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in #deutsch8 days ago (edited)

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Das Stanford-Prison-Experiment: Macht, Gehorsam und die Situative Dynamik des Bösen

Das Stanford-Prison-Experiment, durchgeführt im Jahr 1971 von dem Psychologen Philip Zimbardo, gilt als eines der bekanntesten und gleichzeitig kontroversesten Experimente der Psychologie. Ziel war es, die Auswirkungen von situativen Faktoren auf menschliches Verhalten unter den Bedingungen von Gefangenschaft zu untersuchen.

Versuchsaufbau und Ablauf:

  • Probanden: 24 männliche Studenten wurden zufällig den Rollen von Wärtern und Gefangenen zugeteilt.
  • Setting: Ein provisorisches Gefängnis wurde im Keller der Stanford-Universität errichtet.
  • Prozedur: Die "Gefangenen" wurden verhaftet, ihrer persönlichen Gegenstände beraubt und in ihren Zellen eingesperrt. Die "Wärter" erhielten detaillierte Anweisungen, sollten aber weitgehend autonom agieren.
  • Geplante Dauer: Zwei Wochen.

Ergebnisse:

Bereits nach sechs Tagen musste das Experiment vorzeitig abgebrochen werden, da das Verhalten der Probanden besorgniserregende Ausmaße angenommen hatte.

  • Wärter: Die meisten Wärter entwickelten ein autoritäres und harsches Verhalten gegenüber den Gefangenen. Sie erteilten willkürliche Befehle, schikanierten und demütigten die Gefangenen teilweise sogar sadistisch.
  • Gefangene: Die Gefangenen zeigten passives und resigniertes Verhalten. Sie fügten sich den Anordnungen der Wärter ohne Gegenwehr und litten zunehmend unter psychischen Problemen.

Interpretation:

Das Experiment verdeutlicht die starke Beeinflussbarkeit menschlichen Verhaltens durch situative Faktoren. Die Übernahme von Rollen und die vorgegebene Gefängnisumgebung führten zu einem rapiden Abbau von Individualität und Normverletzungen, die im normalen Leben undenkbar gewesen wären.

Aus dem Deutschen kennen wir das Sprichwort: Gib einen Menschen Macht und er wird dir zeigen was für ein Arschloch er ist. Ich denke, genau das zeigen die Ergebnisse dieses Experimentes.

Kritik:

Das Stanford-Prison-Experiment wurde stark kritisiert, unter anderem wegen der ethischen Bedenken hinsichtlich der Behandlung der Probanden und der fragwürdigen wissenschaftlichen Methodik. Die Generalisierbarkeit der Ergebnisse auf reale Gefängnissituationen ist zudem umstritten.

Dennoch:

Das Experiment lieferte wichtige Erkenntnisse über die Macht der Situation, die Dynamik von Gruppenverhalten und die Gefahr von Missbrauch in Autoritätsverhältnissen. Es hat die Diskussion über Gefängnisreform und ethische Standards in der Psychologie nachhaltig beeinflusst.

Fazit:

Das Stanford-Prison-Experiment bleibt ein faszinierendes und zugleich verstörendes Kapitel der Psychologiegeschichte. Es zeigt, wie schnell Menschen unter bestimmten Bedingungen ihre Moralvorstellungen und ihr Mitgefühl verlieren können. Die Erkenntnisse des Experiments sind nach wie vor relevant, um die Mechanismen von Machtmissbrauch und die Bedingungen für menschliches und konstruktives Verhalten in sozialen Systemen besser zu verstehen.

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Servus
:)
Davon habe ich schonmal gehört, ja.
Ich denke das kommt daher, dass viele Menschen Extremsituationen aus dem Weg gehen und dann, wenn es soweit ist, nicht wissen was zu tun ist.
Wenn es einmal soweit ist ist es zu spät sich Gedanken zu machen.
Sowas wie ein Initiationsritus wäre es halt. Ein Kampfsport würde auch gehen. Oder aufwachsen in dem Wissen das der Tod nicht das Ende ist.

Dieses Experiment wurde sogar in Deutschland verfilmt. Der Film ist echt gut gemacht mit Moritz Bleibtreu und heißt "Das Experiment".

hm, das glaube ich sagt mir schon was. Muss ich mal schauen.

Viel wichtiger erscheinen mir die Erkenntnisse aus dem Milgram Experiment.

Gleichwohl zeigen beide tiefste menschliche Abgründe auf.

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