Kurzbericht Amelungsberg
- Aussicht vom Hohenstein (Teufelskanzel) bei bestem Wetter. ;) Aufgenommen mit der Gopro5 und bearbeitet und zusammengefügt als Panorama in Lightroom. Im rechten Bildteil ist hinter dem Mittelberg der Amelungsberg versteckt
Der Amelungsberg und die Amelungsburg - ein erster Eindruck
Neulich waren wir kurz auf einen kleinen Spaziergang in den Süntel gefahren, ganz in der Nähe des Riesenberges und der nahe gelegenen Schillat-Höhle und dem vor Ort stattfindenden Steinbruch. Diesmal wollten wir nicht zu Hölle und dem Wasserfall und somit zeigte mir meine Begleitung einen Ort den sie schon oft zuvor besucht hat. Als wir den Amelungsberg anfingen zu erwandern viel mir sofort die Struktur des Berges auf die mir schon oft von der Straße ins Auge gefallen war. Geschützt von einem Bergzug mit nahezu gerade verlaufendem Kamm über ca. 500-700 Meter und symmetrisch abfallenden Berghängen beidseitig liegt dahinter der auf der Karte verzeichnete Amelungsberg zu deren Fuß wir nun standen. Die Struktur erinnert schon von unten an einen üblichen Vorwall und einer Auffahrt die strategisch günstig mit dem Hang zur Linken sich den Berg hochschlang. Steht man vor dem eigentlichen ehemaligen Haupttor ist der Vorwall mit einem Blick nach hinten deutlich abgezeichnet und um den Haupteingang angelegt. Die Grundstruktur ist noch sehr deutlich und dem Alter entsprechend gut erhalten. Ein Informationsschild informiert über den vermuteten geschichtlichen Hintergrund der sog. Amelungsburg (die nicht in den üblichen Karten verzeichnet ist) leider hatte ich diesmal keine Zeit Fotos zu machen so das ich dies später nachholen werde und nachliefere.
Das Wort oder der Name Amelung ist laut einer kurzen Recherche auf die gotische Bezeichnung für das Volk der Amaler bekannt, ein Herrschergeschlecht welches unter Emanarich im 4 Jahrhundert das ganze Gotenreich beherscht haben soll. Amelung ist als Vor- und Nachname bekannt und kommt in den Regionen Nordeutschlands in relativer Nähe zum Süntelgebirge besonders häufig bzw. konzentriert vor. Ob es hier irgendwelche direkten Verbindungen gibt ist mir bisher nicht bekannt. Ob es sich bei dem Namen um die ursprüngliche Bezeichnung der Wallburg handelt ist unwahrscheinlich zumal laut C-14-Methode Funde auf eine Zeit von 400 v. Chr. datiert wurden und somit auf eine längere Nutzung der Anlage zu schließen ist. Ob die Höhenburganlage nur zeitweise genutzt wurde ist ebenso offen. Es gibt ca. 300 bestätigte Funde aus der vorrömischen Eisenzeit (Laténezeit). Heute gibt es vom gemörtelten Mauerwerk nur versteckt Spuren ist an den Rändern zu den Hängen jedoch immer noch deutlich zu erkennen. Geschichtlich ist die Amelungsburg auch als Burg Roden bekannt. Die Burganlage war der Stammsitz der Grafen von Roden, einem Adelsgeschlecht und wurde zwischen 1120-1127 erstmals urkundlich erwähnt. Bis zum offenen Konflikt mit dem Schaumburger Haus im 12.Jahrhundert rang das Haus Roden um die Herrschaft im Weserraum bis die Schaumburger letztendlich die Grafen von Roden in den Raum um Wunstorf-Limmer-Hannover zurückdrängten.
