Verlorene Schätze der Deutschen Sprache: Worte, die kaum noch jemand kenntsteemCreated with Sketch.

in #deutsch13 days ago (edited)

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Die deutsche Sprache ist reich an Geschichte und Vielfalt. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich der Sprachgebrauch ständig gewandelt, und viele Wörter sind in Vergessenheit geraten. Diese „verlorenen Schätze“ der Sprache bieten jedoch einen faszinierenden Einblick in vergangene Zeiten und Kulturen. In diesem Artikel möchten wir einige dieser seltenen und kaum noch verwendeten deutschen Wörter vorstellen, ihre Bedeutung erklären und ihre historische Relevanz aufzeigen.

Oheim – Der vergessene Onkel

Beginnen wir mit dem Wort „Oheim“. Heute sagen wir schlicht „Onkel“, wenn wir den Bruder unserer Mutter oder unseres Vaters meinen. Doch früher war „Oheim“ ein gebräuchlicher Begriff. Das Wort stammt aus dem Althochdeutschen „ōheim“, was so viel wie „mütterlicher Onkel“ bedeutet. Es war ein geläufiger Ausdruck bis ins 19. Jahrhundert, wurde aber nach und nach von „Onkel“ verdrängt, das ursprünglich aus dem Französischen „oncle“ übernommen wurde.

Altvater – Der ehrwürdige Großvater

Ein weiteres schönes Beispiel ist „Altvater“. Während heute „Großvater“ oder „Opa“ üblich sind, war „Altvater“ eine respektvolle Bezeichnung für den Großvater. Das Wort betont nicht nur das hohe Alter, sondern auch die Weisheit und den Respekt, den die ältere Generation verdient. Es findet sich heute fast nur noch in literarischen Texten oder historischen Dokumenten.

Minnesang und Minne – Die Kunst der höfischen Liebe

„Minnesang“ und „Minne“ sind Begriffe, die sich auf die mittelalterliche Kunst der höfischen Liebe und Dichtung beziehen. Der Minnesang war eine Form der Lyrik, in der Ritter ihre Liebe zu einer oft unerreichbaren Dame besangen. „Minne“ bezeichnet dabei die liebevolle Hingabe und Verehrung. Obwohl diese Begriffe in der Literaturgeschichte eine wichtige Rolle spielen, sind sie im alltäglichen Sprachgebrauch weitgehend verschwunden.

Weibsbild – Eine alte Bezeichnung für Frauen

Das Wort „Weibsbild“ war einst eine gängige Bezeichnung für eine Frau. Es setzte sich aus den althochdeutschen Wörtern „wīb“ (Frau) und „bilidi“ (Bild) zusammen. Obwohl es ursprünglich neutral war, hat es im Laufe der Zeit eine abwertende Konnotation erhalten und wird heute kaum noch verwendet.

Kegel – Die unehelichen Kinder

Im Mittelalter und der frühen Neuzeit war das Wort „Kegel“ eine Bezeichnung für uneheliche Kinder. Es stammt aus dem Althochdeutschen „kegil“, was „Keil“ bedeutet und eine abfällige Anspielung auf den „keilförmigen“ Lebensweg dieser Kinder war. Heute wird das Wort nur noch in der Redewendung „Kegel und legitime Kinder“ verwendet, die sich auf alle Kinder eines Mannes bezieht, unabhängig davon, ob sie ehelich sind oder nicht.

Altweibersommer – Der goldene Herbst

Der Begriff „Altweibersommer“ beschreibt eine Wetterperiode im Spätsommer, wenn es noch einmal warm wird, bevor der Herbst endgültig einzieht. Der Ausdruck hat nichts mit alten Frauen zu tun, sondern leitet sich von „weiben“ ab, einem alten Wort für das Weben von Spinnweben, die im Spätsommer oft in der Luft schweben. Diese Bezeichnung wird zwar noch gelegentlich verwendet, ist jedoch vielen Menschen nicht mehr geläufig.

