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RE: Lebens(un)wert?

in #deutsch6 years ago

Kein Leben ist lebensunwert. Es ist ein großer, fast magischer Zufall, dass man überhaupt lebt und atmet - auch wenn Vater und Mutter ihren Beitrag geleistet haben, das zu bewerkstelligen, ist es doch nur Zufall. Ein Geschenk des Universums wenn man so möchte. Es ist eigentlich nur noch witzig, dass in unserer Gesellschaft tatsächlich wirtschaftliche und organisatorische Maßstäbe angelegt werden, um zu bestimmen, wie sinnvoll es ist, jemanden am Leben zu halten oder ihn dadurch zu begleiten - keine emotionalen. Man bemisst Lebensqualität an Wirtschaftlichkeit. Unsere Welt ist geformt für einen gewissen Standard an menschlicher Funktionalität und zugeschnitten auf eine bestimmte Art der Intelligenz - statt diese Standards aufzubohren und es für JEDEN möglich zu machen, einfach so zu leben und zu sein, wie man eben ist, werten wir Menschen, die in unserer Modellwelt nicht zurecht kommen, ab und versuchen sie anzugleichen (grundsätzlich machen wir das mit ALLEN Menschen) oder auszugrenzen, wenn Angleichung zu teuer oder anstrengend wird.

Deine Erfahrung mit der Lebensfreude behinderter Menschen kann ich nur teilen. Oftmals unfassbar zufriedene und glückliche Menschen. Gerade wenn die "Behinderung" nicht körperlicher sondern auch geistiger Natur ist, Thema "Downie", finde ich das Leben umso lebenswerter. Das sind oft Menschen mit viel weniger Problemen, Filtern und Konventionen, über die sie sich Gedanken machen müssen - da sind Farben, die Natur oder der Nebenmann noch das geilste der Welt. Ich wünsche mir oft, das einfach auch so sehen zu können (Butter bei die Fische, ein Grund warum ich soviel Gras smoke ;) - Reduktion des Lebens auf die simplen Dinge).

In einer Welt, in der Milliarden für Flughäfen verzockt werden, finde ich die Frage nach der Wertigkeit des Lebens ohnehin deplatziert. Wir könnten jedes Leben wertvoll und würdevoll gestalten und ausdehnen, wenn wir nur aufhören, Geld für noch mehr Geld auszugeben und es mehr in unsere Umwelt und Mitmenschen investieren.

Danke für deinen Beitrag!

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Das hast du wirklich wunderbar beschrieben, dem ist nichts hinzu zu fügen. Freue mich immer sehr, wenn ich auch nur wenigstens bei einer Person auf Resonanz stoßen kann! :) Ich habe mir auch oft gewünscht, einige Dinge nicht so wahrnehmen zu müssen, wie ich das leider tue, die bunten Brillen einiger geistig behinderter Menschen sind gold wert.. ;-) Ja ein wenig wie high oder betrunken sein nur rund um die Uhr scheint es bei einigen zu sein und sie haben deshalb viel Spaß an kleinen Dingen...
Wie kamst du zu dieser Erkenntnis? Hattest du auch viel Kontakt zu MmB? Klingt als wärst du ein Insider. ;-)

Der Einfachheit halber, antworte ich insgesamt hier, sonst komme ich immer so schnell durch einander bei mehreren Kommentaren paralel ^^ Entschuldige, dass ich diesen Punkt ausgelassen habe, da ich die Tage davor gefühlt schon mit Jedermann aus meiner geglaubten Leserschaft darüber geschrieben habe, empfand ich die Info als überflüssing, eigentlich unlogisch merke ich nun.

Ich habe meinen Job in der Bezugsbetreuung für geistig Behinderte in einer Wohngruppe (wie erwähnt mit vielen Ängsten und Sorgen) gegen einen getauscht, der einige meiner derzeitigen Wunsch-Kriterien enthielt, ich hatte das Glück eine Kindertagesstätte zu finden, die mich als Integrationsfachkraft für 2 Integrations-Kinder eingestellt hat. Da ich gerne Vollzeit arbeiten wollte, ließ man sich darauf ein, mir die restlichen nötigen Stunden als Vorbereitungszeit und Aushilfe im Kita-Gruppendienst einzuplanen :)
Habe jetzt erst (mit heute) 8 Tage dort hinter mich gebracht, bin deshalb wenn ich Heim komme total Reizüberflutet und KO vom wenigen Schlafen, aber die Arbeit begeistert mich total. Sobald ich eingearbeitet bin kann ich endlich mal wirklich gezielt Angebote machen und muss nicht nur für die Grundversorgung durch die gegend rennen... Hier ist das Finanzierungssystem endlich mal (im Gegensatz zu Altenheimen und behinderten Einrichtungen) stimmig: Weiterentwicklung der Menschen ist gewünscht.... Die geregelten Arbeitszeiten, jedes WE auf einmal frei: daran hab ich mich sofort gewöhnt haha Und demnächst steht das erste lange WE durch Feiertage an, ich kann's kaum abwarten, nachdem ich garnicht mehr wusste, an welchen Tagen der "Normalo" so frei hat.. Und wie erwähnt viel ein riiiiesiger Haufen Steine aus meinem Herzen, als ich wusste, nicht mehr auf Abruf zur Arbeit fahren zu müssen, wenn etwas schief lief. So kann ich endlich wieder meine Freizeit selbst planen :D Naja so genug davon, ich wünsche dir einen tollen Abend! Hoffe wir hören voneinander, liebe Grüße Yaraha

Wie kamst du zu dieser Erkenntnis? Hattest du auch viel Kontakt zu MmB? Klingt als wärst du ein Insider. ;-)

Kein Insider. Ich habe mit 18 den Griff zur Waffe verweigert und meinen (damals noch) Zivildienst in einem Altenheim der Arbeiterwohlfahrt gemacht, allerdings ausschließlich auf einer Station für Behinderte in der Einrichtung. Konnte 9 Monate reinschnuppern in die Arbeit von Pflege- und Integrationskräften. Also meine Erfahrung damit sind beschränkt, aber sehr prägend :) Wollte im Anschluss an den Zivildienst erst was im sozialen Bereich lernen/studieren, allerdings nur mit Behinderten arbeiten. Das geht, bzw. ging so damals leider nicht. Also wurde es dann doch was mit Informatik ;)

Freue mich auf jeden Fall für dich. Gerade der Gewinn von mehr Freizeit und Kontrolle über das eigene Leben ist extrem wertvoll und je nach Job oft nur schwer zu erlangen. Gratulation und Respekt, dass du den Schritt gewagt hast :)

Achso ist das bei dir gelaufen :) Aber schon sehr lustig: dann eben Informatik :D Ist ja naheliegend haha Ich war ja auch erst als Bürokauffrau tätig, aber in einem Träger der Behindertenhilfe und wollte dann umbedingt wechseln...
Oft reichen schon kleine Einblicke, um die Einstellung ausschlaggebend zu verändern und diese bleibt dann wohl oft langfristig positiv beeinflusst. Bei meinem Vater, der meine Arbeit anfangs etwas belächelte reichte schon ein gemeinsamer Nachmittags-Ausflug, bei dem er auf einen MmB aufpassen musste, danach sah er alles anders...
Vielen Dank! Ich bin auch ganz stolz und merke, dass sich dadurch auch privat und persönlich gerade Vieles ändern - was aber auch ne menge Kraft kostet, abends bin ich total K.O. ^^ Dir einen schönen Abend noch! LG

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