Kurz bevor wir durch das Haupttor traten blickte ich intuitiv auf die rechte Seite vermutlich vor dem ehemaligen Hauptor. Das Gefühl beobachtet zu werden stellte sich ein war jedoch weniger unheimlich als schon bekannt von den Orten die ich zuvor in der näheren Umgebung besuchen konnte. Es war als müsse mensch erst um Einlass bitten um auch wirklich die "Burg" betreten zu dürfen. Mag es gewesen sein das zuletzt Widukind während der Sachsenaufstände hier zugegen war fühlte ich jedoch das dieser Ort weit älter und länger genutzt wurde als nur die Zeit zu Beginn der Laténezeit in der die Anlage als Fluchtburg oder Befestigung gegen die Römer gedient haben könnnte. Auch dieser Ort gehört zu dem Netzwerk welches sich durch das ganze Süntelgebirge zieht und weit darüber hinaus geht. Das sind natürlich subjektive Empfindungen und intuitive Bilder die sich mir bei dem Ortsbesuch zeigten dennoch sind solche Eindrücke immer wichtig um auch seiner Fantasie den Raum geben zu können unter Umständen richtige Schlüsse zu ziehen oder geschichtliche Ereignisse zu erfassen.
Als wir den Berg an der Kuppe erreichten war außer ein paar wie zufällig aufgehäuften Steinen und Geröll nicht viel zwischen der Vegetation zu erkennen. Leider auch hier wie so oft und überall im Moment... Sturmschäden. Ein paar sehr sehr alte Bäume (dem Mammutbaum ähnelnd) hat es erwischt es wirkte so als wäre diesem Ort die Wächter genommen worden. Ein trauriger Anblick so mächtige Lebewesen am Boden ausgerissen liegen zu sehen und es ist ein deutlich zu häufiger Anblick geworden für den wir alle noch einen sehr hohen Preis zahlen werden. Die Vegetation hierzulande ist deutlich im Wandel aber dazu mal in einer anderen Geschichte oder einem Artikel.
Der Rundblick oben auf der Kuppe erzeugte bei mir ein Gefühl von ehemals starker Geschäftigkeit doch dies nur zeitweise womit eine Nutzung als Fluchtburg sprechen würde, doch ist hierfür die Anlage meiner Meinung nach deutlich zu umfangreich denn sieht man vom Amelungberg die Symmetrie der Berge rundherum erscheint die ursprüngliche Größe vermutlich gewaltig größer womit es in der mythisch und vorgeschichtlichen Umgebung perfekt reinpassen würde. Wie wir mittlerweile wissen wurde schon in der Vorzeit in einem nicht kleinen Rahmen gedacht wenn es um Landschaftdenkmäler geht oder auch um Kultplätze. Davon gibt es im Süntel genügend und auch die Sachsen werden nicht ohne Grund zu Füßen des Hohensteins und unter wachsamen Augen des weißen Hirschen hier in der Gegend erbittertsten Widerstand geleistet haben. Jeder einzelne Ort ist besonders und nicht alle Plätze sind so einnehmenden und herabziehend wie die gewaltige Energie direkt auf der von einem christlichen Missionar benannten "Teufelskanzel" am Hohenstein.
Nun gut als wir den hinteren Teil der ehemaligen Burganlage erreichten gingen wir querfeldein und kamen zum südlichen Hang der die Sicht Richtung Weser eröffnet. Hier ist noch Teil deutlich zu erkennen, das die mittlerweile über Jahrhunderte abgetragene Burg früher durchaus massiv gewirkt haben muss. Selbst die ursprüngliche Amelungsburg bestand aus Trockenmauerwerk mit einer Dicke von 3 Metern und einer Höhe von 1,8 Metern.
Soviel zu den ersten Eindrücken vom Amelungsberg im Süntelgebirge. Bisher hatte ich die Gelegenheit schon am Hohenstein, Schaumburg, Paschenburg, Höllenbach und am hohen Nacken erste Eindrücke der Umgebung zu sammeln ich bin gespannt was sich aller zeigen und entdecken lassen wird. Bis dahin weiter auf der Spur unserer Geschichte.
euer M.
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