wieder völlig ab. Vielleicht als Begrifflichkeiten, die dem inneren Team zugrundeliegen, sind Bedürfnisse, Empathie, mentale Modelle, Selbst- und Fremdbild, Identität, gruppendynamische Prozesse, Plastizität etc....
Hmm und ein physikalisches Pendant dazu zu bennenen ist schwierig, weil es sich ja auf zwei völlig unterschiedlichen Beobachtungsebenen bezieht. Ich hab davon nicht so viel Ahnung, aber könnte man solche Beschreibungen nicht vergleichen, wie den Unterschied zwischen klassischer Physik und Quantenphysik? Das sind ja auch völlig unterschiedliche Beobachtungsebenen und sollten doch auch nicht soviel miteinander zu tun haben. Ein Phänomen auf der Quantenebene lässt sich ja sicher nicht auf der anderen Beschreiben. Aber umgedreht müsste sich ein physikalisches Phänomen mit der Quantentheorie erklären lassen. Man müsste das also nach unten transferieren können. Ein Atomkern besteht aus irgendwelchen Quantenteilchen und Quanteneffekten.
Und ein Bedürfnis ist dagegen ja erstmal ein abstraktes Konzept. Oder als Emergenz des Hirns als komplexen Systems, als Ergebnis bestimmter Hirnstrukturen und Reize, die dann biochemisch bestimmte Hirnströme auslösen. Vielleicht ist die Emergenz ein guter Denkansatz. Wie kommt man von einer emergenten Eigenschaft zu dem zugrundeliegenden Systemstrukturen. Oder ganz anders, wenn du auf der Beobachtungsebene bleiben willst und nur in die Sprache der Physik übersetzen willst, musst du vielleicht eher in Analogien und Metaphern denken. Damit kann man dann aber wiederum nicht rechnen bzw. macht es glaub ich nicht soviel Sinn.
Einen aufkommenden Gedanken kann man erstmal phänomenologisch als Fakt betrachten (Phänomenologie ist auch eine eigene Denkrichtung). Welche Aussagen (Systemtheorie oder einfach Logik) kann man daraus bilden, die Rückschlüsse auf das System ermöglichen.
Wenn ich ein Holzbrett finde, welche Aussagen erlaubt es mir über das Produktions- und Vertriebsnetz von Holz zu sagen?
Ehm ja, ich hoffe ich konnte deine Frage so halbwegs klären. Ist etwas chaotisch und unstrukturiert, was ich geschrieben habe. :D