Geldanlage mit Online-Brokern (4/8): Grundregeln an der Börse.

in #deutsch7 years ago

Egal ob wir in ETFs, Aktien oder Fonds investieren möchten: Es gilt ein paar grundsätzliche Regeln zu beachten, wenn wir an der Börse Erfolg haben wollen.

Um die Wichtigkeit der nun folgenden Regeln zu unterstreichen, verzichte ich auf die sonst genutzte, nette Wir-Form.

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  1. Nur Geld investieren, das man nicht braucht. Ein Börseninvestment ist immer mit der Gefahr verbunden, dass die Kurse sinken. Damit man keinen Verlust macht, braucht man die Fähigkeit, schlechte Kurse aussitzen zu können. Das geht aber nur, wenn das Geld das man investiert hat, nicht für andere Dinge benötigt wird. Da an der Börse auch die Gefahr besteht, dass das eingesetzte Geld verloren geht, darf nicht so viel investiert werden, dass bei einem Verlust die eigene Existenz bedroht ist.

  2. Eine Strategie festlegen und sich daran halten. Bevor die ersten Order aufgegeben werden, sollte man genau wissen, in was man investiert und wie man damit umgeht, wenn die Kurse fallen oder extrem steigen. Damit man sich nicht zu spontanen Reaktionen bei starken Kursänderungen hinreißen lässt, sollte man sich zu Beginn genau bewusstmachen, wie man sich in den verschiedenen möglichen Situationen verhalten möchte.

  3. Diversifikation nutzen. Diversifikation bedeutet, sein Geld breit gestreut anzulegen. Wenn man nur in deutsche Automobilhersteller investiert, und die deutsche Autobranche ein schlechtes Jahr hat, ist die gesamte Investition gefährdet. Stattdessen sollte breit gestreut in verschiedene Unternehmen in unterschiedlichen Ländern investiert werden, damit einzelne, schwächelnde Branchen durch viele andere mit positiver Kursentwicklung aufgefangen werden können (vgl. Kommer 2015, S. 339).

  4. Sich nicht von negativen Medienberichten beeinflussen lassen. Wenn in den Zeitungen zu lesen ist, dass ein Börsencrash bevorsteht, sollte bedacht werden, dass sich schlechte Nachrichten stets besser verkaufen als Gute.

  5. Sich nicht von positiven Medienberichten beeinflussen lassen. Auch gut gemeinte Tipps haben keinen Nutzen, denn wenn sie aus dem Internet oder den Nachrichten stammen, hat jeder darauf Zugriff und die Tipps somit keinen Wert mehr. Beispiel: Man erfährt aus den Nachrichten, dass im September das neue iPhone vorgestellt wird, was ein guter Zeitpunkt sei um Apple-Aktien zu kaufen, da deren Kurs mit dem Erscheinen des neuen iPhones sicher steigen werde. Allerdings wissen jetzt alle an der Börse, dass dass neue iPhone erscheint; der Kurs geht also schon vor September in die Höhe. Und wenn das iPhone dann nicht so gut wie erwartet ist, ist es sogar möglich, dass der Kurs fällt und der Anleger Geld verliert.

  6. Sein Finanzprodukt verstehen. Bevor man sein Geld anlegt, sollte man sich mit der Wertpapierart, in die man investieren will, auseinandersetzen. Nur wenn man weiß, wie sie funktioniert, kann man auch vernünftige Anlageentscheidungen treffen (vgl. Kommer 2015, S. 341).

Jetzt, wo die Wichtigkeit dieser Regeln verdeutlicht wurde, kann ich wieder in die Wir-Form wechseln. Im nächsten Teil der Serie werden wir uns ETFs anschauen und sehen, welche Vorteile sie gegenüber herkömmlichen Fonds bieten.

Quelle:

Kommer, Gerd: Souverän investieren mit Indexfonds & ETFs: Wie Privatanleger das Spiel gegen die Finanzbranche gewinnen, 4. Auflage, 2015, Frankfurt am Main: Campus.

In dieser Serie bereits erschienen:

Geldanlage mit Online-Brokern (1/8): Was Online-Broker sind.
Geldanlage mit Online-Brokern (2/8): Auswahl eines Online-Brokers.
Geldanlage mit Online-Brokern (3/8): Ein Depot einrichten.
Geldanlage mit Online-Brokern (4/8): Grundregeln an der Börse.