Firlefanz – Unsinn und Albernheiten

„Firlefanz“ ist ein wunderbares Wort für unnötigen Schnickschnack oder albernes Getue. Es hat seinen Ursprung im 17. Jahrhundert und bezeichnete ursprünglich überflüssigen Tand und Schnickschnack. Heute findet man das Wort nur noch selten, doch es vermittelt sehr anschaulich die Bedeutung von überflüssigen oder unnötigen Dingen.

Backfisch – Die jugendliche Phase

„Backfisch“ war im 19. Jahrhundert eine gängige Bezeichnung für ein junges Mädchen im Teenageralter, das „halbfertig“ ist, ähnlich einem Fisch, der noch gebacken werden muss. Der Ausdruck wurde scherzhaft und liebevoll verwendet, ist aber heute nahezu verschwunden und würde wohl für Verwunderung sorgen, wenn man ihn in einem modernen Gespräch benutzen würde.

Resümee

Die deutsche Sprache ist lebendig und entwickelt sich ständig weiter. Während einige Wörter in Vergessenheit geraten, bereichern neue Ausdrücke unseren Wortschatz. Die alten Wörter, die kaum noch jemand kennt, erzählen Geschichten aus einer anderen Zeit und Kultur. Sie sind ein wertvoller Bestandteil unserer sprachlichen und kulturellen Erbschaft. Es lohnt sich, diese verlorenen Schätze zu erkunden und zu bewahren, denn sie geben uns Einblicke in die Lebenswelt unserer Vorfahren und bereichern unsere eigene Ausdrucksweise.

In einer Zeit, in der Sprache oft auf Effizienz und Funktionalität reduziert wird, können diese alten Begriffe dazu beitragen, die Vielfalt und den Reichtum der deutschen Sprache zu würdigen und zu erhalten. Lasst uns also hin und wieder einen Blick in die Vergangenheit werfen und die vergessenen Worte unserer Sprache neu entdecken.

Diese weiteren Wörter sind Zeugnisse einer reichen sprachlichen Vergangenheit und laden dazu ein, den Wortschatz der deutschen Sprache wiederzuentdecken und vielleicht sogar das ein oder andere Wort wieder in den täglichen Gebrauch zu integrieren. Sie spiegeln die kulturellen und gesellschaftlichen Gegebenheiten ihrer Zeit wider und sind wertvolle Erinnerungen an eine längst vergangene Epoche.

