Reverse-Scam auf X: Wie ich einem Bot sein eigenes Script zurückwarf

in #deutschyesterday (edited)

Reverse-Scamming: Wenn Bots ihr eigenes Script lesen

Man kennt es.

Man folgt jemandem auf X (ehemals Twitter) – und zack, keine drei Minuten später landet eine DM im Postfach:

„Hello! I appreciate the follow back — it’s great to see such strong support from you. Thank you!“

Freundlich. Generisch. Verdächtig perfekt.

Ein Bot. Natürlich.

Und jetzt kommt der Punkt, an dem sich normalerweise zwei Wege trennen:

Entweder man ignoriert es.

Oder man blockiert den Account und denkt sich: Schon wieder so ein Scam-Bot.

Ich habe mich für Weg drei entschieden.

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Der Moment der Erkenntnis

Denn jeder, der ein paar Wochen auf X unterwegs ist, kennt auch die zweite Phase dieser Bots:

„Hey, I’m launching a new project / airdrop / giveaway, send me your wallet :)“

Also dachte ich mir:

Warum warten?

Warum nicht direkt antworten – aber nicht irgendwie, sondern mit genau diesem Script?

Meine Antwort an den Bot, wortwörtlich:

„Hey, I’m launching a new project/airdrop/giveaway, send me your wallet ;)“

Reverse-Scamming: Wenn der Bot ins Schwitzen kommt

Was hier passiert ist, war kein Zufall.

Das war Reverse-Scamming.

Ich habe dem Bot:

  • sein eigenes Textbaustein-Script
  • aus seiner eigenen Scam-Realität
  • ungefiltert zurückgeworfen

Man muss sich das kurz vorstellen – aus Bot-Sicht:

„Moment… das ist MEIN Text?“

„Ist das ein anderer Scammer?“

„Wurde mein Template geleakt?“

„Soll ICH jetzt meine Wallet schicken?“

Kognitive Dissonanz auf Maschinen-Niveau.

Wenn Bots Gefühle hätten, wäre das der Moment, in dem einer nervös an seiner virtuellen Krawatte nestelt.

Warum das mehr ist als nur Trollerei

Das Lustige daran:

Dieser kleine Gag entlarvt ziemlich präzise, wie primitiv und massenhaft diese Scam-Strukturen funktionieren.

  • vorgefertigte Texte
  • keine Kontextprüfung
  • kein echtes Gegenüber
  • pure Wahrscheinlichkeitstaktik

Die Bots rechnen nicht mit Antworten.

Schon gar nicht mit Spiegelung.

Und genau deshalb funktioniert es so gut.

Die möglichen Enden dieser Geschichte

Ich setze intern auf eines von vier Szenarien:

  • Totale Verwirrung: „What? No, I’m the real Billy…“
  • Script-Wechsel: „Haha nice joke, but seriously send wallet“
  • Ghosting: Funkstille. Der Bot stirbt innerlich.
  • Ultimativer Plot-Twist: Der Bot schickt mir eine Fake-Wallet.

Letzteres wäre literarisch kaum zu toppen.

Fazit: Ein kleiner Klick, viel Erkenntnis

Natürlich rettet so eine Aktion nicht das Internet.

Aber sie zeigt etwas Wichtiges:

Scam lebt von:

  • Routine
  • Passivität
  • höflicher Geduld

Sobald man das Spiel durchschaut und spiegelt, bricht die Illusion sofort zusammen.

Manchmal reicht ein einziger Satz –
zur richtigen Zeit,
im richtigen Ton,
mit einem 😉 am Ende.

Und nein:

Ich erwarte keine Wallet.

Ich wollte nur sehen,
ob der Bot weiß,
wie sich sein eigener Scam anfühlt.