Link zum vorherigen Artikel:

https://steemit.com/deutsch/@derlukas/geldanlage-mit-online-brokern-3-8-ein-depot-einrichten

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Ich muss leider sagen, "die Bank gewinnt immer" und deshalb hab ich dieses zu teuere Hobby für mich an den Nagel gehängt.

genau das wollte ich doch auch meinen, je nach Einstiegszeitpunkt kann man in die teuersten Unternehmen der USA investiert haben und wäre jetzt im Minus. Hättest du am 24.März 2000 in den NASDAQ 100 investiert, dann wärst du am 29.Juli 2016 erstmals im Plus. Über 16 Jahre später! Im S&P500 sind es 13 Jahre. Im DAX sind es 13 Jahre. Im Dow sind es 9 Jahre. MSCI World 12 Jahre. ISHARES Dow 13 Jahre. EURO Stoxx 50 bis Dato nicht erholt (knapp 2000 Punkte im Minus).

Bei den jüngeren ETFs siehts nicht besser aus: S&P 500 Africa 40 (max 5Jahre -26%), Öl und Gas , Gold und Silber, egal was

Beim Indexing hedged man nicht gegen Crashes, man sichert sich nur dagegen schlechter als der jeweilige Index zu performen und zahlt den Preis, nie besser als der Index zu sein. Bei 30 Jahren und drüber wird ein ETF sich sicher auszahlen, für jemanden der gar keine Zeit hat zu recherchieren (was aber etwas paradox wäre). Das gilt aber genauso für Aktien. Also du hast vollkommen recht ETFs longterm sind vermutlich Rendite und Narrensicher aber insgesamt wird das mit dem Anlagehorizont nicht die Erwartungen treffen. Aber nun gut das solls von mir mit Kritik gewesen sein.

ja wer zu Zeiten des Neuen Markt in die Börsenwelt eingetreten ist und als Telekom noch mit über 100EUR gehandelt wurde (und seitdem gab es keinen Aktiensplit), der kann Geschichten erzählen, egal Lehrgeld bezahlt. Blasen müssen platzen und das gebrannte Kind, scheut das Feuer.

Hallo @rennsteig, darf ich fragen, mit welcher Strategie du an die Börse gegangen bist bzw. in welche Produktart (Aktien, ETFs, Fonds...) du investiert hast?

vorweg: echt interessante Reihe. Resteem

also da das hier auch im Wissenschaftsbereich ist, bin ich mal etwas kritisch. Diversifiziert man in verschiedenen Aktienmärkten, dann ist das im Falle einer Weltwirtschaftskriese kein Hedge und man geht trotzdem broke. Deine erste Regel sichert das physische Überleben der Person (eigentlich schon schlimm dass man sowas klar stellen muss aber du hast damit völlig recht), jedoch sollte man als ernsthafter Investor, den Ruin des Portfolios bzw. das Erreichen eines Uncle Points als Worstcase annehmen. Wenn man nicht gegen 5Sigma events abgesichert ist, dann sollte man es mit dem Investieren gleich lassen. Diese kommen nämlich regelmäßig vor.

Was bringt es 8 Jahre erfolgreich zu sein, wenn das neunte Jahr den Ruin des Portfolios bedeutet? Das bedeutet nichts als acht verschwendete Jahre. Erbt man 250.000 Euro, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering daraus in den nächsten 10 Jahren die erste Million zu machen. Ein unwahrscheinlicher Lynch oder Buffet kommt mit 33% p.a. und verdoppelt damit alle 3 Jahre und macht daraus eine Million in 9Jahren. Ein normaler Mensch tendiert eher Richtung 5% :D und verdoppelt somit den Einsatz alle 20 Jahre und erreicht die erste Million nach 40 Jahren ...

vorausgesetzt er verliert nie auch nur einen Cent. Also selbst dann, wenn man nicht auf der Straße sitzt danach, kann man sich NIE leisten, etwas zu verlieren.

Erstmal vielen Dank für den Resteem. Zu deinen Anmerkungen:

Bei Wirtschaftskrisen muss man nur in der Lage sein, die Krise auszusitzen. Wenn das Portfolio stark an Wert verliert - einfach abwarten. Solange man dazu in der Lage ist, kann man kaum Geld verlieren. Der Verlust tritt nur ein, wenn man zu einem schlechten Zeitpunkt verkauft. Deshalb heisst es ja in Punkt 1: "Nur Geld investieren, dass man nicht braucht."

Das mit den 5%: Als ich mit Börsengeschäften begonnen habe, hiess es auch, für Privatanleger wären in Zukunft nur 5% drin. Ich habe es aber tatsächlich geschafft, innerhalb von 2 Jahren eine erheblich höhere Rendite zu erwirtschaften, die näher an deinen 33% von Buffet als an den 5% liegt. Alles nur mit ETFs, ohne irgendwelche Hebelprodukte. Speziell auf ETFs gehe ich aber noch in den zukünftigen Artikeln ein :)