Ein Tolpatsch kommt selten allein

in Deutsch Unplugged3 years ago (edited)

Wenn Leroy dösig ist und faul, gibt er sich diesem herrlichen Gefühle mittlerweile ohne jedes schlechte Gewissen, gleichsam gewissenlos also, hin.

Der Sonntag ist seit geraumer Zeit ein Tag, an dem ich durch nichts und niemandem von meinem Sofa zu bewegen bin. Am liebsten ist es mir, wenn es regnet. Geht aber genauso gut, wenn die Sonne scheint. Ich bin den Rest der Woche genug am Rotieren.

Irgendwie leicht melancholisch angeweht durch den Weggang Belmondos, suchte ich heute morgen also bei Prime, ob nicht irgendwelche Klassiker hinzugekommen sein mögen. Einmal "Der Profi" am Morgen - so schien mir - könnte durchaus zur moralischen Erbauung und geistigen Erquickung hinreichen.

Leider setzt Amazon seine Prime-Kunden auf Belmondo-Diät, seit er tot ist. Die sind nicht doof und wissen, dass es noch eine ganze Menge solcher Hornochsen wie Leroy gibt, die anfangen, Filme zu glotzen, wenn ihr Jugendidol tot ist. Dann werden die Streifen für 3,99 verkauft. Wer würde es ihnen verübeln. Man nennt es Markt.

A propos Hornochse.

Manchmal hat sich sogar Leroy unter Kontrolle und verzichtete daher dankend, wenn auch zuckend. Stattdessen fiel ihm bei der Suche ein anderer Großmeister der französischen Komödie der 80er ins Auge: PIERRE RICHARD.

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Der Titel "Ein Hornochse und sein Zugpferd" sprach mich sofort an!

Filme, bei dem intellektuelle Filmkritiker gleich das Kotzen kriegen, sind im Normalfall das, was Leroy in höchstes Entzücken versetzt. Vermutlich ist es seine kleinbürgerlich-proletarische Abstammung, vielleicht auch nur sein tumber Geschmack.

Als ich dann bei Wikipedia las, der Film sei „seichte Komödie nach bekannten Mustern, die sich anfänglich um etwas Tiefgang bemüht, aber zusehends an Tempo und verrückter Logik verliert“, wusste ich:

DAS WIRD EIN KNALLER.

War es auch. Ich habe fast 90 Minuten geschrien und gejohlt vor Vergnügen. Gerard Depardieu (noch als schlanker Schönling) und Pierre Richard in einer absolut flachen und seichten Komödie aus den 80ern mit oberdämlichen Sprüchen und Dialogen. Großartig.

Unsterblich, wie die ohnmächtig überfallene Industriellentochter einem Gangster in die Augen blickt, der sie fragt: "Sind Sie verletzt?" - und sie darauf haucht: "Huch, Sie sehen ja aus wie mein Friseur!"

Beide Daumen hoch für dieses Meisterwerk!

Für alte Säcke wie auch für die Jugend, die was vom Lebensgefühl der 80er verstehen will, allererste Wahl! Selbst meine pubertierenden Jungs haben vollkommen abgefeiert und nun, nebst Adriano Celentano, ein neues Idol, das keiner ihrer Kumpels kennt.

Sort:  

Terence Hill fehlt bei den Idols für die kleinen aber noch ...

!tlrdo

Lebensgefühl der 80er... na ja.... Die französischen Komödien damals waren meist nur vollstoned zu ertragen, von daher kommt es einigermaßen hin. Wenn ich aber an wirklich große französische Schauspieler denke, steht Richard nicht weit oben auf der Liste. Depardieu schon, aber nicht wegen solchen Klamaukfilmen. Und die wirklichen Größen sind für mich andere, wie Jean Marais, Alan Delon, Piccoli, Trintignan, Lino Ventura und Jean Gabin. Selbst Louis de Funes ist besser, zumindest in dem Streifen "Brust oder Keule", oder in "Balduin das Nachtgespenst" wo er zusammen mit Gabin spielt.
Andererseits - ich habs letztens schon mal gesagt - die deutschen Komödien der 70er und 80er waren auch ziehmlich mäßig. Geht also in Ordnung, was Richard damals abgeliefert hat.

 3 years ago 

Leroy Du triffst mit der Filmwahl voll ins Schwarze das ist auch mein Humor naja uns werden sicherlich nicht viele Jahre trennen und Sonntags verlasse ich die Couch 🛋 höchstens zum Tisch oder Kühlschrank
VgA

 3 years ago 

Oh ja, das waren die Filmhelden, die gemeinsame Familienfernsehabende füllten. 👍
Daneben ist auch ein weiterer Franzose hervorzuheben: Louis de Funès.🤣

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