Unser Weltbild - Was können wir wissen? -Teil 2
Warum sollten wir uns damit befassen?
Zugegeben, die Meisten Menschen reagieren im ersten Moment etwas abgeschreckt, wenn man ihnen die Frage stellt, was wir denn überhaupt wissen können, was das „Wissbare“ ist. Auch ich habe so reagiert, als ich das erste Mal in unserer Messtechnik-Vorlesung mit der Formulierung „es geht um die Frage, was das für uns Wissbare ist“ konfrontiert war. Mittlerweile weiß ich jedoch die Wichtigkeit dieser Frage zu schätzen und muss meinem damaligen Dozenten recht geben – dies ist eine der fundamentalsten Fragen, mit der wir uns als Menschen beschäftigen können, sollten und sogar müssen, wenn wir gute Entscheidungen treffen wollen.
Grade heute, in der Zeit des Internets, in der wir mit nur wenigen Klicks und mit unseren Smartphones an fast jedem Ort der Welt eine Vielzahl von mehr oder weniger unterschiedlichen Antworten auf viele unserer Fragen erhalten können zeigt sich die Relevanz dieser Frage. Wie oft finden sich Artikel und Beiträge, in denen beispielsweise die Quantenmechanik als Beweis für ein Leben nach dem Tod herangezogen wird (https://leben-nach-tod.de/) oder in denen das Ich, das menschliche Bewusstsein, als Illusion des Gehirns betrachtet (https://www.tagesspiegel.de/wissen/alles-fake-auch-das-ich-das-ich-ist-nur-eine-illusion/19304684.html) und dies wissenschaftlich „bewiesen“ wird. Selbst in Angeboten, welche in der breiten Bevölkerung als sehr zuverlässig angesehen werden, finden sich solche Beiträgen, wie beispielsweise auf der Internetseite der Welt (https://www.welt.de/wissenschaft/article1938328/Die-Seele-existiert-auch-nach-dem-Tod.html), und dies sind nur drei zufällig ausgewählte Beispiele, welche grade schnell zu finden waren.
Aber auch in der Schule lernen wir, dass wir in einer deterministischen Welt leben, also in einer Welt, in welcher wir alles berechnen können, wenn wir nur den genauen Ausgangszustand kennen.
Hier wird aber auch schon das erste Problem deutlich: verschiedene Quellen berufen sich (teilweise auf dieselben) wissenschaftlichen Theorien und führen diese als Beweis von zwei sich teilweise absolut ausschließenden Theorien an.
Vor diesem Hintergrund sollten wir uns also fragen, was die Naturwissenschaften denn überhaupt aktuell leisten können, was sie in Zukunft eventuell leisten könnten, und was sie wohl niemals leisten können werden.
Dabei erhebe ich bei dem folgenden Beiträgen keinesfalls Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit, da ich mir darüber bewusst bin, dass auch mein Wissen begrenzt und eventuell sogar fehlerhaft sein kann, ich habe das folgende aber nach meinem besten Wissen und Gewissen erarbeitet. Auch möchte ich darauf hinweisen, dass ich natürlich nur von dem aktuellen Stand der Wissenschaft ausgehen kann, für den (wie auch für alles andere) gilt: Wir wissen nicht, was richtig ist. Wir wissen nur, was falsch ist (Hierauf gehe ich später noch ein).
Als letztes möchte ich noch darauf hinweisen, dass ich mich in der folgenden Reihe ausschließlich mit der Frage des Wissbaren befasse, nicht mit dem, was mein persönlicher Glaube oder meine persönliche Interpretation bestimmter Theorien oder bekannter Zusammenhänge ist – mein Ziel ist es, lediglich so objektiv wie es für mich möglich ist herauszuarbeiten, was unsere Naturwissenschaften leisten können und was nicht und, ganz zum Schluss, dass es durchaus genug raum gibt, damit jeder seinen eigenen Glauben finden kann.
Die Physik als Basis aller Naturwissenschaften
Dass die Physik die Basis aller Naturwissenschaften ist, darüber herrscht mittlerweile Einigkeit in den Fachkreisen. Alle Chemischen Vorgänge lassen sich durch die Physik beschreiben, alle biologischen Prozesse wiederrum durch chemische und physikalische Vorgänge. Somit definiert die Physik auch die Grenzen der Naturwissenschaften.
Die Mathematik lasse ich bei dieser Betrachtung außen vor. Hier sind sich die Wissenschaftler nicht einig, ob die Mathematik eine inhärente Eigenschaft des Universums oder lediglich eine Sprache zur Beschreibung ist, wie wir mit unserer Sprache eine rote Tomate eben als „rote Tomate“ beschreibt beziehungsweise bezeichnen.
Aber was sicher ist, ist dass Sie ein wunderbares Werkzeug für uns als Menschen ist, mit dem wie komplexe, logische zusammenhänge mit einer extrem hohen Präzision beschreiben können.
Demnach werde ich mich in den folgenden Beiträgen hauptsächlich erstmal mit den grenzen der Physik befassen, mit der Frage, in welchen Grenzen die Physik uns überhaupt Beweise bringen kann. Anschließend wird es vor allem um die Erkenntnisse der Physik über unsere Materie und die Frage, was die moderne Physik über unser Weltbild aussagen kann gehen. Unter anderem werden wir dabei auch merken, dass unser materialistisches Weltbild vielmehr auf einem methodischen Ansatz der Naturwissenschaften als wie auf unserer Erfahrung beruht, aber dazu später mehr.
Bin gespannt. Die Physik hat wirklich Grenzen. Ein Leben nach dem körperlichen Tod erscheint mir sehr wahrscheinlich. Keine Naturwissenschaft kann das heute beweisen.
Schöner Beitrag.
Vielen Dank für die Rückmeldung. Was das Thema Leben nach dem Tod angeht, kann ich mir gut vorstellen, in Zukunft ein paar weitere Beiträge zu verfassen, jedoch erst wenn ich diese Reihe beendet habe, da ich es für sehr wichtig halte, grade in diesen Grenzbereichen sehr genau zwischen Wissen und Glauben zu unterscheiden und ich durch mein Studium leider nicht so viele Kapazitäten frei habe.