Burnout und jetzt?
Es ist mitten in der Nacht.
Ich werde wach, weil mein Freund fluchend durch die Wohnung läuft.
,,Schatz, was ist los?"
,,Ach der Hund hat hier hingepiescht."
Ich drehe mich wieder um. Er kann es ja wegputzen, wenn er schon wach ist. Ich versuche also wieder einzuschlafen. Doch das war unmöglich.
Mein Freund kämpft vor der Tür gegen den Würgereiz.
Also stehe ich auf, wutentbrannt, schaue auf die Uhr. 02.30 Uhr, in nicht mal mehr 3 Stunden darf ich wieder aufstehen und zur Arbeit fahren.
Ich stehe auf, renne ins Badezimmer, hole den Feudel und ein paar Zewa Tücher. Und nun sitze ich da, am Boden und putze den Urin meines Hundes vom Parkett.
Nachdem ich damit fertig bin, frage ich wo mein Hund denn wäre.
,,Den hab ich vor die Tür gelassen, der soll wissen, dass er was falsch gemacht hat."
Ich gehe runter, doch das Gartentor ist auf. Mein Hund? Weg!
1,5 Stunden Felder abgesucht, im strömenden Regen und heftigen Wind. Irgendwann kommt dieser kleine Scheißer auf mich zugerannt.
Ich liege im Bett, es ist 05.00 Uhr. Noch eine halbe Stunde schlafen. Doch mein Hund? Er hat andere Pläne. Er spielt Ball, rennt hin und her.
Mein Herz schmerzt und schlägt mir bis zum Hals. Und genau dann passiert es. Ich stehe auf und drehe völlig durch. Ich schreie, weine und schlage mir immer wieder gegen den Kopf.
,,Ich halte es nicht mehr aus verdammt!"
Ich melde mich auf der Arbeit krank. Ich bin todmüde (wie immer momentan) und von dem Ausfall meinerseits vollkommen erschöpft.
Um 08.00 Uhr fahre ich zum Arzt. Völlig entkräftet. Ich habe Herzschmerzen, einen hohen Puls, Schwindel, Magenschmerzen und Kopfschmerzen.
Als mein Hausarzt mich sieht ist er erschrocken. Meine Haare hängen mir strähnig runter, meine Augenbrauen sind seit Wochen nicht gezupft (keine Zeit) und meine Schminke ist mir durchs halbe Gesicht gelaufen (um Zeit zu sparen, schminke ich mich nicht mehr ab, sondern immer nur neu).
,,Was führt Sie zu mir?"
,,Ich glaube ich stehe kurz vor dem Zusammenbruch. Alles begann im Sommer. Meine Oma kam ins Pflegeheim mit einer schweren Demenz, mein Vater brach sich im September das Genick und schwebte in Lebensgefahr, jetzt seine Hüftoperation. Und die Praxis, die leite ich seit August alleine. Ich habe seit 3 Wochen eine neue Kollegin, doch trotzdem geht es mir immer schlechter. Ich fühle mich wie im Hamsterrad. Zeit für mich? Die suche ich seit Monaten vergebens. Aufstehen, arbeiten, essen, duschen, schlafen. 7 Tage die Woche!"
,,Sie stehen nicht kurz vorm Zusammenbruch. Sie sind mittendrin! Sie leiden unter einem ausgeprägten Burnout."
Und nun sitze ich hier. Schreibe diese Zeilen. Immer noch ungläubig darüber, dass ich wirklich ein Burnout haben soll. Es gibt durchaus gute Tage, seit ich zu Hause bin. Doch ich bin erschöpft. Verschlafe den halben Tag. Schaffe es nicht mehr auf Whats App Nachrichten zu antworten. Steemit ist für mich längst nicht mehr zu schaffen. Ich fühle mich wie eine Versagerin, ein Nichts, ein Niemand.
Alle anderen kriegen das doch auch auf die Reihe, wieso bin ich so unfähig?
