Nach der #Artikel13 Entscheidung: (M)eine Reaktion
Seit dem 26.03. haben wir nun erschreckende Gewissheit. Das EU Parlament hat dem Entwurf der EU-Kommission zur Urheberrechtsnovelle geschlossen zugestimmt. Eine vorangehende Abstimmung, ob Änderungen am Text vorgenommen - und somit ggfs. Artikel 13 aus der Richtlinie gestrichen werden könnte - wurde knapp abgelehnt. Gerade einmal 5 Stimmen Unterschied sorgten am Ende dafür, dass die Debatte ohne Änderungen abgeschlossen wurde. Und das Ärgerliche: Hätten alle Abgeordneten des Europäischen Parlamentes die Frage richtig verstanden, wäre einem Antrag auf Änderungen vermutlich zugestimmt worden. Genügend Korrekturanträge zur Abstimmung gingen nämlich im Nachgang ein und wurden auch zugelassen.
Was geschah in den letzten Wochen?
In den vergangen Wochen passierte vor allem unter Aktivisten so einiges. Nachdem die CDU Gegner der Urheberrechtsreform in der niedergeschriebenen Version als Bots bezeichnet hatte, stieg die Ablehnung gegenüber der derzeitig regierenden Volksvertreter rapide an. Rechtsanwalt und YouTuber Christian Solmecke reagierte in zahlreichen Videos auf die Vorwürfe und versuchte auch die technischen und rechtlichen Fragen der Debatte zu beleuchten. Auch viele andere YouTuber, Künstler und Internet Veteranen wie zum Beispiel Tim Berners-Lee (Erfinder von HTML und Begründer des WWW)https://twitter.com/timberners_lee/status/1068592245593509888und Emmet Shear (CEO Twitch.tv) sprachen sich gegen die Novelle aus. Auch Whistleblower und Held einer digitalen Generation Edward Snowden, sprach das Thema (auf Deutsch!) an. Ganz klar sprach er sich hier vor allem gegen die CDU aus und unterstützte den in der Protestbewegung sehr prominent gewordenen Hashtag #nieMehrCDU.
Die Debatte
Während der Plenarsitzung im EU Parlament erschreckte mich vor allem der Umgang mit Artikel 13 Gegnern. So wurde Julia Reda während ihrer Rede von mehrmals unterbrochen. Daniel Caspary versuchte seine Äußerungen zu "bezahlten Demonstranten" zu relativieren, blamierte sich aber bei dem Versuch kläglich.
Nach der Entscheidung
Ich bin entsetzt. Mich macht es zu gleichen Teilen wütend und auch traurig, mit welcher Arroganz und Ignoranz man hier die Zukunft einer ganzen Generation, die sich gerade mal im Aufbruch befindet verbaut. Da oben entscheiden Menschen, die sich vielleicht peripher mit der Thematik auseinandergesetzt haben aber sich bei weitem nicht damit auskennen. Axel Voss (MdEP, CDU), der Berichterstatter zur Urheberrechtsnovelle hat nicht nur einmal eindrucksvoll unter Beweis gestellt, mit welcher gefährlichen Ahnungslosigkeit hier vorgegangen wird.
Einen abschließenden Hammer gibt es dann aber doch noch:
Ratet mal, wer die Entscheidung im Rat letztendlich zu fällen hat? Ja richtig! Die Agrarministerin der CDU Julia Klöckner. Ich finde es wirklich un-fass-bar wie so eine Entscheidung einfach so abgegeben werden kann. Dass SPD Spitzenkandidatin mit diesem Skandal nicht Verbindung gebracht werden möchte, kann ich nachvollziehen, die Methoden mit denen hier vorgegangen wird, allerdings nicht. Es passt nicht in meine Vorstellung von sachbezogenen und qualifizierten Entscheidungen, wenn Dinge wie diese in unseren Parlamenten geschehen. Lasst ihr auch euren Friseur über das Ergebnis eurer Darmkrebsvorsorgeuntersuchung debattieren? Vielleicht. Aber legt ihr Wert auf das Ergebnis?Katarina Barley stellte sich mit der größten Petition im Rahmen einer EU Debatte, öffentlichkeitswirksam zur Schau. Als Gegnerin und Hoffnungsträgerin einer digitalen Nation. Jedoch kann man hier nur das Bild des Dr. Jekyll und Mr. Hyde von ihr bekommen. So ist sie nämlich als Justizministerin im Rat sehr wohl für die Novelle und wird sehr wahrscheinlich dafür stimmen.
Was können wir tun?
Derzeitig gilt es wohl für sehr sicher, dass wir mit den Auswirkungen der Urheberrechtsreform zurechtkommen müssen. Wir sollten aber unsere Stimmen diesbezüglich weiterhin nicht herunterfahren. Wir müssen weiterhin laut sein und das Thema in Erinnerung halten und letzendlich am 26. Mai die Verantwortlichen für ihre törichte Entscheidung bestrafen. Denn dann sind EU-Wahlen.Der Uploadfilter der Copyright Debatte ist nur der Anfang. Bereits jetzt ist die Rede von Filtertechnologie in Bezug auf Terrorismus. Darüber hinaus steht uns mit der E-Privacy Verordnung bereits der nächste existenzbedrohende Gesetzesvorschlag in's Haus.
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