About The Flak towers in Vienna / Die Flak Türme in Wien

in #deutsch7 years ago

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Liebe Steemianer,
wenn Du nach Wien kommst, lohnt sich ein Besuch des Flak Turms im Esterházypark im 6. Bzirk auf jeden Fall. Der Turm und das darin befindliche „Haus des Meeres“ ist schon durch einen tollen Beitrag von @capitalism hier beschrieben, daher für den jetzigen Zustand des Turms einfach dort nachlesen.

Was aber viele nicht wissen ist, dass sich im Turm auch ein kleines Museum befindet, das seine Rolle im 2. Weltkrieg als ziviler Luftschutzbunker und Flak Turm beschreibt, und über die damalige technische Ausstattung und vom Leiden der Zivilbevölkerung unter dem Luftkrieg erzählt.

A propos, Flak ist die Abkürzung für Fliegerabwehrkanone.

1956 hat der Turm noch wie im oberen Bild ausgesehen (mit der 3,5m Radarantenne, „Würzburgriese“ genannt, die Daten über die herannahenden Flugzeuge sammelte). Er war einer von 6 Türmen, die paarweise in einem Dreieck rund um die Innere Stadt positioniert waren, je ein Paar bestand aus einem Leitturm und einem Gefechtsturm.

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Der Turm im Esterházypark war ein Leitturm und er wurde in 10 Monaten fertiggestellt, zwischen Okt. 1943 und Juli 1944. 132000t Beton wurden verwendet. Er hat 2,5m dicke Wände und zwischen dem 9. und 10. Stock befindet sich eine 3,5m dicke Betonschutzdecke.
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Nach dem Krieg versuchte man, die Türme abzureissen, aber alle Pläne scheiterten, da es entweder zu teuer oder zu gefährlich (mit Sprengstoff) gewesen wäre wegen der Nähe von Wohnhäusern. Heute könnte man sie sicher entsorgen, aber mittlerweile stehen alle 6 unter Denkmalschutz, einer (der in der Stiftskaserne) dient als Notfallhauptquartier für die Bundesregierung.

Die Flugabwehrartillerie war ziemlich ineffizient. Nur jeder 125. Bomber (bei Nacht sogar nur jeder 145.) wurde im Schnitt abgeschossen, obwohl viele mehr beschädigt wurden. Die Kanonen wurden auch benutzt, um 1945 die näherkommenden russischen Bodentruppen unter Beschuss zu nehmen, wodurch deren Angriff verzögert wurde. 12,8cm “Flak-Zwilling 40“ Zwillingskanonen wurden eingesetzt (die mächtigsten, die die Nazis hatten), die 26kg schwere Sprenggranaten verfeuerten, maximal 28 pro Minute und mit einer Reichweite von bis zu 20km.
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Insgesamt war der militärische Nutzen der Flaktürme eher begrenzt, aber die symbolische Bedeutung für die Zivilbevölkerung als Schutzbunker, Notlazarett und Wehrturm war mindestens genauso wichtig.

Das Interessante ist, dass die Geschichtsausstellung genau im ehemaligen Kommunikationsraum des Flakturms im 10. Stock untergebracht ist. Es war vielleicht sogar dieser Tisch, über den die Informationen vom Radar und die Zielberechnungen, die Informationen aus dem Wiener Flak-Kommandozentrum (im Wienerwald, der sog. Schirach-Bunker) und die Anweisungen an den Gefechtsturm in der Stiftskaserne gingen.
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Durch diese Löcher (nein, das sind keine Schießscharten) wurden die Anweisungen an die Soldaten gerufen, die die Flaks bedienten, nachdem ein Flugzeug lokalisiert und sein Kurs berechnet worden war.
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Als die eigentlichen Flak-Bedienungsmannschaften nach und nach an die Front versetzt wurden (um die hohen Verluste dort auszugleichen), wurden als Ersatz Berufsschüler der Schulen in der Nähe eingezogen (sogar 15-Jährige mussten als "Luftwaffenhelfer" die Kanonen bedienen zusammen mit Kriegsgefangenen).

Wien wurde insgesamt 53 mal bombardiert und 28% der Stadt wurde zerstört (37000 Wohnungen). Die schlimmste Bombardierung passierte am 12. März 1945, bei der viele Kulturdenkmäler zerstört wurden (z.B. die Staatsoper, der Stephansdom, das Burgtheather, die Albertina und viele andere). Aber insgesamt hat es Wien nicht so schlimm erwischt wie viele deutsche Städte, vor allem weil die Bomber "nur" mit Explosionsbomben und nicht mit Brandbomben bestückt waren (welche verheerende Feuersbrünste verursachten, als Teil des "moral bombing").



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Dear Steemians,
when you visit Vienna, make sure you visit the Flak tower at the Esterházypark in the 6th district.
The tower and it´s maritime museum „Haus des Meeres“ (house of the sea) is already excellently described in this post from @capitalism, so for the current state of the building please check it there.

What many don´t know is that this former Flak tower houses also a little history musuem about it´s role during World War 2 as civilian air-raid shelter and carrier of heavy anti-aircraft artillery, about the communication technlogy that was used in that time and also how the civilian people suffered under the aircraft bombings.