  1. Abendmahlzeit: Abendessen
  2. Altvater: Großvater, ehrwürdiger alter Mann
  3. Anschlag: Plakat, Bekanntmachung
  4. Backfisch: Junges Mädchen im Teenageralter
  5. Barbier: Friseur, Rasierer
  6. Beinkleid: Hose
  7. Bettzeug: Bettwäsche
  8. Brodmutter: Bäckerin
  9. Büttel: Polizist, Amtsdiener
  10. Dachstube: Dachgeschosswohnung
  11. Dame: Vornehme Frau (heute auch in Brettspielen verwendet)
  12. Degen: Schwert, Stoßwaffe
  13. Edelmann: Adliger, Aristokrat
  14. Erquickung: Erfrischung, Stärkung
  15. Fahrendes Volk: Zigeuner, umherziehende Künstler
  16. Fährlichkeit: Gefahr
  17. Flausen: Unsinn, Albernheiten
  18. Freier: Verehrer, Heiratskandidat
  19. Fräulein: Junge unverheiratete Frau
  20. Gesinde: Dienstboten, Knechte und Mägde
  21. Gevatter: Taufpate, oft scherzhaft als Freund oder Kollege
  22. Gewand: Kleidung, Kleidungsstück
  23. Gewölbe: Keller, Lagerräume
  24. Haderlump: Gauner, schlechter Mensch
  25. Hanswurst: Narr, alberner Mensch
  26. Hemdbrust: Hemdkragen
  27. Hofnarr: Hofkomiker, Narr am königlichen Hof
  28. Hundsfott: Schimpfwort für einen niederträchtigen Menschen
  29. Hurenkind: Typografischer Fachbegriff für eine Zeile, die am Anfang einer Seite alleine steht
  30. Jungfer: Unverheiratete Frau, Jungfrau
  31. Kalesche: Pferdekutsche
  32. Kammerdiener: Persönlicher Diener eines Adligen
  33. Kanzleirat: Beamter in einer Kanzlei
  34. Kegel: Uneheliches Kind
  35. Knecht: Diener, Arbeiter
  36. Kurtisane: Mätresse, Geliebte eines reichen Mannes
  37. Lakaien: Bediensteter in Livree
  38. Landsknecht: Söldner, Soldat im Mittelalter
  39. Liebchen: Verkleinerungsform von Liebe, meist als Kosename
  40. Mamsell: Hausdame, Vorsteherin des Haushalts
  41. Mandel: Bezeichnung für eine Menge von 15 Stück
  42. Maulaffe: Tölpel, einfältiger Mensch
  43. Minnesang: Mittelalterliche Liebeslyrik
  44. Morgenstern: Schlagwaffe mit Stacheln
  45. Nachtmahl: Abendessen
  46. Natterngezücht: Schimpfwort für niederträchtige Menschen
  47. Oheim: Onkel mütterlicherseits
  48. Pritsche: Schlagstock, ursprünglich ein Bett
  49. Putzmacherin: Hutmacherin, Modistin
  50. Recke: Held, tapferer Kämpfer
  51. Resedame: Dame, die sich um den Empfang in einem Haushalt kümmert
  52. Ruprecht: Knecht Ruprecht, Begleiter des Nikolaus
  53. Schildknappe: Junge, der einen Ritter diente
  54. Schulze: Dorfschulze, Bürgermeister eines Dorfes
  55. Schusterjunge: Typografischer Fachbegriff für eine Zeile, die am Ende einer Seite alleine steht
  56. Schwager: Früher allgemein Verwandter durch Heirat, heute Bruder des Ehepartners
  57. Seifensieder: Seifenhersteller
  58. Spinnstube: Treffpunkt zum gemeinsamen Spinnen und Erzählen
  59. Stelldichein: Verabredung, Rendezvous
  60. Tagedieb: Müßiggänger, Faulenzer
  61. Tollpatsch: Ungeschickter Mensch
  62. Trödel: Altes Zeug, wertloser Kram
  63. Tuchhändler: Stoffhändler
  64. Ungemach: Unannehmlichkeiten, Beschwerden
  65. Vetter: Cousin, Verwandter männlichen Geschlechts
  66. Weibsbild: Frau, heute abwertend
  67. Weidmann: Jäger
  68. Witwenstand: Witwenschaft, Status als Witwe
  69. Wehrer: Ein Wachposten
  70. Zechpreller: Jemand, der die Zeche (Rechnung) nicht bezahlt
  71. Zofen: Weibliche Dienerinnen

Fallst du noch alte Worte kennst, die ich hier vergessen habe, diese bitte als Kommentar posten.

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Interessant was es alles mal für Wörter gab, einige kenne ich noch wie zum Beispiel Firlefanz aber andere sind wohl schon länger in Vergessenheit geraten.

Mir fällt noch Humbug ein: Etwas, was sich bedeutsam gibt, aber nur Schwindel ist. Demnach ist heute sehr vieles Humbug :-).

Ja die
Base, das ist die heutige Cousine
und
Mume, das ist die Tante.

Backfisch kannte ich überhaupt nicht, find ich aber toll die Bezeichnung. Wird sicher bald verboten :)

Da du dich intensiv mit der Geschichte befasst, wirst du früher oder später an einen Punkt angelangen, wo dir bewusst wird, dass Sprache mehr ist, als allgemein bekannt ist.

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