Eine wahre Geschichte für Ungläubige.

Wenn mir damals jemand eine derartige Geschichte erzählt hätte, dann hätte ich ihm einen Vogel gezeigt. Heute sehe ich dies anders. Dies ist eine wahre Geschichte. Ich kann sie selbst bezeugen, weil es mir selbst passiert ist. Macht Euch auf etwas Merkwürdiges gefasst.

Es war der 27 September 2010 am späten Nachmittag. Meine Frau und ich wohnten damals in einer 3-Zimmerwohnung mit Meerblick in einem Küstenort im Süden Barcelonas. Die Sonne schien und es war angenehm warm. Wir wohnten nur 300 Meter vom Wasser weg und durch die 5 Meter breite Fensterfassade unseres Wohnzimmers strahlten gleichzeitig die Blautöne des Himmels und des Meeres und ergaben einen herrlichen Lichteffekt im Haus. Die Schiebetür stand offen und ich konnte das Rauschen der Wellen hören. So waren die meisten Tage im Jahr. Es war wie ein kleines Paradies. Dieser Ausblick war so überwältigend, dass jeder, der das erste Mal zu uns nach Hause kam, wie gebannt und sprachlos mitten im Raum stehen blieb und zunächst einige Sekunden hinausblickte, bevor er wieder ansprechbar wurde.

Leider war die Miete für diesen Luxus teuer, sehr teuer und bei mir lief arbeitstechnisch gerade fast gar nichts. Die Belastungen waren eigentlich zu hoch für unsere Verhältnisse und es bedurfte dringend einer Verbesserung der finanziellen Lage.

Ich saß also am Wohnzimmertisch am Laptop und zahlreiche DIN-A-4 Blätter lagen verstreut auf der Tischplatte herum. Zeugnisse, Empfehlungsschreiben, Anschreiben usw. bedeckten die gesamte Fläche. Ich war dringend auf Jobsuche. Heutzutage ist der Papierkrieg “Gott sei Dank” vorbei. Um 2010 in Spanien war das allerdings noch an der Tagesordnung. So war ich ganz vertieft in meiner “hybriden Arbeitsmethode” zwischen Blätterkrieg und Jobsuche im Internet.

Die Lage in Spanien war mal wieder schlecht. Wenig Arbeitsplätze und obendrein wurden diese noch schlecht bezahlt. Nach der geplatzten Immobilienblase war nun gar nichts mehr los und ich hatte mich entschieden, das Register zu wechseln. Weg vom Dienstleistungsservice im Sportsektor hin zu einem Erziehungsjob. Ich fand eine Anzeige eines spanischen Vereins, der mit deutschen Jugendhilfeträgern zusammenarbeitete und Jugendliche mit schwierigem sozialen Hintergrund hier in Spanien betreute. Und dies in der Nähe von Tarragona, nur 80 km vom eigenen Wohnort entfernt. Das war die Chance für einen Wechsel. Viele werden denken, dass dies ein recht weiter Arbeitsweg sei. Für Deutschland vielleicht, für Spanien eher nicht. Und einen deutschen Arbeitgeber in Spanien würde sich auch nicht jeder entgehen lassen.

Nun hatte ich fast alle Papiere zusammen und steckte diese in einen großen Umschlag. Verzweifelt suchte ich in meinem Papierchaos nach der Adresse, weil ich am nächsten Tag den Umschlag persönlich im Büro vorbei bringen wollte.

Da klingelte plötzlich mein Telefon. Ich starrte überrascht auf die Nummer. Meine Frau! Huch, sie ruft nie von der Arbeit an. Sie ist Krankenschwester und wenn Krankenschwestern eins nicht haben, dann ist es Zeit, während sie arbeiten.
Oh, Schreck. Ist was passiert?

Ich griff nach dieser Überlegung sofort zum Telefon und sagte: "Hallo, alles Ok?"
Die Antwort kam prompt: “Ja, alles klar. Ich weiß gar nicht, wie ich Dir das sagen soll; gerade Dir, aber gerade hat mich meine Mutter angerufen.”