Und dann sind da die Anrufe meiner Chefin. Tagein, tagaus.
Wie soll es jetzt weitergehen? Werde ich wieder in die alte Praxis zurückkehren? Muss ich mir einen neuen Job suchen? Muss ich vielleicht die Stunden reduzieren? Bin ich vielleicht nicht mehr fähig als medizinische Fachangestellte zu arbeiten? Möchte ich mich neuorientieren? Möchte ich was ganz anderes, was ganz neues machen? Wie soll das alles finanziell weitergehen? Bin ich wirklich krank? Aber ich kann doch lachen, da kann ich doch nicht krank sein.
All diese Dinge sind in meinem Kopf. 24 Stunden lang und aktuell finde ich keinen Ausweg.
Es wird Zeit brauchen und wird all meine Kraft erfordern dort herauszukommen. Aber ich bin willig auch diesen Weg zu beschreiten und gestärkt daraus hervor zu gehen.
Immer, wenn Patienten zu uns kamen mit einem Burnout, habe ich mich gefragt, ob es einem Menschen wirklich so schlecht gehen kann, dass er nicht arbeiten kann, aber alles andere keine Probleme bereitet. Ich habe es immer für eine gute Ausrede zum Blaumachen gehalten. Und jetzt wo ich mitten drin bin, weiß ich, was die Hölle bedeutet und wie furchtbar einen solche Erkrankung im Griff haben kann.
Habt ihr Erfahrungen mit den Anfängen eines Burnouts? Ging es euch ähnlich? Oder habt ihr jemandem im Bekanntenkreis der darunter leidet?
Ohje das klingt halbwegs bekannt, allerdings nicht aus eigener Erfahrung sondern bei einem Kollegen von mir.
Ich wünsche dir viel Kraft und die innere Möglichkeit loszulassen und zu entspannen, du brauchst den Fokus auf dir und auf den Dingen die dir Lebenskraft geben und deine Akkus aufladen. Nur dann kannst du auch für andere da sein ...
Ich drück dir die Daumen...
Jan
Ja wenn man sich einmal bewusst damit befasst (meist wenn es einen selbst oder das nahe Umfeld betrifft), merkt man erst, wie viele darunter leiden.
Danke dir, ich werd mein Bestes geben. Noch fällt es mehr als schwer.
Grüße an dich lieber Jan!
So schlimm sich das für Dich gerade anfühlt, so heilsam wirkt eine Auszeit aus deinem Hamsterrad.
Glaub mir, wenn Du Dich an den Rat Deines Arztes hälst und mal 4-6 Wochen aus dem ganzen herausgenommen bist geht es Dir wieder viel besser. Und, nein, deshalb ist man noch lange kein Versager - irgendwann ist das Fass halt voll und dann streikt der Körper, Geist und Seele... dann hilft halt eine Auszeit.
Ich wünsche Dir Verständnis von Familie und Umfeld und hoffe das Du Dinge findest die Dir Spaß machen und Dich ablenken. Schlaf Dich aus, verlier Dich in eine coole Serie oder fahr ein paar Tage weg - das wirkt Wunder! Aber eben wichtig: Mach das und nimm Dich aus allem raus das Dich belastet.
Vielen lieben Dank für dein Kommentar.
Wir werden über Weihnachten auf Fehmarn sein und aktuell verliere ich mich in einem neuen Buch und bin erschrocken darüber, wie lange ich nicht mehr gelesen habe.
Liebe Grüße an dich
Na das klingt doch schon mal super 😀 Genau sowas brauchst Du
Guten Morgen,
das ist nicht der Anfang, du steckst mitten drin!
