Seit 0 Uhr sind wir alle besser Menschen ?
Heute beginnen sie dann also, die neuen Vorsätze: Alles wird besser, schöner und größer, man lebt gesünder, man ist netter zu seinen Mitmenschen - und überhaupt, jetzt ist man genau ab 0 Uhr ein guter Mensch geworden. 🙂
Naja, ich bin ja mal gespannt, wie lange die guten Vorsätze anhalten. Keiner wird mehr übergriffig, keiner beschimpft einen anderen, jeder hat Verständnis für das Gegenüber, wenn jemand Hilfe benötigt, reicht man uneigennützig eine helfende Hand. Was freue ich mich auf dieses wunderschöne Jahr 2025, wo Verständnis, Liebe und Mitgefühl allgegenwärtig sind. 🙂
Ich hatte ja schon öfters berichtet, dass vor allem meine großen Communitys eine solche Eigendynamik entwickelt haben, dass ich mich damit gar nicht mehr identifizieren kann. Der Gründungsgedanke von z.B. "Urlaub gegen Hand" war, dass Menschen einander unterstützen und dafür eine Unterkunft und gegebenenfalls Verpflegung erhalten.
Aber seien wir ehrlich, aus dieser Gruppe, aus der eine Bewegung mit mehreren 100.000 Mitgliedern geworden ist, die so mancher mit einer Plattform verwechselt, die All-inclusive-Urlaub vermittelt, ohne groß einen Finger krumm zu machen.
Menschen in Not, soziale Projekte, Vereine und Institutionen, die Anfragen einstellen, erhalten kaum eher überhaupt keine Unterstützung. Hat man nicht gerade ein Objekt, das touristisch ist, am besten natürlich am Meer, im Idealfall eine eigene Ferienwohnung, die man für sich alleine zur Verfügung ha. Es sieht so aus, dass die Oma Hilde, die im Nirgendwo wohnt und wie schon öfters geschrieben, die einmal Hilfe benötigt, um einen Wintervorrat an Brennholz zu machen, niemanden findet, der ihr hilft. Das uneigennützige Unterstützen anderer ist so gut wie nicht mehr existent. Bis auf ganz wenige Ausnahmen schaut es eben so aus, dass jeder nur das Optimum herausholen möchte, um einen tollen Urlaub in den schönsten Gegenden absolvieren zu können mit der geringsten Gegenleistung.
Im Großen und Ganzen kann ich mich mit dieser Community selbst nicht mehr identifizieren. Aber man kann daran nichts verändern, durch die Größe der Gruppe und der daraus geschaffenen Bewegung kann man hier nicht mehr gegensteuern.
Auch ist es langsam an der Tagesordnung, dass Abmachungen nicht eingehalten werden. Ich kann selbst ein Lied davon singen: Von zehn Zusagen erscheinen vielleicht zwei. Menschen mit Alkohol- oder Drogenproblemen oder einfach Menschen, die in der Gesellschaft nicht mehr zurechtkommen, die teilweise obdachlos sind und auch nicht willens sind, einen Finger krumm zu machen, missbrauchen die Community immer mehr, um irgendwo unterzukommen. Zudem gibt es aber auch immer mehr Menschen, die dann andere ausnutzen wollen, um eine billige Arbeitskraft zu finden. Aber hier muss ich sagen, dass ich durch Rückmeldungen weiß, dass die Behörden immer aktiver in diesen Communitys mitlesen. So manch einer hat massive Probleme mit Zoll- oder Steuerbehörden bekommen. Und ich rede hier nicht nur von Deutschland, mir sind auch Fälle in Spanien und in Österreich bekannt, wo teilweise Geldstrafen verhängt worden sind, die für denjenigen recht schmerzhaft waren.
Lange Rede, kurzer Sinn: Es wird zeitnah eine kleine gebührenpflichtige Community geben, wo es verpflichtend ist, sich zu verifizieren und eben einmal im Jahr wenigstens für ein Wochenende, also zwei Arbeitstage, Menschen zu unterstützen, die wirklich Hilfe benötigen, wie Vereine, Einrichtungen oder Initiativen. Das muss nicht einmal in der Ferne sein, das kann auch vor Ort sein.
Im Gegenzug werden die Einnahmen benutzt, um Reisekosten und gegebenenfalls auch die Kosten für die Unterkunft für Helfer zu bezuschussen. Dass es nur eine kleine Community sein wird, ist mir klar, da es nur wenige Menschen gibt, die wirklich noch den Sinn eines sozialen Miteinanders verinnerlicht haben.
All diejenigen, die im letzten Jahr bei dem Crowdfunding für die externe Plattform mitgemacht haben, sind automatisch dort Mitglied, ohne etwas zu bezahlen. Sie können dann selbst entscheiden, ob sie dort Mitglied werden möchten. Die externe Plattform ist auch in der Endphase, und wie im letzten Newsletter berichtet, werden in Kürze die ersten Beta-Tester bestimmt, was bedeutet, die erste Testversion geht bald online.
Beide Optionen sehe ich als kleines Dankeschön für 10 Jahre, in denen ich mich um den Aufbau der Communitys gekümmert habe und in der Woche sicherlich 50 bis 100 Stunden ehrenamtlich für euch alle tätig bin.
Lasst uns alle versuchen, die Welt ein klein wenig besser zu machen. Das kostet nicht viel Mühe, und manchmal reicht sogar nur ein nettes Wort oder eine Geste. Versucht, ein wenig uneigennütziger zu sein, und überlegt auch zweimal, mit welchen Worten ihr z.B. Beiträge kommentiert, denn auch das beleidigende und übergriffige Kommentieren nimmt von Jahr zu Jahr immer mehr zu. Ihr wisst gar nicht, wie ihr mit euren geschriebenen Kommentaren manchmal Menschen verletzt.