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RE: Vertraust Du noch? - Na klar!
Einfach mal zwei Wochen ohne Kinder?
Warum sollte man das wollen?
Man darf ja auch den Hintergrund für die flächendeckende Kitaversorgung, Ferienlager, etc. in der DDR nicht vergessen.
In der BRD wurde sogar die Teilnahme an DDR Ferienlagern für Westkinder von der DKP organisiert .
Warum wohl?
Weil die Eltern Sozialkontakte mit anderen Kindern nicht ersetzen können?
Als Wertschätzung der berufstätigen Eltern, die danach wieder mehr Energie für den Alltag mit den Kids haben? Sommerurlaub hatten wir als Familie ja trotzdem noch. Und in der DDR waren die Sommerferien immer zwei Monate lang statt 6 Wochen.
Dieses Faß machst Du auf, nicht ich.
Wir hatten ein straffes Tagesprogramm, ja, aber indoktriniert wurden wir meines Erachtens (!) nicht, wir waren ja auch zu jung. Jemand, der früher geboren ist als ich, sieht das u.U. anders, aber der hat dann ja auch in der Schule mehr mitbekommen.
Meine Kollegen, die etwas älter sind als Du und noch das volle DDR Programm mitgemacht haben, sehen das anders.
Alleine schon die Uniformen, Massenaufläufe, etc. der FDJ.
Was glaubst Du macht das aus Kindern?
Wehrerziehung in der Schule?
An welchen Staat erinnert das?
Dazu noch ein Regime, das die eigenen Bürger beim Grenzübertritt niederschießt.
Zu glauben, dass so eine Regime irgend etwas aus Nettigkeit macht erscheint mir doch etwas gutgläubig.
Ich hab gerade beim Kochen noch mal über diesen Satz nachgedacht. Ich weiß nicht, welche Altersgruppe Deine Kollegen sind, habe aber aus eigenem Erleben noch etwas anzumerken.
Als ich 1995-1997 auf der gymnasialen Oberstufe war, hatten wir dort natürlich auch Politikunterricht. Bei einem Herrn Mitte oder Ende 50. Der immer wieder darauf herumritt, was für ein fürchterlicher Unrechtsstaat die DDR gewesen sei.
Ich wurde in diesen Stunden immer kleiner, denn entgegnet habe ich natürlich nichts, mündliches Argumentieren war auch damals schon nicht meine Stärke. Außerdem hatten alle ein bißchen vor diesem Lehrer Angst.
In den Pausen waren solche Aussagen dann kein Thema mehr. Ich hatte zwar Mitschüler, die mit mir von der Realschule auf besagtes Gymnasium gewechselt hatten, die mich also seit meiner schulischen Laufbahn im Westen kannten. Es hat aber nie einer danach gefragt, wie es mir in der DDR ging.
Erwartest Du ernsthaft von jungen Menschen, die mehrfach und immer wieder - in der Schule, im Kollegenkreis, usw. - zu hören bekommen, in ihrer Heimat sei doch alles schlecht gewesen, daß sie diese Aussagen nicht irgendwann für sich als Wahrheit annehmen, um nicht streiten zu müssen?
Niemandem kannst Du das erzählen, ohne denjenigen in einen Loyalitätskonflikt zu bringen!
Mein Großvater ist um die Jahrtausendwende herum gestorben. Mir hat nie jemand eingetrichtert, es sei meine Pflicht, die DDR zu verteidigen. Wenn ich jetzt über meine Kindheit berichte, mache ich das aus eigenem Antrieb. Und wegen Kommentaren wie den Deinen.
Trotzdem danke für Deine Zeit. :)
Bei uns war die Gehirnwäsche auch nicht viel anders.
Wenn auch subtiler.
Das machen Staaten eben so.
Ich will Dir eine kleine Geschichte erzählen:
Irgendwann in den frühen 80ern.
Ich kannte zwar die Farben unserer Nationalflagge, wusste aber nicht dass es da noch ein Deutschland gibt.
Wir schauten im Fernsehen Turmspringen.
Ein Sportler mit deutschem Namen und der schwarz-rot-goldenen Flagge gewann und ich freute mich.
Darauf bekam ich von meinem Vater einen Rüffel:
"Siehst Du nicht, dass das einer von den Kommunisten aus der DDR ist?
Da brauchst Du dich nicht freuen, wenn einer von denen gewinnt."
Wir hatten auch immer Angst wenn wir an der tschechischen Grenze entlang gewandert sind. Wir sind trotzdem immer auf die andere Seite gesprungen, es hat aber nie lange gedauert und eine Streife der Tschechen kam vorbei.
Es lag auch immer irgendwie in der Luft, dass bald die Russen bei uns einmarschieren. Es gab auch regelmäßige Atomalarmübungen.
Wir wussten als Kinder nie so genau, was da hinter der Grenze ist, aber uns war bewusst, dass es ganz furchtbar sein muss.
Als man dann nach dem Fall des Eisernen Vorhangs durch den Sport die ersten Kontakte zu tschechischen Jugendlichen bekam, haben beide Seiten erkannt, was das für ein Wahnsinn war.
Aber zumindest hat man bei uns davon abgesehen, die Kinder in irgendwelche Uniformen zu stecken.
Zumindest in diesem Punkt hatte die BRD aus der Geschichte gelernt.
Aber ich stimme Dir zu, dass die DDR Bürger von den Wessis nicht gerade nett aufgenommen wurden.
Auch die tschechischen Arbeiter wurden anfangs wie der letzte Dreck behandelt.
Und das habe ich wo genau in Abrede gestellt?
Wo genau hört bei Dir eigentlich die Altersgrenze für die Bezeichnung "Kind" auf? ;)
Welche Fässer möchtest Du noch aufmachen? :)
Du stellst es so hin, als ob die DDR Regierung durch die Kinderbetreuung ihren Bürgern etwas Gutes tun wollte.
Dem ist ganz sicher nicht so.
Kein Staat dieser Welt betreibt einen derartigen Aufwand ohne Hintergedanken.
Ganz egal ob sich das System sozialistisch, demokratisch oder monarchistisch nennt.
Man kann einen Staat immer nur in seiner Gesamtheit betrachten.
Sonst sind wir schnell wieder beim:
"Damals war nicht alles schlecht..."
Derjenige, der es nicht in der Gesamtheit betrachtet, bist Du.
Und im Satz "Kein Staat ... betreibt ..." hast Du das Wort totalitär vergessen.
Nein, das Wort totalitär habe ich nicht vergessen.
Ich habe selbst den Versuch einer unglaublichen Gehirnwäsche bei der Bundeswehr kurz vor dem Einmarsch in den Kosovo erlebt.
Und das in einem nicht totalitären Staat.
Damals ist man auch nicht vor Fälschungen und Betrug zurückgeschreckt.
Nur um den Hass auf die Serben zu schüren.
Jeder Staat verfolgt bei der Erziehung seiner Staatsbürger eine gewisse Agenda und natürlich ist es immer nur zum Wohle der Bürger, für den Frieden usw.
Es geht immer darum, die Herrschaft zu rechtfertigen.
Früher war das noch einfacher, da gab es das Gottesgnadentum.
Heute müssen sich die Regierungen schon etwas mehr anstrengen.