Zack, der nächste Schreck. Meine Schwiegermutter ruft aus Kolumbien an, während meine Frau arbeitet? Das hatten wir noch nie! Meine Gedanken kreisten jetzt erneut um einen möglichen Worst Case. Wer Kolumbien ein wenig kennt, der versteht, wovon ich spreche. Ungeduldig wartete ich auf die weiteren Erklärungen meiner Frau.

Sie sagte: “Ich weiß, dass Du für so was nichts übrig hast, aber meine Mutter hat sehr nachdrücklich darauf bestanden, dass ich Dir die folgende Nachricht genau jetzt zukommen lasse. Es kann nicht warten, es muss genau jetzt sein.”

Wäre dies ein Comic, dann hätte man mich unter eine riesige Sprechblase mit Fragezeichen malen müssen. Ich dachte, was kann so wichtig sein, dass meine Schwiegermutter meine Frau auf der Arbeit stört.

Und so holte sie tief Luft und begann den Rest zu erklären: “Meine Mutter sitzt gerade bei einer Hellseherin. Während dieser Sitzung hat sie sich auch nach Dir erkundigt und die Seherin hat sich auf Dich konzentriert und hat eine Nummer gesehen. Genau gesagt zwei Ziffern. Es sind die 1 und die 9. Die brauchst Du für irgendetwas. Diese beiden Ziffern sind wichtig. Sie meinte, dies sei so wichtig für unsere Zukunft, dass sie mich auf der Arbeit anrufen müsse und ich es Dir sofort erzählen soll.”

Ich viel ihr ins Wort: “Ist das Euer Ernst? Wollt ich mich verarschen? Wozu bitteschön brauch ich das?”
Hierzu muss ich allerdings erwähnen, dass vieler Orts in Südamerika diesbezüglich ein anderer Wind weht. Der Glaube ist dort selbstverständlich und solche spirituellen Sitzungen sind schon recht normal.

Sie antwortete: “Es ist Teil einer längeren Nummer und diese beiden Ziffern stehen am Ende. Es ist auch wahrscheinlich, dass es nicht 19 ist, sondern 91. Die Hellseherin konnte leider nicht mehr erkennen. Nur diese Ziffern und das diese wichtig seien; genau jetzt. Es ist nicht unbedingt ein Lotterielos. Es kann irgendetwas sein. Denk nach, streng Dich mal an. Es ist wichtig und eilig.”

Nun, was soll man zu so einem Anruf sagen. Ich bedankte mich und wir legten dann auf. Ich konnte mit so einem Hokuspokus nun wirklich nichts anfangen. Da rufen die mich aus Cali an, um mich mit so einem Esoterikquatsch zu belasten. Ich schrieb die Ziffern auf ein Blatt – 19 und malte ein Austauschpfeilchen drüber, während ich mich im Monolog über all diesen Esoterikschwachsinn aufregte.

“Als hätte ich nichts Besseres zu tun. Wie können die für so einen "Käse" auch noch Geld bezahlen, ich fass das nicht.“

Ich legte also das Telefon wieder aus der Hand und widmete mich erneut meiner eigentlich geplanten Aufgabe, der Bewerbung. Endlich fand ich diese blöde Adresse, stockte und starrte auf das Blatt. Es lief mir eiskalt den Rücken herunter: Postleitzahl Planes del Rey 43891.

Ich bekam den Job. Es war damals mein Wechsel zum Erziehungssektor. Ich arbeitete über 6 Jahre für diesen Verein und schaffte es bis in den Vorstand. Zweifellos waren dieser Job und diese Nummer als Zeichengeber wichtig für mein späteres Leben.

Jeder darf denken, was er will. Bei mir hat sich seitdem viel im Leben verändert und eine aktive Offenheit hinsichtlich des Themas eingestellt. Ich saß dann bei der nächsten Reise selbst in der Sprechstunde und habe mich informiert. Ja, so kann es gehen.