Urlaub mal anders

Aus bekannten Gründen ist das Verreisen im Moment etwas schwierig. Man muss über diverse Stöckchen springen und die Regeln ändern sich ständig. Denkt sich jeder seinen Teil dazu, hab keinen Bock mich darüber auszulassen jetzt.

Der Städtekurztrip, den sich Leroy im Juni aus erfreulichem Anlass gegönnt hatte, führte aufgrund einer exzessiven Ausgabepolitik zu einer ziemlichen Zerrüttung der finanziellen Basis, so dass ihm die Entscheidung, die Sippe ohne ihn in den Sommerurlaub ziehen zu lassen und stattdessen daheim bei einem verdünnten Brotsüppchen zu sitzen, recht leicht fiel.

Hauptsache mal drei Wochen Auszeit von der Schinderhütte.

Die Wanderpläne wurden nur ansatzweise durchgeführt, dann kam Regenwetter. Danach hatte ich paar Tage einfach keinen Bock mehr auf gar nix und hing nur faul und allein auf dem Sofa rum. Das tat vielleicht gut. Dafür das Großantiquariat um die Ecke gestürmt, einen halben Tag dort rumgestöbert, das Auto vollgeladen und nach Hause gefahren, um die Kinder vom Flughafen abzuholen, die früher zurückmussten wegen irgendeiner neuen Coronablödsinnsänderung.

Frauchen soll mal schön dort bleiben - darauf haben wir uns geeinigt (fernmündlich aus Hygienegründen) - und paar Tage allein ausspannen. Falls sie Bock darauf hat, sich bei der Rückkehr einsperren zu lassen für 10 Tage, hat sie gleich nochmal paar Tage Urlaub zusätzlich am See allein. Wenn es ihrem Boss nicht passt, kann er sich ne neue suchen oder das mit der Obrigkeit in Berlin klären. Ihr und mir mittlerweile scheißegal.

Seit einer Woche ist Leroy also Solo-Hausmann mit den Kindern statt "Urlaub".

Ich finds unschlagbar.

Kochen, putzen, saugen, Klo putzen, Leergut sortieren und wiederum vor allem auf dem Sofa abhängen und lesen. Bei der Hausarbeit hör ich Podcasts und Hörbücher, in der sonstigen Zeit, und das sind mindestens 10 h am Tag, liegt Leroy auf dem Sofa rum und liest. Soviel Muße hatte ich schon ewig nicht mehr. War nur mal einen Tag in Berlin zum Bockwurstessen und zum Live-Zuschauen, wie weißrussische Sicherheitskräfte auf Zivilisten eindroschen, was ja auch dringend nötig war für den Erhalt der Demokratie.

Ja, wie geil ist das denn, einfach nur zuhause abhängen! Wetter ist mir egal, ich geh nur raus, um Bier zu holen für abends oder um Suppengemüse für den Bohneneintopf zu kaufen, den es dann drei Tage am Stück gibt. Ansonsten ist Restefressen angesagt. Bisher stört es keinen. Männerwirtschaft halt, und Kükchen hat sich dran gewöhnt, weil mir egal ist, wenn sie meckert.

So ist die Zeit noch nie geflogen. Das waren die am schnellsten vorbeigerauschten Tage der letzten Dekaden. Bis Montag zieh ich das noch durch und gebe mich meiner Faulheit vollkommen hin. Danach mach ich vielleicht homeoffice, also fast gar nix. Mal sehen.

Dann schick ich auch die Bücher raus an die Gewinner der Aktion von @chriddi.