Kinnerstuv

2023-06-02

Obgleich es sich bei ihnen um mächtig prächtige Geschöpfe handelt, liebe ich sie nicht so sehr, die Elster. Schlicht, weil dieser sehr intelligente Krähenvogel in seinem Pinguinkostüm ein Nesträuber ist. Elstern plündern die Nester unserer Singvögel, fressen die Eier sowie ausgebrüteten Nachwuchs mit Haut und Haar spärlichem Gefieder. Allerdings wird sich die Natur bei der Einrichtung dieses „Makels“ etwas gedacht haben und so will ich mal nicht so sein und mein Herz spätestens nach der gestrigen Beobachtung auch für die häufig über unseren Rasen stolzierenden Elstern öffnen.
Durch lautes Rascheln, das beim Durchbrechen der dichten Bambushecke entstand, kündigte sich ein gar possierliches Wesen an, welches sich – noch flugunfähig – für eine Weile auf die Rückenlehne unserer Gartenbank am Teich setzte: Ein Elsterküken! Solch eines hatte ich noch nie gesehen, ich war ganz verzückt von der kleinen „Hackfresse“. Das Junge ließ sich gar nicht stören, wobei ich auch nicht zu dicht mit der Handykamera herankommen wollte. Fütternde Elterntiere ließen sich nicht blicken, dafür hüpfte das Küken ans Teichufer, tapste neugierig umher, trank ein wenig und planschte abschließend am Brunnenstein. Ganz großes Kino kostet nur ein wenig Aufmerksamkeit… ;-)

Ein Küken in der Woche ist wohl nicht genug und so begegnete ich heute Mittag beim Spaziergang mit Mäx (der zum Glück angeleint war) wieder einem Vogelnachwuchs, den ich noch nie gesehen hatte. Auf einem Weg in der Feldmark, am Rande einer sehr feuchten Wiese, kam ein Kranich mit seinem Küken aus dem Gebüsch. Beide gingen ein Weilchen vor uns, bis das Elterntier uns wahrnahm und bodennah nach rechts auf die Wiese flog. Das Kleine jedoch rannte (konnte wohl auch noch nicht fliegen…) geradeaus den Weg entlang. Der erwachsene Kranich schrie immer wieder ohrenbetäubend laut, während der Jungvogel eher klickend-gurrende Geräusche von sich gab. Bei jedem Schrei der Mutter (nehme ich an – die rote Federkrone am Kopf war nicht so gut ausgeprägt wie bei Männchen) blieb das Junge stehen und drehte sich irritiert in alle Richtungen. Irgendwann hüpfte es nach links in ein Weizenfeld. Falsch abgebogen… Naja, ich denke, die beiden werden sich wiederfinden.

Soweit für heute, denn ich muss nun noch rasch einkaufen, um anschließend zwei Bleche Pizza zu backen. Wir haben morgen „Großkampftag“. Der Scherer kommt, 60 Schafe haben einen Friseurtermin. Das ist für alle Beteiligten (Scherer, Fänger und Vorsetzer, Wollstopfer) richtig harte Arbeit, da soll man gut versorgt sein.
Böckchen und Nücki sind auch angemeldet – so eine Profi-Schur ist vielleicht doch weniger Stress, als wenn wir uns wieder jeweils eine Dreiviertelstunde um den eher praktischen denn modischen Sommerschnitt unserer fröhlichen Gesellen bemühen… ;-)