Wollen, Sollen, Müssen - Ein Gedicht in zwei Teilen, II. Teil

Sollen

Sollen,
das ist nicht mal ansatzweis´ wie wollen,
denn, sollen, tut man was,
auch wenn es dir nicht passt.

Denn am Sollen,
zerbricht das Wollen,
was man selten will, das soll man meistens tun,
für das Ego, ein Unding, willentlich zu ruh´n.

Gerne denkt man, der Wille sei gebrochen,
scheinbar von Unterwürfigkeit betroffen,
was eine Fehleinschätzung ist,
da das Sollen nicht auf Zwang noch Pflicht erpicht.

Wie ist der Schlamassel nun zu lösen,
wenn Sollen und Wollen nicht in Frieden dösen?,
denn, das ist in dieser Welt so wunderbar,
für alles (!) ist eine Lösung da.

Wolle was du sollst,
für dein Schicksal pures Gold,
nur so kann deine Seele wachsen,
Geist und Materie die Feindschaft lassen.

Müssen

Müssen tut man dies und müssen tut man das,
das ich nicht lach´,
müssen, tut der Mensch nur sterben,
sind schließlich des freien Willens Erben!

Reinhard Fürst

Das Sollen, das hat es in sich. Sollen ist ja eine ethische Kategorie. Man soll ja nicht was man vermeintlich muss, noch soll man das was man immer will.
Ich denke, dass größte Problem in diesem Zusammenhang ist, dass man denkt, das Sollen würde einen einschränken. Und das ist das schlimmste Missverständnis das man machen kann. Zu tun was man soll, setzt einen Willensakt voraus. Man muss sich bewusst dazu entschließen das zu tun was man soll. Dies bedeutet eben gerade nicht von Materie und Gefühl beherrscht zu sein. Dies ist nämlich oft beim Wollen der Fall.

Die Lösung für dieses Chaos ist, zu wollen was man soll. Und man täusche sich nicht, es ist das Schwerste was man in dieser Welt tun kann. Und auch das Nobelste.
Dazu möchte ich ein Beispiel aus der Passionsgeschichte bemühen.
Ich beziehe mich dazu auf MAT 26; 52- 54.
Die Szene, Christus wird gerade von den Wachen im Garten Getsemani verhaftet. Seine Jünger versuchen das zu verhindern.
"Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der wird durchs Schwert umkommen. Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, und er würde mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schicken? Wie würde dann aber die Schrift erfüllt, dass es so geschehen muss?"
Dazu muss man wissen, hätte Christus sich anders entschlossen, wäre der Mensch nicht erlöst worden. Aber es wäre einfacher gewesen!
Man sieht an diesem Beispiel, ob man nun daran glaubt oder nicht ist dabei unwesentlich, dass man beim Sollen zuerst etwas verliert, um hernach umso mehr zu gewinnen.
Weshalb es gut ist wenn man will was man soll. Nur so wächst man wirklich im Leben. Nur so überwindet man wirklich Hindernisse.

Müssen, habe ich gelernt, muss man nur sterben. Was sehr kalt klingt ist, gerade vor dem Hintergrund des oben gesagten, in Wirklichkeit sehr befreiend. Denn es bedeutet letztlich, dass man mich niemals zwingen kann, außer ich lasse mich zwingen. Das man mich niemals einschüchtern kann, es sei denn ich lasse mich einschüchtern, usw.
Es ist sehr beruhigend, zu wissen, unüberwindlich zu sein.