Sieh zu, dass du eine Auszeit und möglichst gute Aufarbeitungsmöglichkeiten kriegst. Sehr empfehlenswert ist ein Aufenthalt in einer guten psychosomatischen Klinik. Hört sich vielleicht erstmal erschreckend an, ist aber eine gute Kur für die Seele. Nenn es Reha. Du musst erstmal raus und zur Ruhe kommen. Das muss nicht das Ende deines "Hamsterrades" sein, aber du kannst es quasi einen Moment von außen betrachten. Die ein oder andere Stufe an passender Stelle herausnehmen, dann wieder eintreten. Oder, oder...
Krank schreiben lassen ohne psychologische Beratungen geht gar nicht. Dann lässt du dich noch weiter hängen und es wird schlimmer.
Bist du in der Gewerkschaft? Dort gibt es immer Berater. Ansonsten sprich noch mal mit dem Hausarzt über Möglichkeiten. Aber krieg bitte wenigstens dafür "noch was auf die Reihe", das schaffst du!!!
Ja, ich kenne mich aus mehreren Positionen damit aus.
Alles Gute,
Chriddi
Hallo :)
Ich habe zum Glück ja eine tolle Therapeutin gefunden. Der nächste Schritt ist die Kur, das werde ich nach Weihnachten mit meinem Hausarzt besprechen.
Wir sind Beide der Meinung, dass es einen Tapetenwechsel braucht um wieder zu mir zu finden.
Danke für deine Tipps :)
Beruhigt... 😇
Frohe Weihnachten,
Chriddi
Mach Pause aus dem Hamsterrad, damit Du danach wieder voll einsteigen kannst.
Ja das ist jetzt dringend notwendig. Ich würde auch gerne ganz aussteigen, aber das ist noch Zukunftsmusik. Mal sehen, was jetzt auf mich wartet. Vielleicht muss ich das als Chance ansehen.
Besser für immer raus aus dem Hamsterrad - was leichter gesagt ist, als getan... :-(
Den Weg zu finden, ist die Aufgabe. Ich hab ihn noch nicht.
Puh, wenn ich deine Zeilen so lese, kann ich mir sehr gut vorstellen wie es dir wohl ergehen mag. Das zeigt, dass du an einem Punkt in deinem Leben angekommen bist, um etwas zu verändern und das zu tun, was dich glücklich macht.
Ich würde Burnout nicht als Krankheit bezeichnen, sondern als ein Zeichen des Erwachens. Gutes Beispiel, das Hamsterrad: Wir gehen arbeiten, um Geld zu verdienen und um uns Sachen zu kaufen. Wir stehen auf wenn der Wecker klingelt, obwohl wir noch gar nicht ausgeschlafen sind. Und so weiter und so fort.
Für mich kommt ein Vollzeitjob nicht mehr in Frage. Die freie Zeit ist wertvoller als alles Geld der Welt. Man lebt nicht nur für die Arbeit. Es geht darum glücklich zu sein und das zu tun, was das Herz erfüllt.
Alles Liebe von der steemflower ♥
Du hast so Recht.
Für mich wird eine Vollzeitbeschäftigung hiernach wohl auch nicht mehr in Frage kommen. 38,5 Stunden, aktuell eher 43-47 Stunden hält kein Mensch auf Dauer aus. Zumindest erst dann, wenn alles stimmt und ich glaube daran festzuhalten wäre utopisch.
Schön, dass du einen Weg für dich gefunden hast.
Liebe Grüße an dich :)
Ohwaia, ich kann das gut nachvollziehen und hatte sowas ähnliches während meiner Ausbildung. Bei mir war es einfach eine Posttraumatische Belastungsstörung. Aber fühlte sich vermutlich sehr ähnlich an.
Ich wünsch dir viel Kraft, Selbstliebe und Ruhe.
Vielen lieben Dank, das kann ich sehr gut gebrauchen. Aber für mich ist es tatsächlich erschreckend wie viele das oder ähnliches durchlebt haben.
Hm, ich glaube, in unserer krassen Leistungsgesellschaft, ist das kein Wunder. Wir müssen die Anforderungen an den einzelnen wieder anpassen.