By the way, Flak means Fliegerabwehrkanone (anti-aircraft artillery).

1956 the tower looks still like in the first picture (with the 3,5m radar antenna on it, called „Würzburg Riese“ which collected data from the approaching aircrafts). It was in fact one of 6 towers situated pairwise in a triangle around downtown Vienna, 3 pairs consisting of each one „control tower“ and one „combat tower“.

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The one in the Esterházypark was a control tower and it was built in 10 months between Oct. 1943 and July 1944. It is made out of 132,000 tons of concrete and has 2,5m thick walls and between 9th and 10th floor a protection ceiling of 3,5m thick concrete was constructed. By the way, after the war the officials tried to get rid of the towers, but all demolition plans were given up, as it would have been either too expensive or too dangerous (using explosives) due to the close distance to the neighbouring houses. Today they could be demolished, but in the meantime all 6 are under preservation order, one of them being used as emergency command center of the Austrian government.

The anti-aircraft artillery was quite inefficient. Only one out of 125 planes (in the night even only 1 out of 145) was shot down on average, although many more were damaged. The cannons were also targeted on the approaching Russian ground troops in 1945 and thus slowed down their attack. 128mm “Flak-Zwilling 40“ twin cannons were used (the biggest ones the Nazis had) which fired up to 28 explosive grenades (26kg each) per minute at a maximum range of 20km.
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Overall the military usefuleness of the Flak towers was quite limited but the symbolic meaning for the civilian population as air raid shelter, emergency medical station and defensive tower was as important.

The interesting thing is that the history exhibition is exactly located in the command center of the Flak tower in the 10th floor. Maybe excactly at this desk the communication between the information received from the radar plus the prediction calculations, the combat command center Vienna (a bunker hidden in the Vienna Forest), and the combat tower had happened.
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Through these holes (no, those were not embrasures) the commands were given to the soldiers operating the cannons, after having located the aircrafts and predicted their course.
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Since the original Flak crews were more and more sent to the front to compensate for the huge losses there, replacement was used from the nearby schools (even 15-year old boys had to operate the cannons together with prisoners of war).

Vienna was bombed 53 times and 28% of the city was destroyed (37000 flats). The most severe bombing happened on the 12th March of 1945 where many cultural monuments were destroyed or damaged (e.g. State Opera, St. Stephans Cathedral, Burgthather, Albertina and many more). Overall, Vienna was not hit that hard like many German cities, mostly because the aircrafts carried explosive bombs but not firebombs (which created those terrible firestorms as part of the "moral bombing").

refrences, pics:
https://www.haus-des-meeres.at/en/Flakturm/Exhibition.htm
https://en.wikipedia.org/wiki/Bombing_of_Vienna_in_World_War_II
http://www.battlefieldsww2.com/viennagb.html
https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:12.8_cm_Flak_40?uselang=de
http://www.bezirksmuseum.at/de/bezirksmuseum_6/bezirksmuseum/geschichtstexte/contentfiles/641/Bezirke/Bezirk-06/Flakturm_-_Text_29.09.2015.pdf

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Extrem interessante Geschichte.
Dass das Haus des Meeres in so einem Turm ist war mir bekannt, der Rest jedoch nicht.
Vielen Dank für die Geschichtsstunde.

Naja ineffizient. Das kam man leicht nachvollziehen. Immerhin flogen die tapferen Befreier außerhalb der Schußreichweite und warfen ihre Bomben nur ungefähr da ab wo sie eigentlich hin sollten. Da es diesen Völkermördern eh egal war wieviele Zivilisten umkommen ist das dann auch zu tolerieren gewesen.
Um das ganze freundlich zu formulieren.

Aber die Frage hat sich für Österreich seit dem Staatsvertrag sowieso erledigt.
Trotzdem guter Post, wieder was gelernt, danke :)

Ja, auf diese Aspekte müsste man noch näher eingehen, das hätte den Rahmen gesprengt. Die Flächenbombardierungen der deutschen Städte hatten ja ausdrücklich das Ziel, soviele Zivilisten wie möglich zu treffen - aus heutiger Sicht ein ungeheuerliches Kriegsverbrechen.

Danke für den interessanten Beitrag. Die Flagtürme in Wien sind mir bislang entgangen. Wusste es gar nicht, dass es in Wien überhaupt noch welche gibt.

Sehr interessant dieser Ausflug in Wiens Vergangenheit. Danke :)

Habe den Artikel mit großem Interesse gelesen. Nach Kriegsende wurden leider in zu hektischer Weise viele Gebäude, Bunker usw. gesprengt, die heute, ähnlich wie die Flak Türme, wertvolle Zeitzeugen wären.

Genau, die Berliner Flaktürme etwa wurden alle von den Aliierten gesprengt, man wollte nicht diese "Nazibollwerke" in der Gegend rumstehen haben, in Wien war man da sozusagen relaxter, sie wurden auf typisch österreichische Weise ignoriert. Der "Schirachbunker" im Wienerwald wurde "nachhaltig" zubetoniert, da ranken sich noch einige Legenden darum, von einem geheimen Raum ist die Rede, etc.

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