Libertarismus und Zölle?steemCreated with Sketch.

in #wirtschaft6 years ago

Zum Libertarismus gehören natürlich keine Zölle! Trotzdem werden diese oft gefordert. Obwohl ich anderer Meinung bin, kann ich dieses Verlangen nachvollziehen. Dies möchte ich anhand eines Beispiels beschreiben.

Auf einem freien Arbeitsmarkt gleichen sich, wie auf jedem anderen Markt, Angebot und Nachfrage aus. Konzerne hätten also nicht die Möglichkeit ihre Arbeitnehmer auszubeuten, denn diese würden schnell das Unternehmen wechseln. Erfolgreiche Unternehmen locken erfolgreiche Arbeitnehmer an. Dies können sie nur, wenn sie auch etwas zu bieten haben. Vor Kurzem erst hörte ich von Unternehmen, welche für die Kantinen Sterne-köche anheuern.
Kurz: Am Ende gleichen sich die Motivatoren der Arbeitnehmer aus, denn diese wären nun selbstverständlich auf dem Arbeitsmarkt.

Ebenso würde sich der Preis anpassen, denn die höheren Kosten müssen ja beglichen werden. Doch was ist, wenn "böse" Unternehmen vom Staat beschützt werden - wenn den Arbeitern nichts anderes übrig bleibt, als unter schlechten Bedingungen zu arbeiten? Die freie Gesellschaft würde unter der Konkurrenz der unfreien Gesellschaft leiden. Die Lösung: Zölle?

Das kann ich klar verneinen! Zum einen bleibt immer noch die Freiheit bei der Kaufentscheidung. Jeder ist mit seinem Konsum mitverantwortlich! In einer moralischen Gesellschaft würde man nur von Unternehmen kaufen, welche ihre Mitarbeiter gut behandeln würden. Aus Marketing-Gründen wäre es also schlecht, seine Mitarbeiter schlecht zu behandeln. Das gilt auch für Konzerne von außerhalb. Zum anderen nimmt man den Konsument die Freiheit billig einzukaufen. Zölle würden den Kunden zum ethischen Einkauf zwingen, auch wenn dieser in einer schlechten Lebenslage wäre. Das würde wider rum gegen den Freiheitsgedanken verstoßen.

Doch auf eure Meinung bin ich diesmal besonders gespannt. Ich muss schon zugeben, dass ich Zölle weniger schlecht finde als Steuern. In einem Minimalstaat wäre dies eine gute Einnahmequelle.

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Zölle sind nichts anderes als eine Einfuhrsteuer, also weg damit.

Ich stimm dir in allen Punkten zu.
Das mit der Moral seh ich aber anders. Und zwar sind die meisten Leute einfach nicht bereit, aus moralischen Gründen von Produkten "asozialer Firmen" abzulassen.
Ein Zoll auf "asoziale Produkte" verteuert für uns zwar die Produkte, sodass wir wohl weniger davon kaufen. Aber das bedeutet auch, dass die ausländischen Firmen ihre Arbeitsbedingungen noch weiter senken müssen um weiterhin am Markt konkurrenzfähig zu bleiben. Die Gesellschaft jenen Landes wird dies durchaus einige Zeit lang mitmachen (müssen). Das wirkliche Problem sind nämlich die politischen u gesellschaftlichen Zustände in den Erzeugerländern, nicht die Kunden anderer Länder.
Bezeichnend dabei ist, dass es gerade die großen Firmen sind, wo arme Leute freiwillig hin gehen um dort für uns unverständlich hart zu arbeiten. Denn dort verdienen sie immer noch mehr als in der heimischen Landwirtschaft oder im Handwerk, wo sie ähnlich hart arbeiten müssen. Das strittige "Freiwillig" lass ich ruhig so stehen, denn auch im "freien" Deutschland geht ja jeder Arbeitnehmer freiwillig an den Arbeitsplatz, wo er am liebsten seinen Lebensunterhalt verdient.

Böse gesagt gehen die Menschen also in jenen Ländern freiwillig in große Exportfirmen arbeiten. Diesen freiwilligen Arbeitsplatz macht man ihnen streitig wenn unsere Regierung Zölle aus moralischen Gründen erhebt.
Das ist eine krasse, aber durchaus realistische Sicht auf die große Moralfrage der "ausbeutenden" großen Dritte-Welt Firmen.

"in einer moralischen Gesellschaft"
Das halte ich für sehr subjektiv. Seit Anbeginn der Menschheit bis heute haben sich Moralvorstellungne nicht nur ständig verändert, sondern unterscheiden sich auch zu einem beliebigen Zeitpunkt zwischen Kulturen.

Das stimmt schon, doch die Moral verfolgt dabei immer einen Zweck. Deswegen sollte man sich immer diese zwei Fragen stellen.

  1. Dient es der Schöpfung und der Menschheit?
  2. Schade einen anderen?