Curt Doolittle – ein unzeitgemäßer Denker mit Potenzial
Vor kurzem bin ich auf auf Youtube auf den Gründer des "Propertarian Institute", Curt Doolittle, gestoßen und war sofort von ihm fasziniert. Ich bin mir noch nicht völlig sicher, ob dieser unabhängige Philosoph ein Genie oder ein Großmaul ist, aber interessant ist er allemal.
Es ist nicht leicht, das Denken dieses ehemaligen Unternehmer vorzustellen, der von den USA in die Ukraine gezogen ist, um sich ganz seiner intellektuellen Arbeit zu widmen. Noch hat er kein Werk veröffntlicht, das seine Philosophie präziese zusammenfasst, man muss sich durch allerlei Artikel auf seiner Webseite oder Videos auf seinem Youtube-Kanal klicken, aber dort erfährt man auf jeden Fall viel Interessantes und für den Mainstream sicherlich Herausforderndes.
Das Wort „Popertarianism“, deutet schon auf Property, also Eigentum hin, wobei hier über libertäre Auffassungen von physischen Eigentum hinausgegangen wird und alles gemeint sein kann in das ein Mensch (auch emotional) investiert ist. In dem Sinne kann man auch einen Nachbarn der Verletzung von Eigentum bezichtigen, der auf seinem eigenen Grundstück Drogenhandel betreibt oder ständig überlaute Musik hört und damit Commons/Gemeingut schädigt (das Vertrauen in der Nachbarschaft z.B.). Ein Libertäre müsste das nach dem Non-Agression-Principle (NAP) zähneknirschend hinnehmen, da er sich ja nur bei einer direkten Agression gegen sich oder sein Eigentum verteidigen darf.
Im Propertarismus ist das hohe Vertrauen in der Gesellschaft der entscheidende Punkt für den Erfolg der Westlichen Zivilisation. Es beruhe auf dem hohen Stellenwert der Wahrheit, der z.B. in der chinesischen Kultur nicht gegeben sei, habe doch schon Sun Tsu den Wert der Täuschung betont(was ich etwas schwach finde, schließlich geht es Sun Tsu um Krieg nicht um allgemeine Moral) . Bedingt durch die Geographie (Teilung durch Flüsse und Gebirge) habe sich der Zusammenschluss selbst ausgerüsteter, relativ unabhängiger Krieger in Europa entwickelt, im Gegensatz zum „Fruchtbaren Halbmond“, wo die wenigen entscheidenden Flüsse zur Zentralisierung der Macht geführt habe.
Das 20te Jahrhundert sei eine Zeit des Mystizismus und der Pseudowissenschaft gewesen, verursacht unter anderem durch Marx, Freud und die Frankfurter Schule. Doolittle scheut sich nicht zu bemerken, dass es sich zu einem Großteil um jüdische Denker handelt. Andererseits sieht er auch Steven Pinker und Jonathan Haidt (ebenfalls ethnische Juden) als Wissenschaftler, die einen Ausweg aus der Pseudowissenschaft vorantreiben.
Bislang ist Doolittle vor allem auf Alt-Right Youtube-Kanälen wie Red Ice Radio aufgetreten. Ich denke aber nicht, dass er vom viel beschworenen „Hass“ beseelt ist, der Rechten angeblich innewohnt. Viel mehr scheint er, nach eigenen Angaben nahe am Autismus, einfach ohne Rücksicht auf soziale Folgen oder sein Image im Mainstream über seine Forschungsprechen zu wollen. Ich hoffe, er schafft es bald, seine Gedanken in einem Buch zusammenzufassen und dann auch mit bekannteren Denkern wie Jordan Peterson oder Nassim Taleb, die er beide als Lektüre empfiehlt interessante Diskussionen zu führen.
Ob ihm wirklich „die Philosophie der westlichen Zivilisation in wissenschaftliche Begriffe“ zu fassen gelingt, weiß ich nicht, aber ich wünsche ihm dabei viel Erfolg und werde sein Schaffen weiter beobachten.