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RE: Die Rolle des Bürgers im politischen Diskurs – Lob der Empirie

in #politics6 years ago

Also ich finde deine Arbeit (die 3 Teile insgesamt) sehr gut, du behältst den roten Faden und hinterfragst gut argumentiert diese Standardmodelle der Politikwissenschaft.
Ich kann nach wie vor nicht ganz nachvollziehen, warum du dir quasi eine schlechte Note erwartet hattest? Oder hast du auf gute Gegenargumente gehofft, die deine Studiendisziplin für dich gerettet hätten?

Ich finde deine Forderung nach mehr Inderdisziplinarität und besserer Empirik in den Geisteswissenschaften absolut gerechtfertigt. Nur wer soll's machen?

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Oder hast du auf gute Gegenargumente gehofft, die deine Studiendisziplin für dich gerettet hätten?

Das ist, glaube ich, der entscheidende Aspekt. Ich hatte irgendwie gehofft, etwas Superwichtiges übersehen zu haben oder in meinem Fazit am Ziel vorbeigeschossen zu sein.
Kam halt irgendwie nicht. Klar, ich war schon eine Weile nicht so richtig zufrieden damit, aber das Ergebnis dieser Arbeit war vermutlich der letzte Tropfen, der nötig war.

Ich finde deine Forderung nach mehr Inderdisziplinarität und besserer Empirik in den Geisteswissenschaften absolut gerechtfertigt. Nur wer soll's machen?

Ich weiß es nicht. Ich finde es halt so seltsam - zumindest an meiner Uni gab es durchaus eine ganz okaye Methodik- und Statistikausbildung, aber davon merkt man halt im weiteren Studienverlauf kaum etwas - geschweige denn, wenn man sich mit der Fachliteratur beschäftigt.
Kleines Beispiel noch:
Ich bin ja ein großer Philosophiefreund - habe das aber bewusst nicht studiert, weil mir viele gesagt haben, dass dort empirische Forschung nahezu nicht stattfindet. Das mag vielleicht übertrieben sein, aber abgesehen vom Zweig der analytischen Philosophie, erscheint es auch nicht allzu weit der Realität zu sein.
Das finde ich persönlich schade - gerade weil es zum Beispiel auch für Naturwissenschaftler nicht schaden kann, zu verstehen was ein naturalistischer Fehlschluss ist (um mal das berühmteste Beispiel zu nehmen) - dafür bedarf es aber eben auch die Auseinandersetzung bzw. die Offenheit der Philosophen. Es ist eine bidirektionale Kommunikation vonnöten - und die findet, vor allem aus geisteswissenschaftlicher Perspektive, meiner Meinung nach viel zu selten statt.
Man muss sich beispielsweise nur mal anschauen, wie angefressen viele Philosophen auf die Forschung der Neurowissenschaften hinsichtlich von Willensakten reagieren.

Gewisse philosophische Grundlagen wären auch in den Naturwissenschaften nicht schlecht, da gebe ich dir recht. Bis vor 25 Jahren oder so wurden die an den Unis auch noch gelehrt. Aufgrund der immer höher werdenden Ansprüche in speziellen Gebieten wurden diese Lehrveranstaltungen dann sukzessive gestrichen, weil man irgendwo kürzen musst, tat man es natürlich lieber im fachfremden Bereich. Mit dem Ergebnis, dass man (wenn man so wie ich einen leichten Hang zur Polemik hat^^) leider viele unserer Abgänger als hochspezialisierte Fachidioten bezeichnen kann.

Aber wir haben halt trotzdem wenigstens das Luxusproblem, empirisch wesentlich genauer arbeiten zu müssen als die Geisteswissenschaften, daher fällt das wahrscheinlich nicht so auf. ;-)

Aber wir haben halt trotzdem wenigstens das Luxusproblem, empirisch wesentlich genauer arbeiten zu müssen als die Geisteswissenschaften, daher fällt das wahrscheinlich nicht so auf

Das ist wohl tatsächlich ein Luxusproblem :D
Ich habe allerdings auch das Gefühl, dass viele Paper in geisteswissenschaftlichen Fachbereichen so geschrieben sind, dass sie nach mehr Inhalt klingen als sie eigentlich bringen - etwas, das mir in naturwissenschaftlichen Studien seltener auffällt.

Ich stelle mir die Geisteswissenschaften ein bisschen so vor wie eine Naturwissenschaft ohne Peer Review. ;-P