Erschreckend im Medizinsektor auf solche Vorurteile der Krankheit gegenüber zu stoßen. Das ist leider nach wie vor sehr verbreitet, Depressionen nicht als Krankheit zu tolerieren. Teilweise wollen das nicht mal Betroffene selbst akzeptieren. Immerhin scheint das bei dir nicht der Fall zu sein.
Ohne Krankheit keine Heilung. Daher denke ich es ist wichtig, das als Krankheit anzuerkennen, auch bei sich selbst.
Naja ich weiß schon, dass die Patienten einen Grund haben zu Hause zu bleiben. Doch als Helferin neigt man dann doch dazu es herunterzuspielen.
Der Patient kommt, lacht und führt ein ganz normales Leben. Das signalisiert nach außen, dass es ihm ja nicht so schlecht gehen kann. Und das sorgt dann tatsächlich desöfteren dafür, dass man nicht glaubt, dass der Patient wirklich krank ist. Jetzt wo ich selbst drinstecke, merke ich, dass das ein Trugschluss ist und werde das in Zukunft vermutlich nicht mehr so sehen.
Aber du hast Recht mit dem was du sagst
Gute Besserung erstmal!
Würde dir sehr empfehlen, mit Meditation anzufangen und jeden Tag vielleicht mal einen kleinen Spaziergang draußen zu machen, wo du Zeit für dich selbst findest, die Gedanken schweifen lassen kannst usw (15 minuten reichen schon)
Zeit für sich selbst zu haben und sich zu entspannen ist sehr wichtig. Und damit meine ich nicht aufs Sofa legen und eine Serie schauen sondern wie gesagt Meditation, einen Spaziergang oder irgendetwas wo man einfach ein paar Minuten nachdenken und zur Ruhe kommen kann.
Meiner Erfahrung nach geht hier qualität vor quantität sprich ein paar Minuten Meditation+10 minuten spaziergang können hier schon Wunder bewirken:D
Außerdem irgendein Sport, gute ausgewogene Ernährung und man fühlt sich wieder energiegeladen.
Das Mindset im Alltag ist mit Sicherheit auch wichtig immer versuchen "pro-aktiv" zu sein und optimistischer zu denken.(auch wenn es oft schwierig ist)
Ich persönlich habe zwar keine Erfahrung mit Burnouts aber beim bewältigen von Stress und auch einfach für eine "innere Ruhe" hat Meditation mir sehr geholfen (merke bei Meditation direkt einen Unterschied; machen eigentlich alle die viel arbeiten)
Viel Erfolg bei deiner Genesung!
Edit: vllt mal vitmain d spiegel checken oder so (kennst du dich bestimmt aus als medizinerin) gerade im Winter wird eine kleine vitamin d supplementierung bestimmt nicht schaden
Danke dir :)
Ja darüber habe ich bereits nachgedacht bzw. die Möglichkeit der progressiven Muskelentspannung für mich zu entdecken.
Danke für deinen Tip und den kurzen Einblick. Das sollte ich auf jeden Fall probieren.
Mein Vitamin D Spiegel ist unterirdisch niedrig, der wurde gecheckt. Führe das jetzt bereits von außen zu.
Liebe Grüße
Dann viel Erfolg;)
Grüße
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kenne ich zugut--erstmal wünsche ich dir ruhe und deine herzerkenntnis--als ich damals ausbrannte,habe ich den job geschmissen und bin in teilzeig gegangen,ruhigere arbeit,und weniger stunden-da begann ich aufzublühen-meditiert habe ich täglich--es ist ein zeichen deiner seele-veränderung - wünsche dir alles licht und liebe auf deinem weg-du wirst geleitet-vertrau und gönn dir zeit-
Ich versuche es genau wie du als Chance zu nutzen. Die Chance dazu kürzer zu treten und in Teilzeit bzw. Stundenreduzierung zu gehen.
Danke !
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